Kitsch oder Konsum? Der Valentinstag bei den Schwabingern

Schwabing · Eine Blume ist drin

Am Valentinstag ist bei Horst für seine Carmen (gr. Foto) »eine Blume drin«, für Clemens und Julie ist die Liebe eben da oder nicht, unabhängig von Geschenken am 14. Februar.	Fotos: Julia Stark

Am Valentinstag ist bei Horst für seine Carmen (gr. Foto) »eine Blume drin«, für Clemens und Julie ist die Liebe eben da oder nicht, unabhängig von Geschenken am 14. Februar. Fotos: Julia Stark

Schwabing · Wie begehen die Schwabinger den Valentinstag? Was für die einen am 14. Februar ein romantischer Liebesbeweis ist, halten die anderen für Kitsch oder überflüssigen Konsumzwang. Auch unter den Schwabingern gehen die Meinungen auseinander.

Eher unregelmäßig begangen wird der Valentinstag etwa bei der Familie Hardenkopf aus Schwabing. »Wir sind schon so lange zusammen, wir brauchen das nicht mehr«, sagt Renate Hardenkopf und lacht. »Wir haben uns das ganze Jahr über lieb.« Ihr Mann Urs indes erinnert sich: »Du hast das nie gemacht, aber ich habe dir immer mal wieder etwas geschenkt.« So »inflationär«, wie der Valentinstag seit einigen Jahren gehandhabt wird, sei dies in seiner Familie aber nie üblich gewesen. Vielmehr hat Urs Hardenkopf den Tag eher spontan zum Anlass genommen, um seiner Frau etwas mitzubringen: »Aber auch nicht jedes Jahr.« Diesmal falle der Valentinstag aus, weil er gar nicht in München ist. Gepflegt wird die Sitte allerdings bei den Kindern des Paares, berichtet Renate Hardenkopf. Die besuchen nämlich das Maxgymnasium – und dort können die Schüler traditionell bei ihren Tutoren Rosen bestellen, die sie sich dann gegenseitig schenken.

Ein lieb gewonnenes Ritual ist der Valentinstag indes bei den Schwabingern Horst und Carmen, die ihre Nachnamen nicht verraten wollen. »Eine Blume ist schon immer drin«, sagt Horst. Seit sechs Jahren sind die beiden ein Paar. Der 14. Februar sei in ihrer Beziehung von Beginn an gewürdigt worden, erzählt Carmen: »Wir haben immer etwas gemacht.« So hat sie von ihrem Freund Rosen oder Gerbera bekommen, »eben Kleinigkeiten«, aber auch Süßigkeiten bringen sich die beiden mit. Allerdings gehe es dabei nicht nur um Geschenke, räumt Carmen ein. In diesem Jahr hat sich das Paar zum Beispiel anlässlich des Valentinstags mittags zum Kaffeetrinken verabredet.

Die Viertelbewohner Clemens und Julie, die ebenfalls nicht mit vollem Namen genannt werden wollen, sind sich dagegen einig, den 14. Februar ganz bewusst zu übergehen. »Wir brauchen keinen besonderen Tag, um uns etwas zu schenken«, erklärt Julie. Gerade eben hat sie mit ihrem Freund über das Thema gesprochen. Sie sei nicht enttäuscht, wenn sie am Valentinstag nichts bekomme, versichert sie. Auch Clemens findet: »Das ist viel zu kitschig.« Außerdem hat er den Eindruck, der Valentinstag diene nur dem Konsum: »Und das lehnen wir fast schon ab.« Eine romantische Ader hat er aber trotzdem. »Wenn die Liebe da ist, dann ist sie da«, sagt er mit Blick auf seine Freundin: »Und wenn nicht, hilft auch ein Valentinstag nichts.« Julia Stark

Artikel vom 12.02.2013
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