Giftige Böden behindern Bebauung des Rappenwegs

Trudering · Wohnen auf Altlasten?

Trudering · Neuer, günstiger Wohnraum ist im Münchner Osten gefragt. Schön könnten Wohnlagen am Rappenweg sein, direkt am Riemer Park und gut angeschlossen an die nahe Gronsdorfer S-Bahn – so die Wunschvorstellung.

Ernüchternd ist dagegen die Antwort des Planungsreferats zum CSU-Vorstoß auf Umwidmung des bestehenden Gewerbegebiets Rappenweg. Die Kiesgrube, die dort von 1946 bis 1975 betrieben wurde, ist mit stark belasteten Böden aufgefüllt. Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe, Schwermetalle und Mineralölkohlenwasserstoffe lagern dort, flüchtige Stoffe konnten sogar in der Bodenluft gemessen werden.

Das »Aus« für neue Wohnungen?

Durchaus große Sympathie hat Herbert Danner von den Grünen, für die Idee, Wohnraum am Rappenweg zu schaffen. Allerdings sei dies in Anbetracht der Altlasten nicht vermittelbar. Die Ausführungen des Stadtreferats müsse man deswegen leider so zur Kenntnis nehmen. Um Wohnen inklusive Gärten und Kinderspielflächen zu ermöglichen, so die Stadt, müsste auf dem gesamten Areal der Boden in einer Tiefe von 0,6 bis 1 Meter komplett ausgetauscht werden. Außerdem muss man zusätzlich ein Trennvlies zur Vermeidung eines späteren Austausches von Giften einziehen. Darüber hinaus kann es erforderlich sein, Gasdrainagen einzubauen, weil der Abbau der organischen Stoffe im Untergrund noch weiter vorschreitet.

Die Bezirksausschussvorsitzende und promovierte Chemikerin Dr. Stephanie Hentschel findet diese Zustände »schauerlich« und sorgt sich, dass die Altlasten ins Grundwasser ausgewaschen werden. Auch Maren Salzmann-Brünjes (SPD) überlegt, ob nicht eine Komplettsanierung des Gebiets aus wasserrechtlichen Gründen unabdingbar ist. Parteikollegin Susan Beer äußert sich in Bezug auf eine Wohnbebauung kritisch: »Nur ein einziger späterer gesundheitlicher Vorfall kann eine Klagelawine auslösen.«

Hohe Zusatzkosten für Eigentümer

Um die Mehrkosten für eine Wohnbebauung zu kalkulieren, hat die Stadt eine Machbarkeitsprüfung in Auftrag gegeben. Grundsätzlich ist eine Erschließung bestimmter sogenannter günstiger Flächen am Rappenweg denkbar, wenn Zusatzmaßnahmen ergriffen werden. Am ehesten realistisch erscheint das für die südöstlichen Gebiete. Mehrkosten würden beim Baugrubenaushub auf vier Meter pro Quadratmeter zwischen 96 und 224 Euro liegen, für die Freiflächen innerhalb der Wohnbebauung muss man von 34 bis 66 Euro pro Quadratmeter Bodenaushub mit einem Meter Tiefe ausgehen. Mögliche Gasdrainagen werden mit 35 bis 42 Euro pro Quadratmeter Bodenaustausch (0,3 Meter tief) zu Buche schlagen. Ob allerdings derartige Flächen überhaupt mit Wohnungen überbaut werden können, müsste mit den zukünftigen Bewohnern geklärt werden. Alle diese Maßnahmen sind für zukünftige Käufer und Mieter sehr abschreckend. Das Planungsreferat spricht von der Minderwertigkeit der Bauquartiere und denkt nicht, dass eine intensive Wohnbebauung an diesem Standort weiter verfolgt werden sollte.

Komplettsanierung bis in 19 Meter Tiefe

Auch das Thema Komplettsanierung hat das Referat beleuchtet. Hier kommt die Entsorgung der giftigen Altlasten noch wesentlich teurerer als bei einer Wohnbebauung. Allerdings würden so alle giftigen Altlasten bis in 19 Meter Tiefe abgetragen. Für veranschlagte 8.000 Quadratmeter käme man auf 3,5 Millionen Euro. Eine saubere, aber sehr teure Lösung. Die Schlussfolgerung des Planungsreferats bleibt deshalb bei einer gewerblichen Bebauung. Diese ist im Vergleich mit den eventuell fürs Wohnen denkbaren südöstlichen Lagen drei bis sieben Mal günstiger. In den stark belasteten Bereichen könnte der Aufwand für Wohnen am Rappenweg sogar 25-fach höher ausfallen. Eine andere Entwicklung als hin zu einem Gewerbegebiet erscheint der Stadt deshalb nicht bewältigbar. Noch will Magdalena Miehle (CSU), das Wohnen am Rappenweg nicht ganz verwerfen. Damit das Thema sachkundig von allen Seiten betrachtet werden kann, verweist der Bezirksausschuss 15 Trudering-Riem die Problematik zu Klärung in den zuständigen Unterausschuss Planung, dem Herbert Danner vorsitzt. bus

Artikel vom 14.02.2013
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