Ausgabe 2/13

Oberschleißheim · Die Bürgermeisterin informiert

Erste Bürgermeisterin Elisabeth Ziegler

Erste Bürgermeisterin Elisabeth Ziegler

Oberschleißheim · Liebe Bürgerinnen und Bürger, wie viele andere Kommunen beschäftigt auch uns seit vielen Monaten die Betreuung unserer Kinder.

Über viele Jahre konnten – nicht zuletzt dank einer ausgezeichneten Zusammenarbeit der Gemeinde mit den Trägern unserer Kinderbetreuungseinrichtungen – alle Kinder mit Krippen-, Kindergarten- und Hortplätzen oder einer Betreuung durch eine Tagesmutter versorgt werden. Oft haben wir in gemeinsamer Anstrengung in kurzer Zeit auf Betreuungsengpässe reagiert oder in wenigen Wochen eine zusätzliche Ferienbetreuung organisiert.

Für das laufende Jahr ist uns das leider nicht gelungen, was nur zum Teil daran liegt, dass im Laufe des Betreuungsjahres ungewöhnlich viele Kinder einen Kindergartenplatz benötigen. Dies resultiert aus einer deutlichen Steigerung der Geburtenzahlen im Jahr 2009 sowie der Tatsache, dass etliche Kinder bei der Einschulung zurückgestellt wurden und im Neubaugebiet »Südlich der Hirschplanallee« viele Familien mit Kindern eingezogen sind.

Deshalb haben wir sofort nach Bekanntwerden dieser Ausnahmesituation reagiert. Meine Absicht war es, an einem der bestehenden Kindergärten eine oder auch zwei zusätzliche Gruppen zu schaffen, die in einem Containerbauwerk betreut werden. Die baulichen Voraussetzungen waren nicht das Problem, auch die erforderlichen Haushaltsmittel hätte die Gemeinde gerne bereit gestellt. Doch es ist derzeit schlicht unmöglich, qualifiziertes Betreuungspersonal zu bekommen. Der Markt ist leer gefegt, da alle Kommunen und freien Träger auf der Suche sind. Im Ausland erworbene Qualifikationen und selbst anderweitige pädagogische Ausbildungen, zum Beispiel von Lehrern, werden nicht anerkannt.

Ich kann Ihnen versichern, dass wir uns sehr bemüht haben, eine Lösung zu finden, damit alle Kinder einen guten Betreuungsplatz finden. Der Rechtsanspruch auf einen Kindergarten- und in Kürze auch auf einen Krippenplatz hat zu einem wahren Bauboom geführt. In allen Gemeinden wird gebaut, Kinderkrippen und Kinderhäuser wachsen aus dem Boden. Doch haben wir inzwischen in einigen Kommunen bereits die absurde Situation, dass in fertig gestellten, perfekt ausgestatteten Häusern keine Kinder aufgenommen werden können, weil kein Personal vorhanden ist.

Glücklicherweise haben wir für unsere neue Kinderkrippe vorausschauend bereits vertragliche Vereinbarungen mit der Arbeiterwohlfahrt getroffen, so dass wir hinsichtlich des Personals hier hoffentlich keine bösen Überraschungen erleben werden. Der Gesetzgeber hat mit der Verankerung des Rechtsanspruchs auf eine hochwertige Kinderbetreuung sicher gute Ziele verfolgt. Auch die ab kommenden Jahr vorgeschriebene Senkung des Anstellungsschlüssels wird sicher die Qualität der Betreuung weiter erhöhen.

Doch machen solche Vorgaben nur Sinn, wenn dann auch die Kommunen ,die diese Ziele umsetzen müssen, mit den nötigen finanziellen Mitteln für den Bau und Unterhalt der Betreuungseinrichtungen ausgestattet werden und wenn dafür Sorge getragen wird, dass das geforderte Personal auch zur Verfügung steht. Ob der derzeitige Mangel an qualifizierten ErzieherInnen und KinderpflegerInnen nur an der unzureichenden Bezahlung liegt oder ob junge Menschen diese Berufe aus anderen Gründen nicht mehr ergreifen wollen, kann ich nur vermuten. Doch braucht meines Erachtens eine Personalmehrung durch neue Einrichtungen und höhere Anstellungsschlüssel in den bestehenden Einrichtungen genügend Vorlaufzeit, um das erforderliche Personal auch auszubilden. Die Qualifikation zur Erzieherin dauert 5 Jahre – diese Zeit hätte der Gesetzgeber auch den Kommunen einräumen müssen!

Ich habe Verständnis für die Verärgerung und Unsicherheit von Eltern, die sich darauf verlassen, dass ihr Kind ab dem dritten Geburtstag in den Kindergarten gehen wird und die nun neue Pläne machen, neue Wege suchen müssen. Gerne hätte ich jedem Kind zu einem Kindergartenplatz verholfen!

Große Hoffnungen habe ich, dass mit der Eröffnung unserer neuen Krippe Ende des Jahres eine Entspannung eintreten wird. Die Bauarbeiten gehen dank der bisher milden Winterwitterung gut voran und wir liegen im Zeitplan. Derzeit werden die an den Rohbau anschließenden Nachfolgegewerke ausgeschrieben.

Alle Oberschleißheimer Kinder, die das dritte Lebensjahr noch nicht vollendet haben, werden dann voraussichtlich ab Herbst 2013 einen Platz in der neuen oder der bestehenden Krippe finden. Dies wird auch Auswirkungen auf die Zahl der freien Kindergartenplätze haben. In den vergangenen Jahren eröffnete die Gemeinde – nach Rücksprache mit den Trägern – die Möglichkeit, in den Kindergärten auch eine festgelegte Zahl von Kindern unter drei Jahren aufzunehmen. Diese Regelung wurde im Jahr 2007 getroffen, als die Situation der Kinderbetreuung in Oberschleißheim genau umgekehrt war: Zu wenige Krippenplätze, zu viele Kindergartenplätze.

Der Gemeinderat hat die Ausnahmegenehmigungen zur Aufnahme unter Dreijähriger in allen Oberschleißheimer Kindergärten ab Beginn des neuen Betreuungsjahres widerrufen. Damit ist sicher gestellt, dass die Kinder, auf die auch die pädagogischen Konzepte der Kindergärten ausgerichtet sind, dort einen Platz finden und die Jüngeren in der Krippe oder bei einer Tagesmutter optimal betreut und gefördert werden.

Sie sehen, liebe Bürgerinnen und Bürger, trotz sorgfältiger Planung, Einholung von Gutachten zur Entwicklung der Kinderzahlen und regelmäßigen Abstimmungsgesprächen mit den Trägern unserer Kinderbetreuungseinrichtungen gibt es gerade in diesem Bereich viele Unwägbarkeiten. Auf die Gemeinden werden von Bund und Freistaat – sicher berechtigte – Wünsche und neue Anforderungen delegiert. In keinem Bereich gibt es so viele Neuerungen wie bei der Kinderbetreuung und im Schulbereich. Den geänderten Anforderungen, die die Eltern stellen, soll ebenso Rechnungen getragen werden, wie den pädagogischen Ansätzen, die mehr und noch besser qualifiziertes Personal erfordern.

Gerne gehe ich diesen Weg mit – doch bitte ich um Verständnis, dass eine Gemeinde wie Oberschleißheim mit begrenzten finanziellen Mitteln haushalten und auch im Bereich der Kinderbetreuung auf nachhaltige Lösungen setzen muss. Ich hoffe sehr, dass sich für alle Kinder, die derzeit noch keine Zusage für einen Kindergartenplatz haben, eine gute Lösung finden wird. Meine Verwaltung und der Gemeinderat tun alles, um möglichst vielen Eltern zu helfen. Ihre Erste Bürgermeisterin Elisabeth Ziegler

Artikel vom 11.02.2013
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