Schiedsrichtergruppe München sucht neue Referees

München · Die mit der Pfeife

Bernhard Slawinski, seit 30 Jahren Schiedsrichter, hat gelernt, sich durchzusetzen und schwierige Entscheidungen zu tragen. Foto: A. Wild

Bernhard Slawinski, seit 30 Jahren Schiedsrichter, hat gelernt, sich durchzusetzen und schwierige Entscheidungen zu tragen. Foto: A. Wild

München · Der Amateurfußball steht vor einem Nachwuchsproblem im Schiedsrichterwesen, viele Spiele in den unteren Klassen können nicht mehr besetzt werden. Rund 800 Schiedsrichter gibt es derzeit in München, die Zahlen sinken kontinuierlich.

Als Hauptgrund sehen die Verantwortlichen die Zustände auf dem Platz, viele kämen mit dem Verhalten von Spielern und Beteiligten nicht zurecht. Beschimpfungen, Anfeindungen, körperliche Gewalt: „Es ist nicht mehr geworden, aber gravierender“, sagt Peter Bayer, Lehrwart der Schiedsrichtervereinigung München, die Hemmschwelle sei gesunken.

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Das sieht Bernhard Slawinski, stellvertretender Schiedsrichterobmann in München, ähnlich: „Fußball ist ein Sport, der sehr viele Emotionen birgt, die dann eben auch am Schiedsrichter ausgelassen werden. Nicht jeder verkraftet es, beschimpft oder attackiert zu werden, zumal er ja nur für die Einhaltung der Fußballregeln auf dem Platz sorgen will.“
Dem Schiedsrichteramt kann der 45-Jährige trotzdem viel Positives abgewinnen. „Als Schiedsrichter lernt man, auch in schwierigen Lebenssituationen immer einen klaren Kopf zu bewahren. Man reift als Persönlichkeit, da man sehr früh lernt, sich durchzusetzen und schwierige Entscheidungen zu tragen“, sagt Slawinski. Er hat vor 30 Jahren als Schiedsrichter in Traunstein angefangen, kam dann über die Spielvereinigung Unterhaching zu seinem jetzigen Verein, dem TSV Moosach-Hartmannshofen. Schiedsrichter zu sein wurde für ihn nicht nur zu einem „Hobby fürs Leben“, sondern auch zu einer „Schule fürs Leben“. „Ich habe gelernt, Verantwortung zu übernehmen. Fehlentscheidungen tun zwar weh, aber ich kann damit umgehen.“ Auch die vielen Freundschaften, die über die Jahre entstanden sind, möchte er nicht missen.

Über welche Eigenschaften ein guter Schiedsrichter verfügen soll? „Er muss konditionell fit und regelsicher sein“, sagt Slawinski. Nur so könne er es schaffen, sich gegen 22 Spieler plus Zuschauer durchzusetzen. Das sieht auch Maximilian Biernath, Schiedsrichter-Obmann des TSV 1860 München, so: „Neben einem guten Stellungsspiel und absoluter Regelsicherheit muss man sich Respekt verschaffen und geradlinig sein, das ganze Spiel.“ Das bedeute auch, nach einem Fehler keine Konzessionsentscheidung zu treffen sowie keinerlei Unterschied zwischen Heim- und Gastmannschaft zu machen. „Man pfeift das, was man sieht, ansonsten hat man verloren“, sagt der 27-Jährige, der bereits über 700 Spiele gepfiffen hat.

Mit körperlicher Gewalt hatte er noch nie zu kämpfen, auch die verbalen Attacken hielten sich bei ihm in Grenzen. Für die Zukunft wünscht sich Biernath mehr Wertschätzung für die Schiedsrichter. „Hier sind vor allem die Vereine gefragt.“ Aber auch die Gesellschaft sollte sich Gedanken um die Nachwuchsproblematik der Schiedsrichter machen. Und auch über das eigene (Fehl-)Verhalten als Spieler oder Beteiligter nachdenken. „Ein falsch gegebener Einwurf ist ärgerlich, aber sollte dem Schiedsrichter nicht das ganze Spiel vorgehalten werden“, sagt Biernath. „Und von der anderen Seite betrachtet: Ohne Schiedsrichter wäre ein Fußballspiel schlicht und ergreifend nicht möglich.“

Um Schiedsrichter zu werden, muss man zunächst eine Ausbildung absolvieren. Außerdem müssen Schiedsrichter Mitglied in einem Fußballverein sein. Ab 1. März, 17 Uhr, startet 2x wöchentlich, montags und freitags, ein Schiedsrichter-Neulingskurs in der Heide-Volm in Planegg unter der Leitung von Lehrwart Peter Bayer. Voraussetzungen für die Teilnahme ist ein Mindestalter von 14 Jahren, Mitglied eines Vereines im Bayerischen Fußball-Verband, Einsatzbereitschaft zu mindestens 15 Spielen pro Saison (Einsatz als Schiedsrichter muss zwingend am Wochenende möglich sein) sowie die Teilnahmebereitschaft an Weiterbildungsmaßnahmen und den vorgeschriebenen Pflichtabenden.

Die Nachwuchs-Referees erhalten eine komplette Schiedsrichter-Garnitur (Hemd, Hose, Stutzen) für eine Selbstbeteiligung von 20 Euro, zehn bis 25 Euro pro Spiel sowie kostenlosen Eintritt zu allen Fußballspielen im Bundesgebiet. Bei entsprechender Eignung ist ein Aufstieg in höhere Leistungsklassen möglich. Weitere Infos unter www.srvgg-muenchen.de.
Von Stefanie Halbinger

Wie ist Ihre Meinung zu Schiedsrichtern? Stimmen Sie ab unter www.samstagsblatt.de.

Artikel vom 07.02.2013
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