Faschingstreiben in Schwabing fällt heuer aus

Schwabing · »Belebung tut not«

An ein buntes Faschingstreiben auf der Leopoldstraße wie früher ist heuer nicht zu denken – einige Bürger und Vereine wollen das aber ändern.	privat

An ein buntes Faschingstreiben auf der Leopoldstraße wie früher ist heuer nicht zu denken – einige Bürger und Vereine wollen das aber ändern. privat

Schwabing · Mit buntem Faschingstreiben ist in Schwabing auch in diesem Jahr nicht zu rechnen. In der einstigen Hochburg der Narren sei schon lange »tote Hose«, klagt Ekkehard Pascoe (Grüne), Mitglied im Bezirksausschuss Schwabing-Freimann (BA 12) und Vorsitzender des Vereins Corso Leopold.

Auflagen der Stadt hätten die Feste zum Erliegen gebracht, rügt auch der Galerist Wolfgang Roucka, Schwabinger Urgestein und Mitglied des Faschingsvereins »Narrhalla«. Doch die Akteure von einst wollen die Faschingskultur im Viertel neu beleben. »Früher war hier an Fasching die Hölle los«, erinnert sich Roucka. In den 1970er-Jahren habe man in Schwabing so viele Maskierte angetroffen wie am Viktualienmarkt. Selbst die Verkäufer in den Geschäften seien oft kostümiert gewesen: »Sie hatten zumindest ein Hütchen auf.« Zu den großen Bällen im Schwabingerbräu seien meistens bis zu 2.000 Besucher gekommen, erzählt auch Helmut Heinrich. 1969 war er der erste Schwabinger Faschingsprinz und leitete anschließend sechs Jahre lang den Schwabinger Faschingsclub. In den 1960er- Jahren habe es sogar Umzüge im Viertel gegeben, sagt er. Mit vier Wägen und 500 Mann »Fußvolk« sei man vom Schwabingerbräu durch die Feilitzschstraße zur Silvesterkirche und dann zur Occamstraße gezogen.

Doch schon damals sind laut Heinrich Projekte wie diese an Bürokratie und Kosten gescheitert. Aufgrund der Vorschriften des Kreisverwaltungsreferats (KVR) habe der Schwabinger Umzug nur zweimal stattgefunden, sagt Heinrich. Und aus dem gleichen Grund ist, so die Verantwortlichen, aus dem Versuch des Corso Leopold, den Fasching im Stadtteil vor zwei Jahren neu zu beleben, nichts geworden. Zwar sei die Veranstaltung gut angenommen worden, sagt Roucka, der das Fest mit organisiert hat. Jedoch seien die Kosten für Umleitungen und Straßenreinigung nicht mehr finanzierbar gewesen.

Im Viertel würden außerdem Räume für große Bälle fehlen. Einen Saal zu mieten sei teuer, sagt Roucka. Dies schlage sich auf die Eintrittspreise nieder, so dass junge Leute es sich nicht mehr leisten könnten, an der Feier teilzunehmen. Nach dem Abriss des Schwabingerbräus in den 1980er-Jahren sei keine geeignete Örtlichkeit mehr gefunden worden, bestätigt auch Heinrich. Dies habe letztlich zur Auflösung des Faschingsclubs geführt. Dennoch haben Pascoe und seine Mitstreiter noch nicht aufgegeben. Für das kommende Jahr sei am Faschingsdienstag wieder eine Veranstaltung des Corso Leopold, kündigt er an. Auch Roucka gibt sich optimistisch: »Schwabing ist nicht tot, nur Belebung tut not.« Der Brauch des Faschings dürfe nicht sterben. Deshalb werde er sich weiterhin dafür einsetzen, diese Tradition an die jüngere Generation weiterzugeben. Julia Stark

Artikel vom 05.02.2013
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