15 Jahre »Club der schlauen Füchse« – Regelmäßige Treffen in Oberschleißheim

Oberschleißheim · Magie, Mystik, Zauberei

Die schlauen Füchse beim Clubabend im Bürgerhaus Oberschleißheim. Magier José (r. sitzend) aus Österreich war der Stargast des Abends. 	Foto: ws

Die schlauen Füchse beim Clubabend im Bürgerhaus Oberschleißheim. Magier José (r. sitzend) aus Österreich war der Stargast des Abends. Foto: ws

Oberschleißheim · Der Bankkaufmann trägt ein silbernes Aluköfferchen, der Finanzbeamte einen schweren schwarzen Koffer – nicht voller Geld, nein, voller Spiele: für Magie und Zaubereien, für Geschicklichkeit und Geduld.

Diese Koffer landen im Bürgerhaus Oberschleißheim. Da trifft sich der »Club der schlauen Füchse« einmal im Monat, jeden ersten Freitag. Es ist kein Zirkel aus Magiern und Zauberern. Menschen wie du und ich haben Spaß an Rätseln, Knobeleien, Denksportaufgaben und Geschicklichkeitsspielen. Der eine oder andere zaubert natürlich auch mal, das gehört dazu. Dieses Mal sind fast 30 Leute da, allein sieben Zauberer. Und ein großer Erfinder: Bruno Gruber aus Olching hat schon 200 Patente angemeldet. Er ist ein Tüftler, kein Wunder, hat er doch ein technisches Entwicklungsbüro.

Bei den schlauen Füchsen in Oberschleißheim bildet er auf seltsame Weise eine Pyramide aus winzigen Kügelchen. Es sind Stahlkugeln ohne Magnet. Und trotzdem entsteht ganz von allein eine klitzekleine Pyramide, keiner weiß wie. »Ich bin der kleinste Pyramidenbauer nach dem Tutanch-amun«, sagt Gruber voller Stolz und fühlt sich fast wie der altägyptische König. »Da ist ein bisschen Magie dabei«, sagt Kinderzauberer »Rudolfo«, ein Profi. Doch der Patente-Erfinder streitet das ab: »Nix Magie, Maggi hab‘ ich nur in der Suppe.«

Alle lachen – und darum geht es eigentlich an diesem Abend: Spaß haben, sich unterhalten, Neues ausprobieren. »Bei uns ist es immer lustig«, sagt der Chef der schlauen Füchse, quasi der Oberfuchs, wie er sich selbst nennt. Günther Albert aus Unterschleißheim hat den Club der schlauen Füchse 1998 gegründet. Es ist eine lose Vereinigung, bei der in fröhlicher Runde Geschick und geistige Fitness erreicht werden, frei nach dem Motto: »Spiel, Spaß und Simsalabim.« Kommen kann jeder und jede. »Wir sind jederzeit offen für Hirnis, Denk- und Fingerartisten, Rätsel-Freaks und sonstige Durchbrecher geistiger Schallmauern.« Mitzubringen sind gute Laune und etwas zum »Spielen«. José, ein Hobby-Magier aus Österreich, hat ein außergewöhnliches Lichtspektakel mit einer roten und einer grünen Glühbirne dabei. Seine Apparatur zählt zweifellos zu den ausgefallenen Objekten an diesem Abend.

Andere lassen Münzen unsichtbar werden oder kennen jede Spielkarte, egal, wie gut man die Karten mischt. »Manches funktioniert in der Schattenzone der Aufmerksamkeit. Aber es geht alles mit rechten Dingen zu. Es ist Täuschung zur Unterhaltung«, sagt José. Mal ganz ehrlich, wollen wir denn wirklich alles bis ins letzte Detail erforschen? Ist es nicht schöner, sich bezaubern zu lassen und für ein paar Stunden in die Welt der Illusion einzutauchen? Das will José erreichen. »Es ist unser Bestreben, Menschen Freude zu machen und vom Alltag wegzutauchen.« Doch das braucht viel Materie.

Füchse-Gründer Günther Albert hat allein ein Archiv mit mehr als 5000 Zauberartikeln und Zaubergeräten, mit Knobelspielen, Rätseln, Denksportaufgaben und vielerlei witzigen Geschicklichkeitsspielen (keine Brettspiele). Das ist sein größtes Hobby, seine Lebensaufgabe. Als Fünfjähriger fing alles an. Da bekam er einen Zauberkasten in die Hände, seitdem lässt ihn die Zauberei nicht mehr los. »Man wird kreativ«, beschreibt der Rentner den Reiz daran. Er unterhält die Leute, lässt sich aber gerne auch von anderen unterhalten.

Der junge Bankkaufmann führt einen Kartentrick vor, der erfahrene Finanzbeamte zaubert mit Silber- und Goldbarren. Eine Chemikerin aus München, knapp 60, versucht voller Geduld ihr Glück mit einem Geschicklichkeitsspiel, »die grauen Zellen anstrengen«, das macht ihr Spaß. Ein junger Software-Entwickler ist zum ersten Mal da: Er zeigt filigrane weiße Origamiwürfel. Zum Zeitvertreib bastelt er in der S-Bahn seine Papierfaltkunstwerke. Sie sind klein, der junge Mann kommt ohne großes Gepäck ins Bürgerhaus Oberschleißheim. Sonst kommt kaum einer ohne Koffer: nur Neulinge und Besucher.

Kurz vor Mitternacht werden Zauberartikel, Vexierspiele, Scherzartikel, Münzen, Spielkarten, Seile, Nägel, Kugeln, Ringe und all die anderen Utensilien in den Koffer gepackt. Am nächsten Tag geht es in aller Früh nach Nürnberg zur Spielwarenmesse. Da sind die schlauen Füchse aus Oberschleißheim den ganzen Tag auf der Suche nach neuen Rätseln, Knobeleien und Denksportaufgaben. Am Ende ist der Koffer wahrscheinlich wieder prallvoll. Beim nächsten Clubabend am Freitag, 1. März, wird alles ausgepackt und vorgeführt. The show must go on. David Copperfield hätte seine Freude. Wally Schmidt

Artikel vom 05.02.2013
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