Rikscha wird zum Treffpunkt für Bücherfreunde

Waldperlach · Fliegender Wechsel

Büchertausch und Kontaktbörse: Die Rikscha am Waldheimplatz ist ein beliebter Treffpunft, hier mit, Christine Gruzlewski (r.) und eine Bürgerin. 	Foto: Boschert

Büchertausch und Kontaktbörse: Die Rikscha am Waldheimplatz ist ein beliebter Treffpunft, hier mit, Christine Gruzlewski (r.) und eine Bürgerin. Foto: Boschert

Waldperlach · Wer hat sich nicht schon über die Rikscha am Waldheimplatz gewundert? Und über die dort in einem Wäschekorb stehenden Bücher zum Mitnehmen?

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Die Rikscha ist das Ergebnis einer Überlegung, was man anlässlich der 100-Jahr-Feier des Stadtteils für Senioren tun könne; inzwischen ist sie eine Tausch- und Kontaktbörse für Alt und Jung, die ihren festen Standort an der Ecke Waldheimplatz/Waldperlacher Straße beim Lebensmittelmarkt gefunden hat. »Senioren sollten Waldperlach erleben können, ohne selbst fahren zu müssen« erklärt Christine Gruzlewski vom »Verein für nachbarschaftliches Leben in Waldperlach e.V.«. Sie kümmert sich um die Rikscha und sorgt dafür, dass es in ihr und um sie herum ordentlich aussieht. Denn die Rikscha gehört nicht dem Verein. Noch nicht. Er bekommt sie preisgünstig zur Verfügung gestellt von Thomas Schiedeck, einem gelernten Buchbindermeister mit Rikscha-Unternehmen.

Die Rikscha diente während der 100-Jahr-Feierlichkeiten drei Tage lang als begeistert genutztes Gratis-Transportmobil sowie als Werbeplattform für 100-Jahr-Souvenirs. Ein Zufall verhalft danach dem Projekt zu weiterem Wachstum: Gruzlewski erhielt aus einer Nachbarschaftserbschaft einen »Riesenwäschekorb Bücher, die sonst weggeschmissen worden wären«. Damit bestückte sie die Rikscha und hängte einen Zettel dran: »Sachen zu verschenken: Einfach reinlegen und/oder einfach rausnehmen«. Schnell baute sich ein Tauschhandel auf und die Rikscha wurde zum Treffpunkt. »Ich gehe einkaufen und dann gucke ich bei der Rikscha vorbei«, erzählt eine Waldperlacherin. Hier findet sie Romane, aber auch Fachliteratur oder Liebesromane und Krimis. Hoch im Kurs stehen Kochbücher. Eines kam zurück mit dem Hinweis: »Dieses Rezept habe ich ausprobiert und es ist wahnsinnig lecker«. Der auskunftsfreudige Hobbykoch hatte verstanden, dass die Rikscha im Grunde eine Leihbibliothek ist. »Gab es anfangs noch einen gewissen Neid auf Bücher, hat sich der reguliert«, sagt Gruzlewski. Selbst wenn die Rikscha einmal ausgeräumt würde, wäre sie 24 Stunden später wieder voll.

An ihr finden sich auf einer Infotafel auch Hinweise, wer was wo verkauft oder verschenkt. So konnte eine Frau aufgrund eines Aushangs nicht nur das angezeigte Gitterbett abholen, sondern bekam gleich sämtliche Kinderkleidung dazu. Kurios war auch ein Blumentopf mit dem Hinweis »bitte pflegt mich«. Er fand offenbar Gehör: Als Gruzlewski ihn entfernen wollte, weil Blumenerde Büchern schadet, war er weg. Einen Wunsch hat sie: »Der Bürgerverein würde sich freuen, wenn man die Rikscha als ständige Einrichtung für Waldperlach kaufen könnte, als bürgerschaftliche Plattform«. Angela Boschert

Artikel vom 22.01.2013
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