Architektenwettbewerb für neue Pfarrkirche entschieden

Holzkirchen · Gottes Zelte bauen

Eberhard Wimmer (l.) hat mit seinem gewagten Entwurf den Architektenwettbewerb zum Bau der neuen St. Josefskirche in Holzkirchen für sich entschieden. Pfarrer Anton Tulbure (r.) freut sich auf das neue Gotteshaus	Foto: Pietsch

Eberhard Wimmer (l.) hat mit seinem gewagten Entwurf den Architektenwettbewerb zum Bau der neuen St. Josefskirche in Holzkirchen für sich entschieden. Pfarrer Anton Tulbure (r.) freut sich auf das neue Gotteshaus Foto: Pietsch

Holzkirchen · Der Gewinner steht fest: Nachdem das lange umstrittene »Zelt Gottes«, wie die alte Pfarrkirche St. Josef wegen ihrer eigenwilligen Form genannt wurde, aus statischen Gründen abgerissen werden muss, werden nun wohl zwei Vulkankegel das alte Gotteshaus ersetzen.

Nach gut zehnstündiger Präsentation und Diskussion prämierte das elfköpfige Preisgericht jetzt den ungewöhnlichen Entwurf des Münchner Architekten Eberhard Wimmer als Sieger des Wettbewerbs. Im größeren seiner beiden stumpfen und leicht schiefen Vulkankegel soll die Hauptkirche St. Josef eine 22 Meter hohe, neue Heimat finden. Im kleineren, benachbarten Kegel entsteht eine Werktags-Kapelle die der Marienverehrung gewidmet sein könnte. »Perspektivisch wirkt ein Kegel von außen immer klein, doch von innen sehr groß«, erklärte der Architekt bei der Präsentation seines Entwurfes.« Die abgeschnittenen Flächen der Kegelspitzen sind als riesige Oberlichter geplant, es soll wirken, wie wenn man ein Gefäß betritt«, so Wimmer.

Passend zum Namen und zur Historie der Gemeinde »Holzkirchen« (ursprünglich »Kirche im Holz«), sollen die beiden Kegel hauptsächlich aus Naturmaterial hergestellt werden. Die äußeren Hüllen werden dabei aus Holzschindeln bestehen, die Innenräume werden wabenförmig mit Holz ausgekleidet. Entsprechend dem Liturgieverständnis des aktuellen zweiten vatikanischen Konzils werden die Sitzbänke ellipsenförmig zu zwei Dritteln um den Altar herum angeordnet. Das Taufbecken steht dem Altar diametral gegenüber, das ewige Licht findet daneben, und von außen durch ein großes Fenster sichtbar, Platz. Die bestehende Orgel wird in die neue Kirche übernommen und ebenerdig aufgestellt.

Auch der bisher sechseckige Glockenturm der alten Kirche wird beim Rückbau erhalten bleiben, aber passend zu den neuen Kirchengebäuden mit Holzschindeln rundherum verschalt. Nördlich der beiden Kirchen sollen ein eigenes Pfarrhaus, ein neuer Josefsaal und ein kompakter, zweigeschossiger Verwaltungsbau entstehen. Das bestehende Pfarrheim soll erhalten bleiben aber mit einem Foyer und einem Aufzug aufgewertet und behindertengerecht ausgestattet werden. Ein überdachter Weg soll die verschiedenen Baukörper verbinden und in das Grundstück hineinführen. Das leichte Gefälle des restlichen Außengeländes wird stufenförmig abgefangen und erhält als Zentrum das Holzkreuz der alten Kirche.

»Der neue Bau wird eine riesige Diskussion auslösen« prophezeite Bürgermeister Josef Höß bei der Präsentation der Entwürfe in der Öffentlichkeit. Aber »das Grundprinzip ist so genial. Ich werde die Kritik gerne über mich ergehen lassen, denn ich stehe dazu«, versicherte er. 26 Architekten hatten insgesamt an dem Wettbewerb teilgenommen. Vor allem im zweiten Durchgang fiel die Entscheidung zwischen den Entwürfen schwer, verriet Höß. Ob nun auch wirklich der Siegerentwurf des Wettbewerbs gebaut wird, steht noch nicht fest, sondern wird erst in den nächsten zwei bis drei Wochen von der Kirchenverwaltung entschieden.

Doch waren es wohl vor allem die Holzkirchner im Preisgericht, die sich für den Entwurf Wimmers stark gemacht hatten, ließ Weihbischof Wolfgang Bischof durchblicken. »Die Gemeinde weiß sehr wohl, was sie will und wie sie es will«, stellte er fest und freute sich: »Wir werden in Holzkirchen und der Region ein Zeichen setzen«. Wenn alles reibungslos klappt, könnte schon im Frühjahr mit dem Neubau der Kirche begonnen werden. »Wir haben ein sehr sportliches Ziel«, verriet Weihbischof Bischof, denn als Weihetermin ist der 1. Advent 2015 vorgesehen, der das Ende des 2. Vatikanischen Konzils darstellt. Dennoch: »Die Qualität der Umsetzung ist uns wichtiger als der Weihetermin«, versicherte er mit Blick auf die Statikprobleme des alten Kirchengebäudes. Andrea Pietsch

Artikel vom 22.01.2013
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