Hobbyarchäologen sammeln für Ausstellung

Grafing · Grafing auf Schatzsuche

Museumsleiter Bernhard Schäfer zeigt eine frühmittelalterliche Lanzenspitze aus dem Grafinger Raum, die auch in der Ausstellung zu sehen ist.	Foto: Museum

Museumsleiter Bernhard Schäfer zeigt eine frühmittelalterliche Lanzenspitze aus dem Grafinger Raum, die auch in der Ausstellung zu sehen ist. Foto: Museum

Grafing · Die Grafinger sind in den kommenden Wochen aufgerufen, sich bei der Gartenarbeit und Spaziergängen in der Natur etwas genauer auf dem Boden umzuschauen. Mit etwas Glück entdeckt man dort nämlich spannende Relikte aus der Vergangenheit.

Bernhard Schäfer, Leiter des Museums und Archivs der Stadt, organisiert derzeit eine Ausstellung, die archäölogische Funde aus Grafing und der Umgebung zeigen wird und setzt dabei auf die Mithilfe der Bürger.

Das Grafinger Museum hat bereits einige Schätze aus dem Erdreich zu bieten. Dazu gehören etwa ein Stück eines Mammutzahns und ein Bombensplitter, der aus dem Angriff auf die Bahnlinie München-Rosenheim aus dem Jahr 1945 stammt. „Archäologie muss nicht bis in die Bronze- oder Römerzeit zurückgehen, sie reicht bis in die Gegenwart“, erklärt Schäfer. Einzige Voraussetzung sei, dass die Funde historisch relevant und im Boden entdeckt worden seien. Sein Ziel ist es nun, die Sammlung zu vervollständigen und vom 14. Februar bis zum 28. April in einer Ausstellung zu zeigen.

Die Funde müssen jedoch nicht unbedingt Ergebnis einer professionellen Grabung sein. Viele Gegenstände habe er von Privatleuten erhalten, berichtet Schäfer. Etwa gebe es einen Bürger, der auf Spaziergängen am Elkhofener Schlossberg schon mehrfach Überreste aus der Bronzezeit entdeckt habe. Größtenteils handle es sich dabei um Metallrückstände aus Brennöfen, die aus einer alten Höhensiedlung stammen.

Das Engagement von Hobby-Archäologen möchte Schäfer nun für seine Ausstellung nutzen. Sein Aufruf, dem Museum die Relikte als Leihgaben zu überlassen, sei bereits auf Resonanz gestoßen, sagt er. Unter anderem habe er Anrufe von Bewohnern erhalten, die im Garten eine Münze gefunden hätten oder ein Stück Stein, das möglicherweise von einem Beil stammen könnte. Um zu klären, ob die Gegenstände von geschichtlicher Bedeutung sind, nimmt Schäfer die Funde zunächst selbst in Augenschein. Allerdings räumt er ein: „Ich bin Historiker und kein Archäologe.“ Daher lasse er interessantes Material beim Landesamt für Denkmalschutz prüfen. Dort gebe es für jeden Bereich Experten, etwa für Numismatik (Münzkunde) oder frühzeitliche Tongefäße.

Die Chancen, in Grafing und dem Umland auf archäologische Überreste zu stoßen, stehen übrigens nicht schlecht. Das Gebiet war nämlich bereits im siebten Jahrhundert besiedelt. Als der Grund der Familie Deuschl Anfang der 1950er-Jahre als Bauland erschlossen worden ist, habe man einen alten Bajuwarenfriedhof entdeckt, erzählt Schäfer. Bei den anschließenden Ausgrabungen sind zahlreiche Grabbeigaben gefunden worden: „Diese Gegenstände lassen Rückschlüsse über den Alltag und das Leben der Menschen damals zu, zum Beispiel über ihre Kleidung.“

Eine zweite archäologische Grabung hat 1969 stattgefunden, als bei den Bauarbeiten zur Erweiterung der Georg-Huber-Hauptschule im Stadtteil Öxing ein weiterer Bajuwarenfriedhof aus der selben Zeit aufgetaucht ist. Ein Teil der Funde befindet sich nun im Grafinger Museum. Das meiste wird jedoch in der archäologischen Staatssammlung in München verwahrt. „Diese Stücke können wir für unsere Ausstellung aber leider nicht bekommen, weil sie nicht restauriert sind“, sagt Schäfer. Daher hoffe er nun, die Sammlung durch möglichst viel Material aus dem Privatbesitz der Bürger ergänzen zu können.

Ausstellung zum Mitmachen

Begleitet wird die Ausstellung außerdem von verschiedenen Vorträgen. Am Donnerstag, 7. März, wird ab 19.30 Uhr Harald Krause, Archäologe und Vorsitzender des Archäologischen Vereins Erding e.V., im Museum über die spätkeltischen Viereckschanzen in der Nachbargemeinde Bruck und bei Forstinning sprechen. Thema werden die archäologischen Funde aus dem Grafinger Raum auch beim Archivstammtisch am Donnerstag, 28. März, ab 19.30 Uhr in der Gaststätte Zum Heckerbräu sein. Die Diplom-Prähistorikerin Petra Haller vom Planteam München-Isen wird am Donnerstag, 18. April, ab 19.30 Uhr im Museum über neue archäologische Entdeckungen aus dem Landkreis Ebersberg berichten. An Donnerstag, 25. April, wird Irmtraud Heitmeier vom Institut für Bayerische Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München im Museum einen Vortrag über den aktuellen Forschungsstand zu den Anfängen Bayerns halten.

Zum Abschluss der Ausstellung können sich die Bürger dann selbst auf Entdeckungsreise begeben. Der Grafinger Heimatkundler Günther Ettenhuber veranstaltet einen Gang auf dem Elkhofener Schlossberg. Treffpunkt ist am Sonntag, 28. April, um 16.15 Uhr in der Schlossgaststätte Unterelkhofen. Der Eintritt zur Ausstellung sowie zum Rahmenprogramm ist kostenfrei, besichtigt werden können die Funde zu den regulären Öffnungszeiten des Museums am Donnerstag von 18 bis 20 Uhr und am Sonntag von 14 bis 16 Uhr. Julia Stark

Artikel vom 17.01.2013
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