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Karneval statt Fasching: Köln-Münchner Karnevalsverein im Interview
München · „Auch Urbayern sind infiziert“
Karl Oost (rechts) bei der kölschen Karnevalsparty in München mit KMKV-Präsident Joachim Zimmermann. Foto: KMKV
München · Die Bayern und Münchner und der Fasching – das ist nicht gerade eine leidenschaftliche Beziehung. Karl Oost, Mutter: Münchnerin, Vater: Kölner, weiß auch warum.
„In München kann man das ganze Jahr über viel feiern und die Münchner finden es uncool, sich zu verkleiden“, erklärt der Pressesprecher des „Köln-Münchner Karnevalsverein“ (KMKV) auf die nachgesagte Faschingsunlust an der Isar angesprochen. „In Köln interessiert das keinen Menschen, ob du ab Drei-König (6. Januar) im Kostüm rumrennst oder im Anzug“. In den 60er- und 70er-Jahren habe es an der Isar einen Faschingsboom gegeben mit vielen tollen Festen, aber mittlerweile werde es immer weniger.
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Seit 2003 ist Oost im Verein, der 2001 von einigen Exil-Kölnern, die es beruflich nach München verschlagen hat, gegründet wurde und jedes Jahr eine original-kölsche Karnevalsparty veranstaltet, die mittlerweile größte außerhalb des Rheinlands, so der Verein: heuer am Samstag, 26. Januar, in der Theaterfabrik auf dem Optimolgelände (mehr Infos unter www.kmkv.de). „Wir machen Karneval so authentisch wie in Köln, es gibt nur kölsches Bier und nur kölsche Musik.“ Der Musikfundus an Karnevalsmusik sei so groß, um eine achtstündige Party nur allein damit zu bestreiten, erklärt Oost. „Das Herz des Kölner Karnevals ist die Musik.“ Jedes Jahr kämen dort 200 bis 400 neue Faschingslieder heraus, „in München war das letzte wahre Faschingslied doch „Skandal im Sperrbezirk“ Anfang der Achtziger Jahre. Außerdem holt der Verein Kölner jedes Jahr Kölner Bands wie die „Bläck Fööss“ nach München. „Ich liebe München und wohne sehr gern hier“, sagt der 41-Jährige, der in München geboren und aufgewachsen ist. „Aber das Schlimmste wäre, das Faschingswochenende in München verbringen zu müssen.“ Karneval sei mit Fasching nicht zu vergleichen.
Das Faschingstreiben am Faschingsdienstag in der Fußgängerzone ist für Oost keine Alternative: Da ist zwar viel los, aber es ist wie Aprés Ski-Party in Tirol, findet er, „Karneval funktioniert hier nicht!“ In Köln gebe es jedes Jahr 100 Bewerber für das Dreigestirn, in München ringen die Faschingsgesellschaften um die Besetzung der Prinzenpaare. Auch beim Kölner Nachwuchs boome der Karneval, die Gesellschaften hätten unheimlichen Zulauf.
Auch Oost habe als Kind schon immer gern die Rosenmontagszüge und die Sitzung im Fernsehen verfolgt, dafür habe sein Vater immer gesorgt – und irgendwann sei das Samenkorn aufgegangen. „Mit 17 war ich das erste Mal beim Karneval in Köln – und seitdem kann ich es mir nicht vorstellen, nicht dabei zu sein“. Heuer fährt Oost, der in der Münchner Verwaltung arbeitet, das 21. Mal hin. Auch im „offiziellen Auftrag“ mit dem „Köln-Münchner Karnevalsverein“: Am Karnevalssonntag nimmt der KMKV traditionell an einem Umzug in einem der Kölner Stadtviertel teil, anschließend wird in einer „Kult-Vringsveedelkneipe“ der Kölner Kneipen-Karneval „in seiner reinsten Form gefeiert“. Schrankkoffer sei Pflicht für diesen besonderen Köln-Trip, erklärt Oost lachend. Vier bis acht Kostüme habe jeder der Münchner im Gepäck, in Köln gebe es ja noch kein Rauchverbot, da sei ein Outfit schnell ruiniert. Im Piraten-, Disko- und Flugkapitän-Outfit stürzt sich Oost dieses Jahr ins Getümmel, das die Münchner von Weiberfastnacht bis Faschingsdienstag erleben. Selbst Urbayern seien vom Karneval in Köln infiziert, bestätigt Oost, der Verein sei für jeden offen – und nicht nur für Kölner und Rheinländer. Gestandene Bayern, Frankfurter, Berliner, Hamburger und Jecken aus anderen deutschen Städten, die sich in München aufhalten, zählen zu den über 260 Mitgliedern des Vereins, die damit „ihrer Verbundenheit zur Vaterstadt Colonia, dem Kölner Karneval oder ihrer Symphatie zur rheinischen Feierkultur Ausdruck verleihen“.
Dass es sich beim Kölner Karneval um eine reine Saufveranstaltung handelt, „weise ich stark von mir“, betont Oost. Natürlich werde getrunken, aber nicht bei jedem ende das im Vollrausch – wie auf dem Oktoberfest halt auch. „Jeder soll das feiern, was er kann“, formuliert es Oost diplomatisch, „ich würde in Köln auch nicht auf das dortige Oktoberfest gehen. Die Kölner können halt Karneval und die München die Wiesn." Wie beim Münchner Oktoberfest, das Oost aber nicht als bayerischen Fasching verstanden haben will, sondern immer noch als Traditionsveranstaltung, vermittle das Fernsehen ein falsches Bild vom Kölner Karneval, „das mit dem echten nichts zu tun hat.“ Von Michaela Schmid
Fasching 2013: Sind Sie dabei oder schätzen nur die Krapfen? Stimmen Sie ab unter www.samstagsblatt.de.
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