Albrecht Ackerland im Münchner SamstagsBlatt: Da setz' ich mir ein Hiaderl auf

München · Da schau her! Fasching in München

München · Ich mag den Fasching ja eigentlich nur, weil er so eine ernste Angelegenheit ist. Also zumindest die echten Faschingsfans, Karnevalisten und Narren kennen nun wirklich keinen Spaß, wenn es um ihre fünfte Jahreszeit geht.

Ganz besonders schön zu beobachten ist das in den Boazn Münchens, wenn dort „Hausball“ ist. Dann stehen die immer gleichen liebenswürdigen Gestalten rum, trinken das Gleiche in gleicher Menge wie immer, mit dem riesengroßen Unterschied, dass die Musik vor guter Laune strotzt und mindestens drei Stufen zu laut ist. Und die Gäste tragen lustige Hüte. Und Gaudinasen. Am Anfang wird getanzt und auch sonst das getan, was man sich unter „Ausgelassensein“ so vorstellt. Ist ja schließlich Hausball. Gegen Mitternacht geht’s dann Richtung Höhepunkt, es wird geschmust, gestritten, geweint und gelallt und die Welt erklärt, dass es eine wahre Freude ist. Und über allem schaukelt die Faschingsgirlande.

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Es sind für mich die schönsten Trauerspiele des Jahres. Ich mag den Menschen eigentlich dann am liebsten, wenn er versucht, seine schlechte Laune durch gute zu überdecken. Das bekommt man ganz geballt im Fasching, und noch geballter in München, weil hier noch dazukommt, dass der Münchner, anders als etwa der Rheinländer, dem Fasching eigentlich längst nichts mehr abgewinnen kann. Der Fasching lebt eigentlich nur von den Erzählungen derjenigen, die den Fasching noch erlebten als der Fasching noch Fasching war. So endet im Übrigen auch jeder Hausball: In Impulsvorträgen und Anklagen, dass der Fasching auch nicht mehr das ist, wie auch alles andere nicht mehr das ist, was es mal war. Die unglaublich empfehlenswerte oberösterreichische Musikgruppe „Attwenger“ hat auf ihrer jüngsten Schallplatte „Flux“ den wunderschönen Satz geprägt: „Es is’ scho' oiwei aso g'wen, dass' nimmer is' wias amoi war!“ Welche Parole würde den Münchner Fasching besser beschreiben.
Dabei ist ja genau dieser Umstand das Einzigartige: Denn manchmal passiert es tatsächlich, dass aus dem Jammern heraus echte gute Laune entsteht. An vielen Orten ist das nicht möglich. In München schon. Und wenn dieser Glücksfall eintritt, dann haben wir ihn: die echte Münchner Faschingsstimmung. Darauf setz' ich mir ein Hiaderl auf.

Artikel vom 17.01.2013
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