Claudia Koreck über Heimatgefühle und ihr neues Album

Schwabing · Aloha Schwabing!

Mundartsängerin Claudia Koreck erzählt von sich, ihrer Familie, Zukunftsplänen und ihrem neuen Studioalbum mit hawaianischem Einschlag.	Foto: scy

Mundartsängerin Claudia Koreck erzählt von sich, ihrer Familie, Zukunftsplänen und ihrem neuen Studioalbum mit hawaianischem Einschlag. Foto: scy

Schwabing · Es gab auch die stillen, die einsamen Tage, an denen Claudia Koreck durch den Englischen Garten ging. Und solche, da spazierte sie gut gelaunt und mit Babybauch um den Kleinhesseloher See.

Heute ist sie immer noch gerne dort unterwegs, mit ihrem Mann Gunnar, an der Hand den zweieinhalbjährigen Timmi, ihren gemeinsamen Sohn. Weil es einer ihrer Lieblingsplätze in München ist. Und überhaupt, in Schwabing, sagt die Mundart-Sängerin, fühle sie sich »dahoam«, obwohl sie inzwischen nach Ramersdorf gezogen ist. Genauso wie in Traunstein, den Ort ihrer Kindheit und Jugend, und wie auf Kauai, der ältesten hawaianischen Insel – dort hat sie auch ihr aktuelles Album »Honu Lani« (ab 25. Januar im Handel) aufgenommen. »Hier war ich der Natur und auch mir selbst so nahe, dass die Lieder nur so herausgesprudelt sind«, erzählt die 26-Jährige. Und mehr noch als ihre Worte verraten ihre strahlenden Augen, dass es eine unvergesslich schöne Zeit gewesen sein muss, vor gut einem Jahr, von Januar bis März 2012.

Das vierte Studioalbum in sechs Jahren. Mehr als 400 Konzerte seit ihrem Sensations-Debüt »Fliang« im Jahr 2007. Dazwischen Hochzeit mit Produzent und Bandkollege Gunnar Graewert, ebenfalls auf Hawaii. Und die Geburt von Timmi. Mit ihrem Sohn entdeckt Claudia Koreck die Welt gerade wieder mit Kinderaugen neu und hat einen Heidenspaß dabei, wenn »der Timmi sagt, er spielt jetzt, dass er ein Shampoo ist«. Wenn die Leute erwachsen seien, würden sie viel zu viel nachdenken. »Mit Kindern passiert dir das nicht, die bringen dich ins Jetzt zurück«, so die begeisterte Mama. Mehr denn je würde sie im Moment leben, keine großen Pläne, kein Hängen an der Vergangenheit. »Warum auch, so zu leben ist ein befreiendes Gefühl. Würde ich es anders tun, hätte ich nicht das Gefühl, dass ich leben würde.«

Und wie sie lebt, was sie erlebt, das erzählen seit jeher ihre Songs. Die Unbeschwertheit beispielsweise, die Claudia Koreck im hawaianischen Urwald so sehr genossen hat, ist eine der vielen Stimmungen auf ihrem neuen Album. Doch ist in dieser warmen Mischung aus Folk, Blues und Pop auch Raum für Nachdenkliches, für Melancholisches. Die Sängerin macht sich unter anderem Gedanken über das Altwerden und über Menschen, die ihre Visionen verloren haben. »So ist das, seit ich Mama bin, hat sich mein Blick geweitet, ich muss nicht immer nur über mich singen«, sagt Koreck. »Seit unser Sohn da ist, gehe ich ganz anders durch die Welt, wache ich ganz anders auf.« Und wie besser ihre Liebe erklären als mit einem Lied: »Kloaner Mo« ist Timmi gewidmet. Das Mundharmonika-Solo, das erklingt, hat der »kloane Mo« sogar selbst beigetragen.

Mitten im Urwald, das bedeutete aber auch Jahrhundertregenfälle und Stromausfälle. »Gestört hat uns das nicht«, berichtet Koreck. Auf Strom waren sie ohnehin nicht angewiesen, sie hatten kein riesiges Soundequipment mitgeschleppt, sondern sich entschlossen, mit dem zu musizieren, was sie vor Ort fanden. Shakergeräusche konnten beispielsweise mit einer Holzfigur mit Muschelkette erzeugt werden, ein dumpfes Pochen durch das Klopfen auf den Schlafzimmerboden. Erst später, in München kam dann die Band ins Spiel. »So reduziert wie nur möglich, das war uns wichtig«, so die Sängerin. »Und dabei quatscht uns auch keiner mehr rein.« Denn das neue Album erscheint erstmals auf »Honu Lani Records«, ihrem eigenen Label. »Ich will mich nicht verbiegen lassen, deshalb dieser Schritt«, sagt Koreck. »Andere Plattenfirmen erwarten meistens, dass du total erfolgreich sein und so viele Platten verkaufen musst, mit welchen Mitteln auch immer. Doch ich verkaufe lieber weniger und kann dafür das umsetzen, was ich will.« So gerne Koreck neben der Arbeit im Studio Mama ist, so gerne steht sie auf der Bühne. »Live ist mein Lieblingszustand«, sagt sie. »Wenn ich unausstehlich werde, muss ich wieder auf die Bühne. Dort zu stehen, das ist auch Heimat für mich.« Lange muss sie nicht mehr warten. Bis dahin vertreibt sie sich die Zeit am liebsten mit ihrer Familie, aber auch gerne mal mit Zumba-Tanzen oder mit einem Buch, am liebsten Krimis, »je spannender, je besser«, beispielsweise Stephen King. »Mit romantischen Komödien hingegen kann ich nichts anfangen, die langweilen mich«, sagt sie.

Langeweile, kommt natürlich nicht in Frage. Die nächste Herausforderung, die auf Koreck wartet, ist, sich für einen »festen Hafen« zu entscheiden. Wird die Wahl auf München fallen oder auf Traunstein? »Auch wenn es uns total schwer fällt, werden wir München wohl verlassen«, vermutet die Sängerin. Es wird wohl zurück in die Heimat ihrer Kindheit gehen, denn die Großeltern in Traunstein seien wichtige Bezugspersonen für Timmi. Bis dahin aber wird Claudia Koreck sicher noch oft durch den Englischen Garten spazieren und mit ihrem »kloanen Mo« weiter die Welt entdecken. Sylvie-Sophie Schindler

Konzerttermine in München und Umgebung:

Mittwoch, 6. März im Freiheiz in München, am 14. Februar in Gelting im Hinterhalt, am 17. Februar in Freising im Lindenkeller und am 22. Februar im Veranstaltungsforum in Fürstenfeldbruck.

Artikel vom 15.01.2013
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