Tiefgarage fürs Kunstareal: Vorteil oder zusätzliche Probleme?

Maxvorstadt · Autos unter die Erde

Martha Hipp und Reinhold Babor sind sich uneins über den besten Weg zum Museum Brandhorst und dem übrigen Kunstareal. 	Fotos: scy/privat

Martha Hipp und Reinhold Babor sind sich uneins über den besten Weg zum Museum Brandhorst und dem übrigen Kunstareal. Fotos: scy/privat

Maxvorstadt · Es ist nicht so, dass morgen oder übermorgen sofort die Bagger anrollen werden. Wenn über den Bau einer Tiefgarage im Kunstareal nachgedacht wird, dann zum aktuellen Zeitpunkt erstmal als Idee. Die freilich nicht einfach so aus der Luft gegriffen ist.

Denn derzeit fehlen etwa 2.000 Pkw-Stellplätze in der Maxvorstadt, sowohl für die Anwohnerschaft als auch für die Besucher der vielen Museen, so berichtet es Katja Strohhäker vom Münchner Referat für Stadtplanung und Bauordnung. Um der Parkplatznot beizukommen, hat Stadtrat Reinhold Babor (CSU) mit seinem Antrag, der im Dezember 2012 im Ausschuss für Stadtplanung und Bauordnung behandelt wurde, einen Vorstoß gewagt. Der Politiker plädiert darin für den Bau einer Tiefgarage, in die »natürlich auch Einheimische fahren können«. In seiner Begründung hat er dennoch vor allem die auswärtigen Museumsbesucher im Blick: »Damit soll die Erreichbarkeit der Museen im künftigen Kunstareal verbessert werden.«

Die Lösung des Parkproblems komme zudem nicht nur den Besuchern, sondern auch den Museen entgegen, da dadurch die Besucherzahlen und die Attraktivität des Viertels erhöht werden könnten. Es könne mit einer Tiefgarage – wo überhaupt genau diese gebaut werden könnte, ist allerdings nicht geklärt – noch mehr beworben werden. Das Argument, es gebe bereits eine ausreichende Anbindung durch den öffentlichen Nahverkehr, lässt der Stadtrat nicht gelten. »Eine Straßenbahnlinie allein genügt nicht«, sagt Babor. »Zudem ist das Studium des MVV-Netzes mit anschließendem Fußmarsch von den umliegenden U-Bahnstationen wie Odeonsplatz oder Theresienstraße nicht gerade besucherfreundlich.«

Er berichtet, wie es neulich beispielsweise seinem Besuch aus Frankfurt ergangen sei, der das Brandhorst Museum besichtigen wollte: »Um aus Harlaching dorthin zu gelangen, ist die Tram, dann die U-Bahn und wieder die Tram zu benützen. Diese mögliche Anfahrt wurde nicht akzepiert, weil zu umständlich, und die Anfahrt mit dem Pkw verlangt.« So habe er den Besuch zum Museum gefahren und ließ aussteigen, da er keinen Parkplatz gefunden habe. »Es ist für Ortsunkundige, die zum Kunstareal wollen, einfach wesentlich angenehmer mit Pkw und Navigationsgerät anzureisen«, resümiert Babor. »Und dann sollte nicht das Ärgernis warten, einen Parkplatz suchen zu müssen.« Ein weiteres Plus für den Bau einer Tiefgarage sei außerdem, die parkenden Autos aus dem Straßenraum wegzubekommen.

Dagegen hat auch Andreas Art (CSU) vom Bezirksausschuss (BA3) Maxvorstadt nichts einzuwenden. »Natürlich ist es besser, unten Parkraum zu schaffen statt oben«, sagt Art. Die städtebauliche Situation könne so verbessert werden, etwa durch Begrünungen. Jedoch hat er nicht das Gefühl, dass die Parkplatznot so groß sei, dass man alarmiert sein müsste. »Durch die Einführung der Parklizenzzone ist die Situation deutlich entspannter«, befindet der Politiker. Wenn Tiefgarage, dann jedoch solle der Schwerpunkt auf die Schaffung von Anwohnerstellplätzen gelegt werden. Auswärtige sollten nicht mit zusätzlichem Parkraumangebot per Auto in die Maxvorstadt gelockt werden. »Das wäre unnötig«, so Art weiter. Grundsätzlich aber sehe er davon ab, den Besitz eines Autos partout zu verteufeln.

Die ganze Thematik sieht Martha Hipp (Grüne), ebenfalls BA3-Mitglied, anders. »So kann es nicht weitergehen«, empört sich die Politikerin. »Noch mehr Autos verkraftet unser Viertel einfach nicht.« Eine Tiefgarage hingegen würde zusätzlich Autofahrer anziehen. »Deshalb ist so ein Vorhaben für mich nicht nachvollziehbar.« Vielmehr gehe es darum, sämtliche Maßnahmen zu prüfen und umzusetzen, die den Autoverkehr reduzieren beziehungsweise drosseln. Etwa mit Einbahnregelungen, Tempo-30-Zonen, beispielsweise in der Augustenstraße, Straßenbahnverengungen und mehr Raum für Fußgänger und Radfahrer. »Hier geht es auch um unsere Umwelt, dafür tragen wir Verantwortung«, sagt Hipp.

Auch der Freistaat als Besitzer des Areals ist skeptisch

Sollte die Entscheidung über eine Tiefgarage gefällt werden müssen, so ist der Freistaat Bayern dafür zuständig, da sich die Grundstücke mit den hier vorhandenen Museen in dessen Besitz befinden. Grundsätzlich meldet der Freistaat, vertreten durch das Landesbauamt, auf Nachfragen des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst Sicherheitsbedenken zur Errichtung und Öffnung einer Tiefgarage für »betriebsfremde Nutzerinnen und Nutzer« an. In einer entsprechenden Stellungnahme heißt es: »Angesichts der außerordentlichen Kunstwerke muss jede Erhöhung des Sicherheitsrisikos vermieden werden.« Je mehr Schlüssel, Chips, Magnetkarten oder Ähnliches zur Benutzung der Tiefgarage ausgegeben würden, desto größer würde die Gefahr einer Weitergabe oder der Verlust solcher Schlüssel oder Code-Karten. »Der Benutzerkreis der Tiefgarage muss deshalb so gering wie möglich und überschaubar gehalten werden.« Es sollten deshalb lediglich Stellplätze für Beschäftigte des Museums errichtet werden.

Ohnehin, es bleibt die Frage offen, wann und ob überhaupt die Bagger anrollen. Da es sich bisher nur um eine Unterrichtung handelte, fand in der BA-Sitzung vom 11. Dezember 2012 keine weitere Beschlussfassung oder Behandlung statt. Von Seiten des Referats für Stadtplanung und Bauordnung teilte Sprecherin Katja Strohhäker mit: »Das Kunstareal ist Teil des Parkraummanagement-Konzepts der Landeshauptstadt München. Da das Gebiet Kunstareal hier als Kompensationsgebiet für die fehlenden 2.000 Stellplätze dient, empfiehlt die Projektgruppe bei zukünftigen Baumaßnahmen im Kunstareal, auch bei Museumsbauten, Standorte für Anwohner- und Besuchertiefgaragen zu prüfen.« Die Haupterschließung des Kunstareals für Besucher solle aber nach wie vor mit öffentlichen Verkehrsmitteln erfolgen. scy

Artikel vom 08.01.2013
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