Patenomas und Patenopas jetzt auch in Dorfen gesucht

Dorfen · Kindern Zeit schenken

Patenopa Hermann Gerschlauer und Patenoma Brigitte Schlickenrieder (r.) berichten von ihren herrlichen Erfahrungen mit den Leihenkeln. Sozialpädagogin Tanja Sachs begleitet das Projekt bei der Caritas.	Foto: bb

Patenopa Hermann Gerschlauer und Patenoma Brigitte Schlickenrieder (r.) berichten von ihren herrlichen Erfahrungen mit den Leihenkeln. Sozialpädagogin Tanja Sachs begleitet das Projekt bei der Caritas. Foto: bb

Dorfen · Hermann Gerschlauer hat selbst drei Jungs großgezogen, inzwischen hat er vier Enkel. „Aber die sind jetzt schon größer und brauchen keinen Opa mehr. Weil ich aber den Kontakt zu Kindern liebe, habe ich mich vor vier Jahren als Patenopa gemeldet.

Das macht mir einen Riesenspaß“, berichtet Gerschlauer. Seine Kollegin, „Leihoma“ Brigitte Schlickenrieder, ergänzt: „Ich bin kein kostenloser Babysitter, sondern ich will mit den Kindern spielen, reden, lesen, kochen und Spaß haben.“ Beide sind seit Jahren Erdinger Patengroßeltern – nun wurde das Projekt für Dorfen vorgestellt.

Die Patengroßeltern wurden 2007 bei der Caritas Erding ins Leben gerufen. „Vorlesen, gemeinsam Weihnachtsplätzchen backen, Ausflüge machen, von der Schule oder dem Kindergarten abholen – das ist das Ziel des Projektes“, erläutert Sozialpädagogin Tanja Sachs. Sie betreut die Initiative von Anfang an. Seither ist sie immer auf der Suche nach rüstigen Rentnern oder auch jüngeren Leuten mit Zeit, die Spaß daran haben, sich mit Kindergarten- oder Grundschulkindern zu beschäftigen, und die gerne stundenweise auf die Kleinen aufpassen möchten. „Im Moment haben wir 14 aktive Patenschaften – und viele wartende Familien und Kinder“, berichtete Sachs bei ihrer „Werbeveranstaltung“ in Dorfen, denn dort soll es künftig ebenfalls Patenomas und -opas geben. Dorfen zählt zu den jüngsten Regionen in Deutschland. Viele junge Paare sind in den vergangenen Jahren hierher gezogen, haben Arbeit gefunden, sich ein Heim geschaffen – und Kinder bekommen. Die Großeltern leben aber oft weit entfernt, sehen ihre Enkelkinder nur selten. Den Eltern, gerade wenn beide berufstätig sind, fehlt eine unterstützende Hand, wenn es um die Betreuung der Kinder geht. „Wir haben in Dorfen schon seit 2007 das Projekt „Jung trifft Alt“, hier können sich Senioren ohne eigene Enkel mit Kindern treffen. Das läuft hervorragend, da treffen wir uns zum Papier schöpfen, zum Kochen, Kuchen und Plätzchen backen, wir haben Nistkästen gebaut und Fahrräder repariert, gehäkelt, genäht und gestrickt und treffen uns regelmäßig zum Vorlesen“, berichtet die Dorfener Seniorenreferentin Doris Minet. „Nachdem wir damit so gute Erfahrungen gemacht haben und das Projekt Patengroßeltern in Erding so prima läuft, haben wir uns gedacht, das könnten wir doch in Dorfen auch starten“, meint Gemeinde-Jugendpflegerin Martine Driessen.

Belange von allen berücksichtigen

Wie das mit den Leihomas und -opas genau funktioniert, was auf beide Seiten zukommt und wie alles in der Praxis aussieht, das konnten interessierte Senioren sowie Familien bei der Informationsveranstaltung erfahren. „Wir berücksichtigen immer die Belange und Wünsche aller Beteiligten, aber vor allem die der Kinder. Das Ziel ist eine familienähnliche Struktur, wie mit den richtigen Großeltern und Enkeln“, führt Tanja Sachs ein. Wenn ein Senior oder ein Rentner-Paar Interesse hat, findet zunächst ein intensives Gespräch mit Sachs statt, wobei ein erweitertes Führungszeugnis vorgelegt werden muss. „Das ist kein Misstrauen gegenüber unseren Interessenten, sondern eine Qualitätsmaßnahme für die Kinder und Eltern“, erläutert die Sozialpädagogin. Im Gespräch wird besprochen, wie alt die Kinder sein sollen, was man gerne macht oder was nicht, an welchen sowie an wie vielen Tagen man Zeit hätte.

Ist so weit alles geklärt, sind die Senioren haftpflichtversichert während der Betreuungszeit, es besteht also kein finanzielles Risiko. „Nun versuchen wir aus der großen Zahl an interessierten Familien die richtige zu finden. Das erste Treffen ist immer mit der ganzen Familie und mit mir, hier werden weitere Schwerpunkte, etwa Krankheiten, Allergien, Vorlieben und Besonderheiten der Kinder besprochen. Natürlich werden auch die Kinder befragt, was sie wollen – und nach drei Monaten überprüfen wir, ob beide Seiten zufrieden sind. Treffen sollten sich die neuen Patengroßeltern mit ihren Patenenkeln möglichst einmal pro Woche, sodass ein richtiges Verhältnis aufgebaut werden kann. Aber jeder kann jederzeit die Zusammenarbeit beenden – denn wir schließen ja auch keinen Vertrag, und es kostet nichts. Wo es nicht klappt, wird eben eine neue Kombination gesucht.“

Erste Hilfe bei kleinen und großen Wehwehchen

Mit der Übernahme einer Patenschaft ist es aber noch nicht vorbei: Für die Patengroßeltern finden regelmäßig Fortbildungsabende statt. Natürlich auch im Bereich Erste Hilfe, denn bei kleinen oder größeren Wehwehchen sollen die Ersatzgroßeltern wissen, was zu tun ist. „Gerade dieser Kurs mit der Ersten Hilfe für kleine Kinder hat mir enorm viel gebracht“, sagt Patenoma Brigitte Schlickenrieder. „Seit knapp zwei Jahren holt sie ihre drei Patenenkel ein, zwei Mal in der Woche von der Schule und vom Kindergarten ab. „Am Anfang sind wir zu ihnen nach Hause gegangen, nach einiger Zeit dann zu mir, und jetzt darf jeden Freitagnachmittag einer von ihnen lange bei mir bleiben, da freuen wir uns immer schon auf den Freitag. Ich schenke den Kindern einfach gerne meine Zeit und die zeigen mir, dass sie mich brauchen!“

Tanja Sachs steht allen Beteiligten jederzeit mit Rat und Tat zur Seite. Und sie kann aus vielen Jahren „Patengroßeltern“ mit Sicherheit sagen: „Patenomas und -opas sind in der Familie gerne gesehen. Sie bringen wie die richtigen Großeltern eine ganz eigene Qualität in die Familie ein – den generationenübergreifenden Kontakt. Genau dieser fehlt oft jungen Familien auch in Dorfen“, fasst Sachs zusammen. „Was zum Familienglück häufig fehlt, das sind die Großeltern. Und auch für die ältere Generation bringt das Projekt viel. Senioren finden als Ersatzoma und Ersatzopa eine sinnvolle Beschäftigung. Der Kontakt zur jüngeren Generation bleibt erhalten. Nichts hält besser fit und geistig beweglich als der Kontakt mit Kindern!“

Sachs hat als Ansprechpartnerin für Eltern und Senioren einen Leitfaden entwickelt. Sie berät und begleitet die Vermittlung der ehrenamtlichen Opas und Omas in die Familien intensiv und hilft auch, wenn die echten Großeltern oder Väter eifersüchtig sind auf die neuen Leihgroßeltern. Wer Interesse hat, der kann sich als Eltern mit Kindern ab dem Kindergartenalter oder als Senioren melden unter Telefon 0 81 22/1 87 36 06 oder per E-Mail an tanja.sachs@caritasmuenchen.de. bb

Artikel vom 20.12.2012
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