Albrecht Ackerland im Münchner SamstagsBlatt über seelische Zustände an Weihnachten

München · „Da schau her!“ zum Thema Seelsorge an friedvollen Weihnachtsfeiertagen

München · Weihnachten ist ja für vieles gut, es ist vermutlich der Tag im Jahr, wo man sich selbst und seine Nahen am besten kennenlernen kann. Ich hatte schon alle erdenklichen Zustände an Weihnachten. Etwa den ziemlich seelisch-ungesunden Zustand des Sich-Zusammenreißens und Runterschluckens.

Weihnachten soll doch die schönste Zeit im Jahr sein, wer will sich und auch den anderen um sich herum das alles ruinieren, weil man seinen Mist rauslässt? Es wurde zum Fest, an das ich wirklich sehr unangenehme Erinnerungen hege. Ich hatte Bauchschmerzen. Die kamen sicher nicht von der trockenen Gans, weil das ganze schöne Fett rausgelaufen ist. Im nächsten Jahr mokierte ich mich über den Verlust des schönen Schmalzes, und zack! Weihnachtsstreit!

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Ich habe gelernt: Das Leben ist zu kurz, um Konflikte nicht zu führen. Weihnachten ist die perfekte Zeit, um die Hosen runterzulassen und den Fehdehandschuh aufzunehmen. Und bei Kerzenschein und Gran Vin de Bordeaux lässt es sich ganz vorzüglich streiten.
Freilich dürfen daran nur Erwachsene beteiligt sein. Sind Kinder im Haus, tut man nun doch gut daran, ihnen das wohlige Weihnachtsgefühl zu spenden, das sie in ihrem Leben nicht mehr vergessen sollen und werden. Es ist ja die schönste Zeit im Jahr, das muss man erst mal lernen. Und nur mit diesem Weihnachtsgrundgefühl kann man später die Vorzüge des reifen Weihnachtsstreits überhaupt erst erkennen. Gut geführt, ist er die reinste Seelsorge! Er reinigt den Geist, spendet Kraft und sorgt für ein zufriedenes Miteinander – gut geführt, versteht sich.
Die Kunst ist, dass sich Besinnlichkeit und Besinnungslosigkeit, Friede auf Erden und Feuer in den Augen ungefähr die Waage halten. Dann macht die Seele Freudensprünge, so die Theorie. Die Praxis sieht übrigens bei mir so aus: Ich setze mich mit meinem Grand Vin allein vor meinen Baum, ganz allein, doch keineswegs einsam und langweilig. So ein Streit lässt sich auch wunderbar mit sich selbst führen und hält einen bei Laune.
Und danach kommt das Schönste: Die Versöhnung.

Artikel vom 20.12.2012
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