Der Berg-am-Laimer Abdul Karim ist unser Engel 2012

Berg am Laim · Der Flüchtlingshelfer

Abdul Karim aus Sierra Leone freute sich sehr über den Engel und die Gutscheine für die Therme in Erding. Er war noch nie in einem Schwimmbad.	Foto: js

Abdul Karim aus Sierra Leone freute sich sehr über den Engel und die Gutscheine für die Therme in Erding. Er war noch nie in einem Schwimmbad. Foto: js

Berg am Laim · Vor rund vier Jahren ist Abdul Karim aus Sierra Leone, einem der ärmsten Länder der Welt, nach Deutschland geflohen. Heimisch geworden sei er hier aber erst, als er Ende 2010 ins Wohnprojekt für junge, unbegleitete Flüchtlinge in der Baumkirchner Straße gezogen sei, sagt der 23-Jährige.

Um anderen Menschen aus Krisenregionen zu helfen, gründete er im vergangenen Jahr den Verein »Sierra Friends e.V.«. Der »Haidhausener Anzeiger« hat den jungen Mann deshalb zum Weihnachtsengel 2012 erkoren. Ziel dieser alljährlichen Weihnachtsaktion ist, Menschen zu ehren, die anpacken, helfen, wo Hilfe nötig ist, die da sind, wenn man sie braucht. Als kleine Anerkennung erhielt Karim eine kleine Engelsfigur von Pflanzen Kölle und zwei Gutscheine von der Therme in Erding.

Monatelang kämpfte sich Abdul Karim mit Unterstützung des Bayerischen Flüchtlingsrats und der Organisation »Jugendliche ohne Grenzen« durch das Dickicht der deutschen Bürokratie. Das Ergebnis seiner Bemühungen: Ein eingetragener Verein, der Verfolgten aus Sierra Leone und anderen Ländern hilft, im Leben wieder Fuß zu fassen. Bei einem Fest anlässlich des Unabhängigkeitstags von Sierra Leone im Frühjahr dieses Jahres, an dem der Verein beteiligt war, informierte Abdul Karim die knapp 100 Besucher an der Katholischen Stiftungsfachhochschule in der Preysingstraße unter anderem darüber, wie Straßenkinder in seiner Heimat leben: »Jetzt kümmern wir uns darum, dass die Sach- und Geldspenden in Sierra Leone ankommen.«

Auch beruflich engagiert er sich sozial. Kürzlich hat er eine Ausbildung zum Altenpflegehelfer abgeschlossen. Die Arbeit mit den Senioren bereite ihm große Freude, sagt er. Wenn er erzähle, dass er ohne seine Eltern nach Deutschland geflohen sei, stoße er stets auf Mitgefühl: »Das beeindruckt mich, es ist fast so, als ob ich hier eine Art Familie gefunden hätte.« Im September möchte er eine Ausbildung zum Krankenpfleger beginnen. Auch privat ging es stetig bergauf. Vor etwa drei Monaten ist er aus dem Wohnprojekt im ehemaligen Hotel Eisenreich ausgezogen und lebt nun zusammen mit seiner Freundin Mary, die ebenfalls aus Sierra Leone stammt, in einer Wohnung am Innsbrucker Ring. »Dass Abdul die Auszeichnung bekommen hat, freut mich sehr«, sagt Sabine Hodek, Mitarbeiterin des Wohnprojekts in Berg am Laim.

Der Berg-am-Laimer arbeitet schon am nächsten Projekt

Gespannt ist Abdul Karim nun darauf, die beiden Gutscheine für die Therme Erding einzulösen, die er als Preis vom »Haidhausener Anzeiger« erhalten hat. In seiner Heimat gebe es zwar schöne Strände, aber kaum Schwimmbäder, erzählt er: »Ich kenne so etwas gar nicht.« Besuchen will er die Wellness-Oase zusammen mit seiner Freundin. Wann die beiden die Gutscheine einlösen, werden sie spontan entscheiden. Aktiv ist Abdul Karim neben der Vereinsarbeit derzeit übrigens auch bei einer Kampagne, die darauf aufmerksam macht, dass junge Flüchtlinge in Unterkünften auf dem Land oft keine Möglichkeit erhalten, eine Schule zu besuchen. Weitere Informationen dazu unter www.bildung.jogspace.net. Julia Stark

Artikel vom 18.12.2012
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