Engagierter Lernpate wird zum Weihnachtsengel 2012 gekürt

Trudering · »Ich will was tun«

Lernpate Eberhard Gentz freute sich über die Auszeichnung vom Südost-Kurier zum Weihnachtsengel 2012.	Foto: bus

Lernpate Eberhard Gentz freute sich über die Auszeichnung vom Südost-Kurier zum Weihnachtsengel 2012. Foto: bus

Trudering · Mindestens einmal pro Woche fährt Eberhard Gentz von Waldtrudering rüber in die Lehrer-Wirth-Grundschule der Messestadt. Dort trifft er zwei bis drei Kinder, mit denen er Hausaufgaben macht. Täglich von 14.00 bis 15.30 Uhr wird gemeinsam gelernt.

Seit über vier Jahren schon ist der Truderinger als Lernpate im Einsatz und organisiert auch als Kontaktmann die Abstimmung mit der Grundschule. Für sein Engagement hat der Südost-Kurier ihn dieses Jahr zum Weihnachtsengel ausgezeichnet. Er freute sich sehr über die Auszeichnung und das Dankeschön eines symbolischen Keramik-Engel, gestiftet von Pflanzen Kölle sowie einem pep-Gutschein in Höhe von 100 Euro, die er für seine 16 Mitstreiter nur stellvertretend entgegen nahm. »Als Rentner habe ich mir gedacht, dass man was tun sollte für die Gesellschaft«, sagt Eberhard Gentz, der seit 30 Jahren in Trudering wohnt und selbst zwei erwachsene Kinder und mittlerweile zwei Enkel hat. »Zuerst bin ich Lernpate im Hasenbergl geworden, aber nach einem Jahr war mir die Fahrerei in den Norden zu weit. Über die sehr aktiven Senioren des Familienzentrums, bei denen meine Frau und ich Diskussionsabende, Filme und andere Kurse mitorganisieren, haben wir dann das Projekt Lernpaten für die Lehrer-Wirth-Schule gestartet. Ich war von Anfang an dabei.«

Schließlich leben in der Messestadt Menschen aus rund 120 Nationen. Augenblicklich sind seine Grundschüler aus 65 verschiedenen Ländern. Dabei sei Deutsch allerdings meist nicht das Problem, eher wenig Zeit der Eltern, zu geringe individuelle Fördermöglichkeiten oder manchmal traumatische Flucht- und Umzugserlebnisse der Kinder. Gemeinsam mit seinen Mitstreitern begleitet er die täglichen Hausaufgaben schwacher Schüler. Die Lehrer schlagen Schüler vor, die von den Lernpaten profitieren sollen. Dann wird mit den Eltern ein Vertrag geschlossen, damit die Kinder auch regelmäßig teilnehmen. Das gesamte Förderangebot ist kostenlos. Gentz und seine Lernpaten sind ehrenamtlich und selbstorganisiert im Einsatz. »Wir haben die Erfahrung gemacht, dass ganz kleine Gruppen von ein bis zwei Schülern am besten funktionieren, denn manche Kinder brauchen eigentlich eine Eins-zu-Eins-Betreuung. Gemeinsam gehen wir die Hausaufgaben durch, einige benötigen dazu die ganze Zeit von eineinhalb Stunden.« Wer schneller ist, soll die Förderstunden trotzdem nutzen. Gentz bietet Lese- und Rechenwettbewerbe in einem eigenen Raum an und zeigt auch gerne kleine Experimente aus der Akustik oder E-Technik. »Das macht mir, wie die ganze Arbeit als Lernpate, sehr viel Spaß und besonders die Jungs sind ganz scharf auf Technisches.« Manche Schüler betreut er vier Jahre lang während der gesamten Grundschulzeit, andere ziehen leider wieder um oder brauchen ganz einfach keinen Lernpaten mehr.

Zusätzliche Helfer im Hort nötig

Weil im Hort rund 18 Kinder mit einem Betreuer Hausaufgaben machen und dabei nicht sehr viel Zeit ist, spezielle Lernschwächen und -probleme zu beheben, helfen die Lernpaten auch im Hort der Lehrer-Wirth-Schule mit. Auch dort lernen sie gemeinsam und bauen persönliche Beziehungen zu ihren Schützlingen auf. Für Eberhard Gentz Spaß und der Dank und Lohn seiner Lernpatenarbeit zugleich. »Oft sprechen wir auch über die Geschichten, die wir gemeinsam lesen und ich erkläre Dinge, wie etwa das Wort Taufe. Da wusste dann beispielsweise eine Muslima genau Bescheid, während eine Christin aus Afrika doch sehr ins Schleudern kam. Alle Kinder haben dagegen neulich gleich die Fahnen ihrer Heimatländer erkannt. Wo die Staaten aber auf der Weltkarte sind, das war bei vielen Ländern wie Nigeria und besonders den kleineren wie Albanien und Kosovo ziemlich schwer.« Gerne würde Eberhard Gentz das Lernpatenprojekt auch auf die Mittelschule ausweiten, denn bisher ist nach der Grundschule Schluss. Nur eine Grundschülerin wird weiterhin betreut, weil diese sehr aktiv gegen ihre Lese- und Schreibschwäche arbeiten muss. Bisher scheiterte die Betreuung der Mittelschule aber auch an der Organisation. Was es aber bereits gibt, sind Lesepatenschaften an der Turnerschule, eine Erweiterung des Projekts für die Astrid-Lindgren-Schule und Seniorenpaten. Im Augenblick suchen die Lernpaten noch Verstärkung, ab Januar ist ein Platz für die Lehrer-Wirth-Schule vakant. Mehr Informationen dazu erfährt man direkt über Claudia Hostlowsky vom Truderinger Familienzentrum und Generationentreff im Dompfaffweg 10 unter Tel. 4 30 36 96. bus

Artikel vom 18.12.2012
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