Thomas Loderer – Erster Bürgermeister

Ottobrunn · Aus dem Rathaus

Thomas Loderer, Erster Bürgermeister

Thomas Loderer, Erster Bürgermeister

Ottobrunn · Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, wieder neigt sich ein ereignisreiches Jahr dem Ende zu. Aus Gemeindesicht war 2012 ein gutes Jahr, in dem Ottobrunn zweifellos wieder ein Stück mehr an Lebensqualität hinzugewonnen hat. Dass es sich hier gut leben lässt, spricht sich herum.

So ist die Einwohnerzahl Ottobrunns seit Ende 2008 um fast 800 auf 20.587 (Stand: 30.06.2012) angestiegen. Das ist einerseits natürlich erfreulich; andererseits bedeutet es aber auch, dass wir in den nächsten Jahren verstärkt darauf achten müssen, dass sich die damit einhergehende Bautätigkeit in einer Weise vollzieht, die mit unseren Vorstellungen von Ottobrunn als einem Ort, in dem es weiterhin viel Grün geben soll und wo die Häuser nicht in den Himmel wachsen sollen, verträglich ist. Besonders erfreulich ist, dass gerade junge Familien in den vergangenen Jahren Ottobrunn zu ihrer neuen Heimat erkoren haben. Allen, die sich im Jahr 2012 in Ottobrunn niedergelassen haben, gilt mein besonderer Willkommensgruß!

Im gesellschaftlichen und politischen Alltag einer Gemeinde ist es normal, dass die Bedeutung bestimmter Themen unterschiedlich eingeschätzt wird und dass man auch unterschiedliche Sichtweisen auf ein Thema hat. Geradezu beklemmend habe ich es allerdings in den zurückliegenden Monaten empfunden, wie groß die Diskrepanz zwischen dem eigenem Denken, Fühlen und Erleben und dem, worüber und in welcher Weise die Medien berichten, sein kann. Um es deutlich zu sagen: Für mich waren die wichtigsten Themen im vergangenen Jahr weder der FC Ottobrunn noch die Pflege-WG. Der Eindruck, den man insbesondere aus der Zeitungslektüre im Hinblick auf die objektive Bedeutung dieser Themen gewinnen konnte, war sicherlich ein anderer. Was mir 2012 wichtig war, darüber habe ich – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – im Dezember 2011 an dieser Stelle geschrieben.

Von den Überlegungen etwa, aus der Grundschule an der Albert-Schweitzer-Straße eine moderne und zukunftstaugliche Ganztagsschule zu machen. Oder vom Bau einer neuen Kinderkrippe am Haidgraben 13; oder von der Kooperation zwischen der Gemeinde Ottobrunn und der kommunalen Baugesellschaft München Land (BML), durch die am Haidgraben zwölf neue preisgünstige ­Wohnungen entstehen; oder von der Errichtung eines »Bavarian ­International Campus Aerospace and Security« (BICAS) am Standort Ottobrunn/Taufkirchen; oder der Hoffnung, dass das Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme (Fraunhofer IKTS) mit Sitz in Dresden und das US-Unternehmen FuelCell Energy auf Basis einer von mir vermittelten Kooperation das Brennstoffzellengeschäft der abgewickelten MTU Onsite Energy GmbH übernehmen und ihre gemeinsamen Forschungs- und Entwicklungs­aktivitäten in diesem Bereich in Ottobrunn konzentrieren.

Auf nahezu allen genannten sowie auf vielen weiteren Gebieten kamen wir im vergangenen Jahr ein erhebliches Stück voran. Die Planungen für die Generalssanierung der Schule III sind in einem reifen Stadium angelangt. Ende des laufenden Schuljahres kann mit den zweijährigen Baumaßnahmen begonnen werden (siehe Seite 8). Auch für die Kinderkrippe am Haidgraben erfolgte kürzlich der offizielle Spatenstich. Die Mauern des neuen Wohnhauses am Haidgraben 12 streben sichtbar in die Höhe. Ende November fand die Grundsteinlegung für das neue Gemeindehaus der Freien evangelischen Gemeinde (FeG) statt. Dank einer Kooperation, die die Gemeinde Ottobrunn mit der FeG abgeschlossen hat, können Ende nächsten Jahres 20 Kinder im Alter von ein bis drei Jahren, die in der Großtagespflegeeinrichtung des Tollhaus e.V. betreut werden, aus einem maroden Haus der Gemeinde Ottobrunn in der Gartenstraße ausziehen und nagelneue Räume beziehen. Viele weitere Beispiele von wichtigen Projekten könnte ich aufzählen, bei denen wir wieder ein gutes Stück vorangekommen sind. Doch was sind Themen wie diese schon gegen die Inszenierung eines Dramas vom Kampf zwischen – ganz klassisch – dem Guten (Pflegeeinrichtung Feromedik GmbH, pflegeintensive ­Patienten), und dem Bösen (Anwohner und Nachbarn der sogenannten Pflege-WG in der Schwalbenstraße, Bürgermeister)?

Meine persönliche Haltung sowie das Ergebnis eines bisher von keinem Gemeinderatsmitglied offiziell durch Antrag in Frage gestellten einstimmigen Beschlusses des Bauausschusses habe ich in der Oktober-Ausgabe von Mein Ottobrunn dargelegt. Daran hat sich nichts geändert. Ein positives Beispiel dafür, wie die Idee einer Wohngemeinschaft von Pflegebedürftigen initiiert, kommuniziert und umgesetzt werden kann, stellt die ambulante betreute Wohngemeinschaft für Demenzbetroffene dar, die in den Räumen des Pflegezentrums St. Michael in der Siedlung An der Ottosäule eingerichtet wird. In einem Kooperationsprojekt der Alzheimer-Gesellschaft Landkreis München Süd (Initiator, externer Moderator), des Evangelischen Diakonievereins Neubiberg-Ottobrunn-Höhenkirchen e. V. (Bauherr, Vermieter) und der MARO Genossenschaft eG (Projektmanagement) entstehen im Frühjahr und im Sommer 2013 zwei Demenz-Wohngemeinschaften für jeweils neun beziehungsweise sieben Bewohner. Als Mitglied der Alzheimer-Gesellschaft bin ich schon seit Längerem in die Pläne eingeweiht und habe sie von Anfang an unterstützt. Das Thema »Würdevoller Umgang mit dementen Menschen« ist meiner Meinung nach eines der drängendsten ­gesellschaftlichen Themen der Zukunft. Ich bin daher sehr glücklich darüber, dass dieses Pionier-Projekt in Ottobrunn verwirklicht wird.

Die wahre Lebensqualität eines Ortes wird maßgeblich vom ­sozialen Engagement seiner Bewohner bestimmt. Unter den vielen sichtbaren Zeichen gelebter christlicher Nächstenliebe, die es in Ottobrunn gibt, hat mich im Jahr 2012 besonders das Engagement des Koordinationskreises beeindruckt, der sich im Umfeld der ­Pfarrei St. Magdalena gebildet hat, um den Asylbewerbern aus ­Afghanistan, dem Irak, Syrien, dem Iran oder Nigeria, um nur ­einige der Herkunftsländer zu nennen, die derzeit in Ottobrunn Unterschlupf finden, zu helfen. Als gelegentlicher Besucher der Mittwochs stattfindenden Koordinationstreffen durfte ich aus nächster Nähe miterleben, wie ernsthaft und zugleich frohgemut sich Frauen und Männer gemeinsam den Kopf zerbrechen, wie der triste Alltag der hier lebenden Asylbewerber durch ganz konkrete Hilfsangebote wie Sprachkurse, Spielgruppen für Kinder oder die Bereitstellung von Fahrrädern erleichtert werden kann. Die Mitglieder des von Diakon Karl Stocker (erreichbar unter Tel. 4 20 01 79 01 oder E-Mail: k.stocker@web.de) geleiteten Koordina­tionskreises freuen sich über jede Art von Unterstützung.

Ohnehin verdanken wir die Tatsache, dass in Ottobrunn im Vergleich zu nahezu allen anderen Landkreisgemeinden derzeit viele Asylbewerber – Anfang Dezember waren es 78 – untergebracht werden können, dem glücklichen Umstand, dass 149 von 155 ­Wohnungen im Bereich der Putzbrunner Straße und der Josef-­Seliger-Straße, die der Baugesellschaft München-Land gehören, in den kommenden Jahren abgerissen und neu gebaut werden. ­Dadurch erhöht sich die Gesamtzahl langfristig von 155 auf 177 Wohnungen. Da mit dem teilweisen Abbruch voraussichtlich schon im Mai 2013 begonnen wird, werden frei werdende Wohnungen schon seit einiger Zeit nicht mehr langfristig vermietet. Auch für die Asylbewerber stehen sie nur noch bis zu diesem Zeitpunkt zur Verfügung. Wo die ­Menschen danach unterkommen können, ist unklar. Der Asylbewerberstrom auf unser Land reißt nicht ab. Damit steigt auch der Druck auf unsere Gemeinde, weitere Flüchtlinge aufzunehmen oder zumindest einem Teil der jetzt hier lebenden Menschen ein Dach über dem Kopf anzubieten.

Die Not ist groß. Daher mein Appell an Sie: Sollten Sie geeignete Unterkünfte kennen oder auf solche gar zugreifen können, so melden Sie es bitte der Gemeindeverwaltung oder dem Landratsamt. Ganz im Sinne der Mitglieder des Asyl-Koordinationskreises sollte es unser aller Ehrgeiz sein, dass die in Ottobrunn lebenden Asylbewerber, wohin es sie später auch immer verschlagen wird, Ottobrunn als Ort in Erinnerung behalten, wo Menschen leben, die ein großes Herz haben. Dass dies so ist und dass es in Ottobrunn sogar sehr viele Menschen mit einem großen Herzen gibt, darf ich in meiner Arbeit täglich erfahren. Allen, die als Ehrenamtliche aktiv Anteil nehmen am Schicksal und der Not ihrer Mitmenschen, danke ich von ganzem Herzen.

Ihnen und Ihren Familien wünsche ich persönlich und im Namen des Gemeinderates und der Gemeindeverwaltung ein gesegnetes Weihnachtsfest und für das neue Jahr 2013 alles erdenklich Gute, vor allem Gesundheit und Zufriedenheit!!

Es grüßt Sie herzlich Ihr Thomas Loderer, Erster Bürgermeister

Artikel vom 13.12.2012
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