Unterschutzstellung der Fröttmaninger Heide? – Bürger können jetzt mitreden

Fröttmaning · Naturjuwel im Netz

Im Heidehaus in Fröttmaning (v. l.): Kai Elmauer, Eva-Maria Koch, Rolf Zeitler und Ulrich Böger.	Foto: ws

Im Heidehaus in Fröttmaning (v. l.): Kai Elmauer, Eva-Maria Koch, Rolf Zeitler und Ulrich Böger. Foto: ws

Fröttmaning · Der Bürger hat das Wort. Wünsche und Fragen zur Fröttmaninger Heide kann man ab sofort im Internet loswerden.

Dazu hat die Regierung von Oberbayern unter der Adresse www.unsereheide.de eine Internetplattform eingerichtet. Die Fragen werden auf den Internetseiten auch zeitnah beantwortet, alles unter dem Stichwort »Bürgerbeteiligung«. Regierungsvizepräsident Ulrich Böger präsentierte nun diese neue, innovative Art der Bürgerbeteiligung. Sie erfolgt im Rahmen der geplanten Unterschutzstellung des Südteils der Fröttmaninger Heide durch die Regierung von Oberbayern. Die Bürger können bei einer Auftaktveranstaltung im Februar 2013 aber auch persönlich ihre Wünsche vortragen – der genaue Termin steht noch nicht fest. Danach finden mehrere Workshops zu Themen statt, die für die Nachbarn der Heide wichtig sind. Und natürlich kann man seine Ideen jederzeit auch im Heidehaus selbst einbringen.

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Das Umweltbildungshaus der Heide befindet sich auf der Westseite des U-Bahnhofs Fröttmaning am Rande des Naturparadieses. Das Haus ist immer am Sonntagnachmittag geöffnet und bietet ein abwechslungsreiches Programm. Mit der Öffentlichkeitsbeteiligung über eine Internetplattform »betreten wir Neuland«, sagte Regierungsvizepräsident Böger. Er bat die Bürger, von diesem neuartigen Angebot rege Gebrauch zu machen. Man hoffe, »mit den Bürgern gemeinsam Lösungen zu entwickeln«. Im Anschluss an die Bürgerbeteiligung wird die Regierung von Oberbayern dann voraussichtlich im Sommer 2013 mit dem eigentlichen Verfahren zur Ausweisung der Fröttmaninger Heide als Naturschutzgebiet beginnen.

Das 330 Hektar große Areal könnte dann möglicherweise schon im Frühjahr 2014 endgültig zum Naturschutzgebiet erklärt werden – derzeit ist das erst einstweilig erfolgt. Nun müssen gesetzliche Regeln und Vorschriften gefunden werden, die den Schutz des Areals sicherstellen. Momentan gebe es einige Konflikte und unterschiedliche Wünsche der Anwohner zur Nutzung der Heide, berichtete der von der Regierung von Oberbayern als Mediator beauftragte Kai Elmauer. Viele Hundebesitzer wollten in der Heide gerne ihre Lieblinge frei laufen lassen. Das ist derzeit aber verboten.

Ebenso Motocross fahren, Partys feiern und anderes. »Die Fröttmaninger Heide ist ein Naturjuwel am Rande der Großstadt«, betonte Christoph Broda von der Höheren Naturschutzbehörde in der Regierung von Oberbayern. Nördlich der Wohngebiete in Fröttmaning und Freimann seien noch »großflächige Reste der Heidelandschaft« vorhanden. Sie zeichneten sich durch sehr magere Vegetation aus. Das ist den Experten zufolge der ideale Rückzugsort für vom Aussterben bedrohte Tiere wie die Wechselkröte und die Schnarrschrecke. Die Fröttmaninger Heide »ist einer der letzten Plätze in Europa, wo sie noch vorkommen«, betonte Mediator Elmauer. Man müsse die magere Vegetation erhalten und der Verbuschung entgegenwirken, andernfalls wachse die Heidelandschaft immer mehr zu. »Wenn Sie nichts tun, dann geht es Richtung Wald.«

Der südliche Teil der Fröttmaninger Heide reicht von den Wohngebieten im Münchner Norden bis zur A 99. Ein Großteil liegt auf dem Gebiet der Stadt München, ein kleinerer Teil auf dem Gebiet von Oberschleißheim und Garching. Die Flächen sind im Eigentum des Vereins »Heideflächenverein Münchner Norden e. V.«. Mitgliedsgemeinden sind die Landeshauptstadt sowie zahlreiche Gemeinde und Städte in deren Umgebung. Aufgabe des Vereins sei es, die Fröttmaninger Heide naturschutzfachlich weiter zu entwickeln, betonte Heideflächenchef Rolf Zeitler.

Seit die Regierung von Oberbayern die Fröttmaninger Heide vorläufig als Naturschutzgebiet gesichert habe, sei das Betreten dieses ökologisch hochwertigen Gebietes verboten und könne sogar mit Bußgeldern bestraft werden. Man dürfe derzeit nur auf den mit bunten Holzpfosten markierten Wegen gehen. Bislang hielten sich die Kinder aus der direkten Nachbarschaft in der Heide gerne zum Spielen auf den ehemaligen Truppenübungsplatz auf. Junge Leute machen im Sommer gerne Feuer, grillen, picknicken und treffen sich zu Partys. All das ist nun offiziell nicht mehr erlaubt. Die Bürger können nun ihre Wünsche zur künftigen Nutzung der Heide äußern wie etwa nach Hundewiesen.

»Wir nehmen die Bürger ernst und wollen sie offen einbeziehen«, versicherte Mediator Elmauer. Sie könnten in den kommenden Monaten ihre Ideen in das Verfahren einbringen, Meinungen äußern, Wünsche formulieren und mit anderen Bürgern diskutieren. Die Ergebnisse würden dokumentiert. Elmauer wird bei dieser Bürgerbeteiligung unterstützt von seiner Mitarbeiterin Eva-Maria Koch. Sie wird an Einkaufszentren und vor Supermärkten rund um die Heidelandschaft Info-Stände aufbauen, um an Ort und Stelle direkt mit den Nachbarn der Fröttmaninger Heide ins Gespräch zu kommen. Beauftragt für die Bürgerbeteiligung wurde von der Regierung von Oberbayern: »elmauer institute« und das Münchner Planungsbüro PAN. Ziel sei es, das Engagement der Bürger für die Fröttmaninger Heide zu fördern, den langfristigen Erhalt des Gebietes zu unterstützen und die Erholungsmöglichkeiten für die Bevölkerung aufzuzeigen – und zwar im Rahmen der Schutzanforderungen für die Heidelandschaft.

Die Fröttmaninger Heide sei nicht nur ein »Naturjuwel«, sondern »das erste und einzige Naturschutzgebiet in Deutschland mit U-Bahn-Anschluss«, betonte Christoph Broda von der Regierung von Oberbayern. Die Münchner können also mit der U 6 bequem vom Marienplatz aus in knapp 20 Minuten in die Heidelandschaft fahren. Wally Schmidt

Artikel vom 11.12.2012
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