Der Hl. Nikolaus im Interview über Krampus, Geschenke und seinen „Job“

München · Wegweiser der Integration

Konrad Zimmermann als Heiliger Nikolaus, der beim Jetzendorfer Wald-Christkindlmarkt auftreten wird. Foto: Doris Maierhofer

Konrad Zimmermann als Heiliger Nikolaus, der beim Jetzendorfer Wald-Christkindlmarkt auftreten wird. Foto: Doris Maierhofer

München · Wir freuen uns, dass sich der Heilige Nikolaus vor seinem Festtag und Großeinsatz Zeit für ein Gespräch genommen hat. Konrad Eder, Dekan des Dekanats Scheyern, Jetzendorfer Pfarrer und Pfarradministrator in Weichs und Vierkirchen, lieh ihm seine Stimme und beantwortete unsere Fragen.

Fotografiert haben wir Konrad Zimmermann als Heiligen Nikolaus, ihn kann man höchstpersönlich diesen Sonntag, den 9. Dezember, um 15 Uhr auf dem Jetzendorfer Wald-Christkindlmarkt antreffen.

Münchner SamstagsBlatt: Wie soll ich Sie ansprechen, als Heiliger Nikolaus, Nikolaus von Myra oder einfach bairisch als der Nikolo?

Hl. Nikolaus: So wie es heute gebräuchlich ist und wie es sich auf die historische Gestalt bezieht, als Heiliger Nikolaus.

Münchner SamstagsBlatt: Wann ist es eigentlich passiert, dass ein rotbackerter amerikanischer Coca-Cola-Clown als Santa Claus oder Weihnachtsmann den Heiligen Nikolaus und das Christkindl verdrängt hat?

Hl. Nikolaus: Diese Entwicklung möchte ich als traurigen Irrtum und Irreführung der Kinder bezeichnen. Ich möchte richtigstellen, dass ich nichts mit dem Weihnachtsmann zu tun habe und appelliere beim Kauf von Schokoladen-Nikoläusen darauf zu achten, dass es ein echter Nikolaus ist, zu erkennen an Mitra und Bischofsstab.

Münchner SamstagsBlatt: Macht es Sie nicht traurig, dass Weihnachten heut- zutage oft nur noch Geschenke, Geschäft und Umsatz bedeutet?

Hl. Nikolaus: Ich verstehe die Sehnsucht dahinter, danach, beschenkt zu werden und zu verschenken. Aber die Menschen sollten auch wissen, dass dies nur ein äußeres Zeichen ist für den wahren Grund der Weihnachten zugrunde liegt: dass Gott selber sich den Menschen schenkt.

Münchner SamstagsBlatt: Sie lebten ab cirka 270 nach Christus in der heutigen Türkei, etwa 100 Kilometer südwestlich von Antalya und wurden schon mit 19 Jahren zum Priester geweiht. Im Jahre 310 nahm man Sie während der Christenverfolgung gefangen und folterte Sie. War das der Grund für die Heiligsprechung?

Hl. Nikolaus: Nein, dafür gibt es nicht einen Grund, es zählt vielmehr mein ganzes Lebenswerk, das vom Evangelium geprägt war. Herausragend dabei war wohl der Einsatz für die Armen, mein Wirken als Helfer der Jugend und Anwalt der Gefangenen.

Münchner SamstagsBlatt: Es sind eine Vielzahl von Legenden und Wundern überliefert und ebenso viele Völker und Gruppen beanspruchen Sie als Schutzheiligen: Russen, Kroaten, Serben, Süditaliener und Lothringer. Seefahrer, Fischer, Kaufleute, Rechtsanwälte und Apotheker, aber auch Kinder, Schüler und Studenten, Pilger, Liebende und Gebärende, sogar Diebe, Gefängniswärter und Gefangene – und das sind noch nicht alle. Verliert man da nicht den Überblick, für wen man zuständig ist?

Hl. Nikolaus: Das ist natürlich eine große Aufgabe, wobei ich nicht jeden Menschen im Auge haben muss. Die Aufgabe eines Schutzpatrons ist ver- gleichbar mit einem einzigen Licht, das ausreicht, den richtigen Weg zu zeigen. Wichtig ist, dass die Suchenden das Licht sehen und finden und nicht, dass das Licht den Einzelnen erkennt. Außerdem könnte meine Geschichte weg- weisend sein, ein gutes Miteinander zu finden im Sinne der heutzutage so vielzitierten Integration.

Münchner SamstagsBlatt: Ihr Namenstag, der 6. Dezember, ist vor allem für Kinder ein Festtag. Strittig ist, wann der Nikolaus nun „offiziell“ kommt – am 6. Dezember oder am Vorabend oder heimlich?

Hl. Nikolaus: Liturgisch gesehen beginnt ein Tag mit dem Sonnenuntergang des Vortages, darum sind beide Tage richtig.

Münchner SamstagsBlatt: Und was ist mit Ihrem Begleiter, dem Krampus? Ist der in Rente?

Hl. Nikolaus (lacht): Es wäre in der Tat einseitig, den Nikolaus auf einen Erzie- hungsgehilfen zu reduzieren. Das Verteilen der Geschenke hat in erster Linie mit meinem Leben zu tun und ist weniger als Belohnung für die „braven“ Kinder zu sehen. Der Krampus oder Knecht Ruprecht ist natürlich nicht in Rente, sondern in bestimmten Regionen, zum Beispiel im Voralpenland oder im Berchtesgadener Land, durchaus aktiv.

Münchner SamstagsBlatt: Was wünschen Sie sich eigentlich zu Weihnachten?

Hl. Nikolaus: Im Großen Frieden und Gerechtigkeit und im Kleinen, dass jeder bei sich damit anfängt und in meinem Sinne mit den Armen und Bedürftigen teilt.

Von Christl Horner-Kreisl

Artikel vom 06.12.2012
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