Hallbergmooser Umweltreferent stellt neues Energiekonzept vor

Hallbergmoos · Pappeln verheizen

Georg Schu warb im Gemeinderat für die Pflanzung einer »Kurzumtriebsplantage« in Hallbergmoos für die Produktion von Pellets. Oben: Eine Kurzumtriebsplantage aus Weiden und Pappeln bei Fischerhäuser. 	Fotos: bb

Georg Schu warb im Gemeinderat für die Pflanzung einer »Kurzumtriebsplantage« in Hallbergmoos für die Produktion von Pellets. Oben: Eine Kurzumtriebsplantage aus Weiden und Pappeln bei Fischerhäuser. Fotos: bb

Hallbergmoos · »Wir haben zwar 2009 beschlossen, bis zum Jahr 2030 in Hallbergmoos energieautark zu sein und seither auch viel gemacht – ein übergeordnetes Energiekonzept dazu gibt es aber bisher nicht«, berichtete Umweltreferent Georg Schu (Freie Wähler).

Darum hat er jetzt eines im Gemeinderat vorgestellt. Schwerpunkt dabei soll eine gemeindeeigene Kurzumtriebsplantage (KUP) sein, die genügend Holzhackschnitzel für die Wärmeversorgung liefern soll. Schon 2004 legte die Gemeinde in ihrem Gemeindeentwicklungsplan fest, dass – wo es technisch möglich und wirtschaftlich sinnvoll ist – regenerative Energien bevorzugt werden sollen. Ein Jahr später installierte man die ersten Photovoltaik-Anlagen (PVA) auf öffentlichen Gebäuden und setzte erstmals Holzhackschnitzel und -pellets ein. »Mittlerweile sind wir mit den öffentlichen sowie privaten Anlagen bei fast 200 PVA angelangt, mit denen wir im Jahr im Idealfall fast 7 Gigawatt an Strom erzeugen können. Das sind rund 30 Prozent der in Hallbergmoos verbrauchten Strommenge von 24 Gigawatt im Jahr. Weitere 1,6 Gigawatt oder etwas mehr als 6 Prozent kann die Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlage (KWK) der Kläranlage beisteuern. Wir sind also auf einem guten Weg, aber es fehlen uns zur Stromautarkie noch 65 Prozent oder über 15 Gigawatt im Jahr. Die können wir mit drei Windkraft-Anlagen (WKA) erreichen. Ohne Windräder werden wir also nie stromautark«, fasste Schu zusammen.

Verdichtung ermöglicht Pflanzung

Doch Hallbergmoos verbrauche fünf Mal so viel Wärme wie Strom, und bei der Wärmeversorgung sehe es noch ganz schlecht aus, bilanzierte Schu. Zwar gebe es in der Mittelschule und dem Hort 2 eine Holzhackschnitzel-, sowie im Sportforum eine Pelletheizung und auf den Fußball-Umkleidekabinen befinden sich Solaranlagen zur Warmwasserbereitung. »Dass hier nicht viel mehr geschehen ist, hing vor allem auch mit der Form von Hallbergmoos als langgezogenes Straßendorf zusammen. Doch so langsam verdichtet sich die Kommune, wird das Zentrum größer, daher wäre aus meiner Sicht eine eigene ›Kurzumtriebsplantage‹ zur Energieversorgung mit Holzhackschnitzeln lohnenswert«, so Schu.

Erste Ernte schon nach drei Jahren möglich

Dabei handelt es sich um eine Möglichkeit, die benötigten Hackschnitzel zur energetischen Verwertung auf gemeindeeigenen Plantagen selbst herzustellen. Schnell wachsende Weiden und Pappeln erreichen in drei bis fünf Jahren eine Höhe von zehn Metern und können dann bis zum Boden abgeerntet werden. »Die Bäume schlagen nach der Ernte sofort wieder aus, die Plantagen können bis zu sieben Mal abgeerntet werden«, stellte der Umweltrefent vor. Danach werden die Wurzelstöcke entfernt und man pflanzt neu, auf Pflanzenschutzmittel und Dünger könne man fast komplett verzichten. »Eine solche KUP, wie es sie etwa schon bei Fischerhäuser gibt, ist eine wirtschaftlich und ökologisch optimale Form der Bioenergie aufgrund der extensiven Bewirtschaftung und gleichzeitig hoher Erträge.«

Laut Schu habe eine Studie des deutschen Biomasseforschungszentrums ergeben, dass bis zum Jahr 2020 in Deutschland eine »Holzlücke« von 40 Millionen Kubikmeter entstehe. Daher gebe es die Empfehlung, über eine Million Hektar KUP anzubauen. Schon die Fläche von 9 Hektar decke mehr als 100 Prozent des Hallbergmooser Hackschnitzelbedarfs. Zudem gibt es für KUP umfangreiche Zuschüsse für Planungen, Erzeugung und Bereitstellung von Bioenergieträgern, Anlagen und Leitungen. »Drei Jahre nach dem Pflanzen kann erstmals geerntet werden, etwa 25 Jahre lang produziert man dann dort Biomasse. Schon nach sechs bis sieben Jahren mehr, als man selbst braucht, somit können Überschüsse erwirtschaftet werden. Ich schlage daher vor, dass wir schon 2013 eine solche Plantage anlegen.« Nach seinen Berechnungen ergebe sich auf eine Nutzungsdauer von 22 Jahren ein Überschuss von 250.000 Euro, und Hallbergmoos könnte seine Wärme komplett mit Hackschnitzeln decken.

Wird sich der Bauhof um die Plantage kümmern?

Robert Wäger (Grüne) wollte wissen, wer sich denn um die Pflanzung, die Pflege, das Fällen, das Schnitzeln und Trocknen der KUP kümmern werde, Stefan Kronner (SPD) wollte vorab klären, ob das der Bauhof übernehmen würde oder von der Kapazität überhaupt könnte. Bürgermeister Klaus Stallmeister entgegnete, zunächst wolle man die grundsätzliche Bereitschaft zu den KUP erklären. »Dann macht sich die Verwaltung dran zu eruieren, welche Flächen die Gemeinde hat, ob die sich eignen und ob man das Ganze in die Hände von Landwirten geben sollte. Es handelt sich nämlich um Landwirtschaft und nicht um Forstwirtschaft.« Marcus Mey (CSU) fragte an, ob die KUP auf ökologischen Ausgleichsflächen möglich sei, das sei aber nicht möglich, so Schu. Rudi Zeilhofer (CSU) unterstützte das Projekt nachdrücklich. »Aber wir sollten jetzt nichts überstürzen und sorgfältig planen.« Dem schloss sich der Gemeinderat an, nur Schu wollte alles doch noch beschleunigen: »Wenn wir jetzt im Dezember nicht mehr anpflanzen, dann müssen wir ein Jahr warten, denn im Frühjahr geht das nicht, und das wäre doch wirklich sehr schade.« bb

Artikel vom 04.12.2012
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