30 Jahre Bürgerhaus Eching – Umbaumaßnahmen kosten rund 3,8 Millionen Euro

Eching · Tag der offenen Baustelle

In diesem Jahr wird das Echinger Bürgerhaus 30 Jahre alt. Architektin Susanne Wehkamp erklärte den Besuchern die Details der Sanierungsmaßnahmen. 	F.: bb

In diesem Jahr wird das Echinger Bürgerhaus 30 Jahre alt. Architektin Susanne Wehkamp erklärte den Besuchern die Details der Sanierungsmaßnahmen. F.: bb

Eching · Eigentlich hätte man in diesem Jahr in Eching ein großes Jubiläum feiern können, den 30. Geburtstag des Bürgerhauses. Es ist der zentrale Veranstaltungsort für Neujahrsfeiern, Faschingsbälle, Theater,- Konzert- und Musikaufführungen.

Aber leider ist das Gebäude seit über einem Jahr geschlossen, wenn es gut läuft wird das Haus im Frühsommer 2013 wieder mit Leben und Veranstaltungen gefüllt sein. Schon seit Monaten ist das Bürgerhaus von einem Bauzaun umgeben und das Betreten für die Bürger verboten. Aufgrund sich mehrender Nach- und Anfragen in der Gemeinde gab Bürgermeister Josef Riemensberger den Echingern die Möglichkeit, unter fachkundiger Führung durch die Architekten, einen Einblick in die umfassenden Umbaumaßnahmen zu bekommen und sich selbst ein Bild zu machen. Eigentlich wollte man vor zwei Jahren lediglich die Anforderungen des modernen Brandschutzes im Bürgerhaus umsetzen. Sehr schnell stellte sich jedoch heraus, dass es mit ein »paar Korrekturen« nicht getan sein wird. Vielmehr war eine Komplettsanierung der Decken unumgänglich, gleichzeitig wird die Lüftungs-, Heizungs- und Elektroinstallation auf den neuesten Stand gebracht, die Bühnentechnik erneuert und letztlich wird auch die Gastronomie einen »neuen Anstrich« bekommen.

Das Komplettpaket kostet die Gemeinde rund 3,8 Millionen Euro. »Aber wenn wir das Bürgerhaus als Veranstaltungsort erhalten wollen, dann kommen wir da nicht drum herum«, so Riemensberger und die Gemeinderäte. »Ausgangslage der Arbeiten war für uns nicht, eine neue Architektur zu schaffen oder gar eine Komplettsanierung, sondern lediglich die Auflagen zum Brandschutz zu erfüllen«, so Architektin Susanne Wehkamp. Konkret bedeutet das eine Erneuerung der Raumschale, der Bühne, der mobilen Wände im Saal sowie der Decke im Foyer, zudem der Austausch einzelner Türelemente, die Errichtung einer Fluchttreppe im Osten, die Sanierung und Ergänzung der Lüftungs- und Elektroinstallation, die Erneuerung der Brandmelde- und Rauchgasabzugsanlage sowie der Toiletten im Foyer. Im Brandfall muss sichergestellt sein, dass das Feuer oder der Rauch nicht durch das Gebäude ziehen kann, die Schottungen also einwandfrei funktionieren.

»Nachdem die Decke erst mal runter war, haben wir gesehen, dass die Verkabelung direkt durch das Holzdach ging. Die Kabel waren mit dem Stahl in einer Ebene. Aus Brandschutzsicht eine Katastrophe. Aber zumindest der Stahl war noch super in Ordnung«, erläuterte Wehkamp. Nun habe man eine extra Installationsebene mit einer Schale zwischen Innenverkleidung und Dach. »Das ist ja toll, dass wir das mal sehen können und hier ist ja alles so winklig«, so eine Besucherin, »von außen ist ja nichts erkennbar, aber jetzt wird mir klar, wieso die Sanierung so lange dauert«. Da die Installationen mittlerweile abgeschlossen sind, geht es bald an die Beplankung. Hier wird der Besucher dann nach Abschluss der Arbeiten zwei verschiedenfarbige Holztöne im Saal erkennen, damit dieser von oben gesehen heller und freundlichen wirkt.

Die rötlichen Terrakottafliesen und die Art der Art-Deko-Lampen werden bleiben, allerdings durch verbesserte Leuchtkörper ersetzt, spezielle Lichtsegel sollen die einzelnen Bereiche im Foyer besser miteinander verbinden. Ein angenehmeres Raumklima möchten die Planer durch eine spezielle Regelung der Fußbodenheizung und eine verbesserte Lüftungsanlage erreichen, eine Klimaanlage zur Raumluftkühlung ist jedoch nicht vorgesehen.

Ein vorschriftsmäßiger Brandschutz ist das eine, eine gute Akustik ein weiteres Muss. Deshalb sind in der glatten, hölzernen Deckenverkleidung innerhalb der Beleuchtungselemente Löcher eingelassen, die ebenso wie die im Seitenbereich bereits zum Teil verbauten schallschluckenden, geschlitzten Paneele für die richtige Schallbrechung sorgen. Eine exakt berechnete Schall-Konstruktion soll für eine deutlich bessere Akustik sorgen. Auch mehr Zuschauer kann der Bürgerhaussaal zukünftig aufnehmen: Anstelle von 450 haben dann bis zu 650 Gäste Platz. Während man im Bürgerhaus selbst bis zum Ende des Winters fertig sein möchte, hat die Debatte, was genau mit der Gaststätte geschehen soll, den Termin der Fertigstellung verzögert. Da grobe Schätzungen von drei weiteren Millionen Euro für eine komplette Sanierung der Küche, der Gaststätte und des Schankbereichs, inklusive der Saalküche im Obergeschoss erst einmal vom Tisch sind, beschränkt man sich jetzt lediglich auf die nötigsten Maßnahmen zur Optimierung der Betriebsabläufe, vor allem für die Logistik im Saal und Erdgeschoss.

Dieter Migge (Fraktionslos) lehnt dafür eine Sanierung oder gar Umbau völlig ab, er will keinen Euro investieren, da »hier nie eine Gastronomie überleben wird«. Er hält eine Bewirtung über einen externen Caterer für sinnvoll. Otmar Dallinger (Freie Wähler) präferierte die »günstigsten Umbaukosten. Wir rüsten die Küche soweit auf, dass sie genehmigungsfähig ist und das war’s dann aber«. Ähnlich formulierte es Siegfried Gruber von der CSU.

Lediglich die SPD geht davon aus, dass man den Besuchern etwas Besonderes bieten müsse, »denn diese erwarten schließlich auch etwas Anderes als nur eine Pizza«. Im September hat man sich nun im Gemeinderat doch noch dafür entschieden, für rund 220.000 Euro die Räume umfassend aufzufrischen und aufzuhellen. Zudem wird das Mobiliar erneuert, neue Tische, Schränke und eine neue Theke sind inbegriffen, »denn eine Reparatur rechnet sich keinesfalls und kommt mit Sicherheit teurer«, ist sich Architekt Heinrich Wehkamp sicher. Erhalten bleiben auf jeden Fall auch die vorhandenen Balken und Holzelemente, denn »diese sind von einer sehr hohen Wertigkeit«, bestätigte Gemeinderat Oliver Schlenker, der als Schreinermeister seine Einschätzung abgab und seinen Parteikollegen Otmar Dallinger darin unterstützte, dass ein bisschen aufgehübscht völlig ausreiche. Ob die Wirtschaft dann aber rentabel und gut laufe hängt für Georg Bartl (CSU) von etwas ganz Anderem ab. »Die Optik wird’s nicht richten, wir brauchen einen guten Wirt.« bb

Artikel vom 13.11.2012
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