Walter Pfeiffer baut Marionetten aus Leidenschaft: Ausstellung in der Lerchenau

Lerchenau · Leben am seidenen Faden

Walter Pfeiffer aus der Lerchenau baut seit mehr als 30 Jahren in seiner Freizeit Marionetten.	Foto: ws

Walter Pfeiffer aus der Lerchenau baut seit mehr als 30 Jahren in seiner Freizeit Marionetten. Foto: ws

Lerchenau · Die strickende Oma im Lehnstuhl ist die einzige Marionette mit einem echten Vorbild, seiner Großmutter – alles andere sind Fantasiegeschöpfe. Dr. Walter Pfeiffer aus der Lerchenau stellt sie am Wochenende, 10. und 11. November, beim Kunsthandwerkermarkt »Kreatives Schaffen« im Pfarrsaal St. Agnes, Waldmeisterstraße 34, aus.

Geöffnet ist am Samstag von 13 bis 18 Uhr und am Sonntag von 11 bis 17 Uhr. Alle Marionetten sind unverkäuflich. Denn solche Unikate zu fertigen, brauchen viel Zeit, sehr viel Zeit. Deshalb hängt der Marionetten-Enthusiast an jeder einzelnen Figur.

Mehrere Vampire, Hexen, Teufel, Mafiosi, Clowns, Ärzte, Geigenspieler sowie ein Wilderer sind entstanden. Und viele andere Marionetten. Am seidenen Faden hängen bei ihm zu Hause zum Beispiel auch ein Pater und ein Lehrer als bewegliche Puppe. Der Physiker baut in seiner Freizeit menschenähnliche Figuren. Am wichtigsten sei das Gesicht. Allein drei Stunden dauert es, den Kopf zu gestalten und dem feuchten Ton oder der Knetmasse typische Gesichtszüge zu verleihen. Nicht immer gelinge das auf Anhieb. Manchmal komme eine ganz andere Figur heraus als gewollt. Pfeiffers Lieblings-Marionette ist der Penner. Sehr stolz ist er auch auf seine schicke Dame, die er per Fadenspiel sogar in Ohnmacht fallen lassen kann. Dazu braucht es viel Fingerspitzengefühl, hängen die Marionetten doch an vielen fast unsichtbaren Fäden. An welchem man gerade ziehen muss, damit sie den Mund aufsperren oder sich verbeugen, das ist eine regelrechte Kunst – ebenso wie das Bauen einer Marionette. Das 30 bis 50 Zentimeter große Geschöpf besteht aus Kopf, Rumpf, Armen, Beinen und Gelenken. Wichtig sei, dass die Proportionen stimmen. Sind die Hände oder der Kopf zu klein, wirkt die Puppe nicht. Auch die Kleidung muss stimmen, sie sollte marionettentauglich sein: »Mehr Schein als Sein«, empfiehlt der 57-Jährige. Alles näht er selbst. Das liegt wohl im Blut, seine Mutter war Schneiderin.

Er selbst hat Physik studiert, in Biophysik promoviert und arbeitet derzeit als Software-Entwickler bei einer großen Versicherung, »das ist relativ trocken«. Das Bauen von Marionetten sei dagegen ein wunderbarer Ausgleich. Er habe das einmal bei Bekannten gesehen und danach selber ausprobieren wollen, solche Puppen zu bauen und dann zu sehen, wie sie sich bewegen. Zappeln dürfen sie nicht, sie müssen sich ganz natürlich bewegen, »so ähnlich wie ein Mensch«. Dazu braucht es mindestens zehn Fäden. Drei sind am Kopf befestigt, je zwei an Schultern, Füßen und Händen und ein Faden am Rücken. Das Faszinierende am Marionettenbauen sei, dass sich die Figuren bewegen, »ohne Fäden sind sie leblos«, erklärt Pfeiffer. Sie können gehen, tänzeln, sich verbeugen, sich hinsetzen und sogar passend zur Musik tanzen. Als Nächstes will er eine Tänzerin und einen Tänzer bauen. Denn Walter Pfeiffer geht mit seiner Frau gerne zum Tanzen. Die Vampire sind furchteinflößend, einer kann sogar mit den Augen leuchten. Dazu hat der Marionettenbauer zwei Dioden in den Kopf eingebaut: Per Faden kann man sie ein- und ausschalten.

Seit mehr als 30 Jahren baut Walter Pfeiffer Marionetten und hat dabei eine Menge Erfahrung gesammelt. Die gibt er nun in einem Buch weiter: »Die Marionette – ein Leben am seidenen Faden«, heißt es. W. Schmidt

Artikel vom 06.11.2012
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