„Da schau her!“ Albrecht Ackerland im Münchner SamstagsBlatt über knochenharte Vorurteile

München · Thema der Woche: Andere Religionen

München · Manchmal merke ich's tatsächlich an mir selbst: So ein klitzekleines Vorurteil hie und da schnalzt mir plötzlich durch die Hirnwindung, und plötzlich ist es gar nicht mehr so leicht, sein Gefühl oder seine Meinung zu einem Menschen davon wirklich abzuändern.

So ein Vorurteil sitzt und macht dicht. Mag sein, dass so ein Vorurteil manchmal wichtig ist, um etwas einschätzen zu können, um uns als Menschen zurechtzufinden in all dem Chaos. Ja, so ein Vorurteil gibt erst mal Sicherheit. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt, weiter geht’s, quasi. Meistens bringen aber genau diese blitzschnell zusammengeschusterten Gefühle einen riesengroßen Schmarren daher. Denn weiter geht damit eigentlich gar nichts. Im Gegenteil. Wir Menschen bewegen uns voneinander weg, obwohl wir es uns allen schuldig wären, dass wir uns zueinander bewegen. So kriegsgeil kann, hoffe ich, keiner sein, dass er tief drinnen keinen Frieden will. Außer der Hass hat alles zugeschüttet. Und vor dem Hass steht sehr, sehr oft das Vorurteil, die Haltung zu etwas, von dem einer, wir, keine Ahnung haben.

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Der schönste, schrecklichste, alltäglichste Vorurteilsgenerator ist freilich die Religion. Was ich da schon für einen Haufen Mist anhören musste. Noch schlimmer: Wie ich mich selbst dabei ertappe, mich von etwas tatsächlich bedroht zu fühlen. Wegen eines Vorurteils, das sich gebildet hat, weil ein paar wenige durchgeknallte Spinner plötzlich für einen großen Teil der Menschheit stehen. Herrschaftszeiten, können wir uns bitte alle auf der Welt einmal zusammenreißen? Scheint schwer. Wie es immer so ist: Im Kleinen fängt es an. Und ich bin wirklich alles andere als bierernst, bin für fast jeden Spaß zu haben und halte ganz und gar nichts von Verkrampfung. Aber sich selbst ein wenig öfter in die Hirnwindung und den anderen auf die Lippen schauen, das bringt sicher schon viel. Ich fange da, wo es am härtesten ist, damit an: am Tresen. Weil so eine saftige Ansage kann ja auch unglaublich Spaß machen. Zefünferl.

Artikel vom 25.10.2012
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