Bernhard Stürber ist Domzeremoniar in der Frauenkirche

Zentrum · In der zweiten Reihe

Bernhard Stürber möchte in seinem Amt als Domzeremoniar die »Strahlkraft« des Gottesdienstes weitergeben.	Foto: scy

Bernhard Stürber möchte in seinem Amt als Domzeremoniar die »Strahlkraft« des Gottesdienstes weitergeben. Foto: scy

Zentrum · Er hätte Pfarrer werden können, zumindest hat er mal darüber nachgedacht. Doch letztlich zeigte sich, dass sein Weg ein anderer ist. »Ich bin mehr ein Mensch für die zweite Reihe«, sagt Bernhard Stürber, der nun ein Amt angenommen hat, wo er dort wirkt, wo es ihm gefällt: im Hintergrund.

Dass er es ist, der nun bei Gottesdiensten im Liebfrauendom die Fäden in der Hand hält, also quasi Regie führt, wissen wohl noch die wenigsten. Doch seit 1. Oktober macht er genau das: Stürber ist der neue Domzeremoniar und folgt damit Anton Häckler, der das Amt genau 30 Jahre lang innehatte und mit einer feierlichen Vesper am Christkönigssonntag, 25. November, verabschiedet wird. Überrascht ist er zunächst gewesen, als man bei ihm angefragt hatte, doch Stürber hat keine Sekunde gezögert, ja zu sagen. »Es liegt mir am Herzen, dass möglichst viele Menschen gerne in die Kirche und zu den Gottesdiensten kommen, und wenn ich meinen Beitrag dazu leisten kann, dann freut mich das«, sagt der 54-Jährige. Er hoffe, auch etwas von der Strahlkraft des Gottesdienstes an solche weitergeben zu können, die sich von der Kirche entfremdet haben oder die die Liturgie langweilig finden, so wie er es manchmal besonders von jungen Leuten hört. »Der Gottesdienst ist kein Auslaufmodell, kein Museumsstück, sondern er birgt Schätze, die das Herz eines jeden Menschen für Gott öffnen können«, sagt er.

So sehr ihn die neue Aufgabe auch reizt, seine bisherige Dozententätigkeit im Priesterseminar Sankt Johannes der Täufer an der Georgenstraße will er dafür nicht aufgeben. Seit 19 Jahren lehrt er dort im Fach »Praktische Liturgik«, bringt den angehenden Priestern also grob gesagt alles bei, was man am Altar kennen und können muss: Etwa wie man ein Weihrauchfass »anständig schwingt«, wie man spricht und vorliest und singt, und alles weitere, was zur »ars celebrandi«, zur »Kunst des Feierns« gehört. Bisher war er als Dozent in Vollzeit tätig, jetzt hat er um die Hälfte reduziert. »Es ist für mich auch eine Herausforderung, herauszufinden, wie meine beiden Tätigkeiten zusammengehen«, verrät Stürber. Denn als Domzeremoniar müsse man sehr präsent sein, »das fordert einen ganz«. Was genau macht ein Domzeremoniar? Seine Aufgabe ist es, für die Vorbereitung und Feier der Liturgie zu sorgen. Konkret heißt das, Gottesdienstpläne zu erstellen und quasi eine Art Dramaturgie für jede Messe zu entwickeln, sich unter anderem mit den Dommusikanten abzusprechen und mit den Zelebranten. Genau klären, wer wann wo steht und wer was macht und welche Gefäße und Evangeliare zum Einsatz kommen. »Jede Feier braucht Regeln und eine eigene Dynamik«, erklärt ­Stürber. »Und die Feier, um die es geht, ist ja nicht irgendeine Feier, sondern wir Katholiken feiern den lebendigen Gott. Jesus Christus ist in unserer Mitte gegenwärtig und dieser Gegenwart gilt es, einen Ausdruck zu verleihen.«

Wert legen auf die Liturgie

Nicht in jedem Dom übrigens gibt es automatisch einen eigenen Domzeremoniar, sondern vor allem da, wo man, so Stürber, besonders viel Wert auf die Liturgie lege, »auf vorbildhaftes Feiern, an dem man Maß nehmen kann«. Beispielsweise also auch in Regensburg und in Köln. Stürber selbst ist seit der Gründung der Erzdiözese München und Freising der zehnte namentlich bekannte Domzeremoniar im Dom zu Unserer Lieben Frau. Stürber widmet sich im Grunde fast sein ganzes Leben lang schon Tätigkeiten in der Katholischen Kirche. Als Kind und Jugendlicher war er in der Pasinger Pfarrei Maria Schutz zuhause. Er studierte in München Katholische Kirchenmusik, Dirigieren und Katholische Theologie. Von 1981 bis 1993 war er hauptamtlicher Kirchenmusiker in der Pfarrei Leiden Christi. Seit 1993 dann Dozent im Priesterseminar. Berufsbegleitend bereitete Stürber sich auf die Diakonenweihe vor und wurde 1991 von Kardinal Friedrich Wetter in Freising geweiht. Als Diakon mit Zivilberuf war er von 1991 bis 1995 in der Münchner Pfarrei Leiden Christi tätig, und anschließend weitere sieben Jahre in seiner Heimatpfarrei. Seit 1994 ist Stürber außerdem Mitglied der Diözesankommission für Liturgie und Kirchenmusik in der Erzdiözese. Zudem engagiert er sich als Präses des Bezirksverbands München des Kolpingwerks. »Mit meinen Ämtern, und das ist mir bewusst, habe ich in meine Familie eine hohe Belastung hineingetragen, ich bin dankbar, dass alle das mitgetragen haben«, berichtet Stürber. Inzwischen sind seine vier Kinder längst aus dem Gröbsten raus, zwei ziehen demnächst aus dem Elternhaus in Pasing aus. Wenn Stürber sich Auszeiten gönnt, mental auftanken und entspannen will, dann setzt er sich auf sein E-Bike und fährt stundenlang durch die Landschaften oder greift in die Tasten seiner Hausorgel.

Der Glaube gibt Stürber Kraft

Allen voran aber ist es der Glaube, der ihm die Kraft gibt, die er braucht. »Durch die Gegenwart Gottes, die ich in vielen Facetten immer wieder spüren darf, fühle ich mich geborgen. Es ist immer einer bei mir, der mich liebt, trägt, erhellt«, so Stürber. »Durch ihn habe ich so viel Gutes geschenkt bekommen in meinem Leben, dass ich durch meine Ämter in der Kirche etwas davon zurückgeben möchte.« Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 23.10.2012
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...