In der FairPlayLiga ohne Schiri und Trainer und Väter halten Abstand

Moosach · Eine neue Form des Kinderfußballs

So geht es auch: Trainer bleiben in der Coaching-Zone und die ehrgeizigen Eltern müssen 15 Meter vom Spielfeldrand entfernt Position beziehen. 	Foto: VA

So geht es auch: Trainer bleiben in der Coaching-Zone und die ehrgeizigen Eltern müssen 15 Meter vom Spielfeldrand entfernt Position beziehen. Foto: VA

Moosach · Ein Moosacher Fußballverein zeigt sich als Wegbereiter für eine neue Orientierung im Kinderfußball. Am Sonntag richtete der SV Olympiadorf Concordia ein Freundschaftsturnier der besonderen Art aus.

Insgesamt 24 Mannschaften kickten auf dem Vereinsgelände an der Moosacher Straße bei traumhaftem Herbstwetter nach den drei Regeln der FairPlayLiga: Die Kinder spielten erstmalig ohne Schiedsrichter, die Trainer begleiteten das Spiel aus einer Coaching-Zone heraus und die Eltern saßen während der Spiele 15 Meter vom Spielfeldrand entfernt. Anfeuern war ihnen erlaubt, steuern jedoch nicht.

Das 2007 vom Fußballverband Mittelrhein initiierte Pilotprojekt FairPlayLiga möchte dem immer größer werdenden Leistungsdruck im Kinderfußball entgegen wirken. Viele Vereine und auch der Bayerische Fußballverband zeigten sich dieser neuen Form des Kinderfußballs bisher skeptisch gegenüber. Langsam breitet sich diese Spielform jedoch von einzelnen Vereinen initiiert in ganz Deutschland aus.

Zeit, um endlich umzudenken

Auch in Bayern wird bereits an einigen Orten nach FairPlayLiga-Regeln gespielt. In München hatte der Jugendleiter des SV Olympiadorf Concordia, Alex Wenzel, keine Minute gezögert, mit seinem Verein als erster in München diese innovative Spielform im Kinderfußball auszuprobieren: »Es wird Zeit, dass hier endlich umgedacht wird und den Kindern ihr Fußballspiel zurückgegeben wird«, so Wenzel. Über den Turnierverlauf sprach er zufrieden. Gerade für die Eltern, die sich oft überehrgeizig am Spielfeldrand in das Spiel ihrer Kinder einmischen, war das Beobachten aus der Coachingzone heraus eine völlig neue Rolle. »Nur vereinzelte Väter wagen sich heute aus der abgegrenzten Fanzone heraus, um ihr Kind zu steuern. Die anderen Eltern halten sich sehr gut an die heute ausgesprochenen Regeln und alles verläuft extrem ruhig«, beobachtete Wenzel. Die meisten Eltern zeigten sich neugierig und erinnerten sich am Spielfeldrand sogar gegenseitig an die vom FairPlay geforderte Zurückhaltung. Für Tore gab es natürlich großen Jubel. Der Vater eines siebenjährigen Turnierteilnehmers resümierte: »Es hat alles wunderbar geklappt. Manchmal hätte ich gerne eingegriffen, aber die Kinder haben das wunderbar alleine hinbekommen.«

Die Kinder standen im Mittelpunkt

Und die Kinder? Sie und ihr Fußballspiel standen am vergangenen Sonntag im Mittelpunkt. Von lauter Musik begleitet liefen die Mannschaften freudig ein und winkten ihren Eltern in der Fanzone zu. Ein Achtjähriger meinte nach seinen ersten Spielen: »Mein Papa steht sonst immer ganz nah am Spielfeld und ruft mir zu, was ich beim Spiel alles tun soll. Damit komme ich nicht gut zurecht. Heute hat mir das Fußballspielen viel mehr Spaß gemacht.« Ein Mannschaftskamerad ergänzte grinsend: »Von mir aus könnten die Eltern noch viel weiter weg stehen.«

Am Ende des Turniers, das ohne eine Platzierung auskam, gab es Urkunden für alle Vereine. Jugendleiter Wenzel lobte die mitmachenden und aufgeschlossenen Vereine, die kleinen Kicker und die Eltern. Nun wartet er auf die Reaktionen aus den geladenen Vereinen, um zu erfahren, wie die einzelnen Trainer diese neue Spielform im Kinderfußball bewerten.

Artikel vom 23.10.2012
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