„Da schau her!“ Albrecht Ackerland im Münchner SamstagsBlatt über Randsport

München · Zum Thema: Einmal Star statt Zuschauer

München · Nasenbohren, sagt der Beppi, Nasenbohren sei sein Lieblingssport. Der Beppi redet immer einen rechten Schmarren daher am Tresen, aber dafür ist so eine Münchner Boazn ja da. Ich hab ihn dann auch gleich korrigiert:

Von Sport hat der Mann keine Ahnung, allenfalls vom Training der Unterarmmuskulatur, wenn er sein Weißbierglas hebt. Das erledigt er reichlich, so gesehen ist der Beppi ein Ausdauersportler. Das mag er beim Nasenbohren zwar auch sein, aber seien wir einmal ehrlich: So genau will ich das gar nicht wissen. Ich hab dem Beppi dann auch gleich noch erklärt, dass Sport ja ein Lebensgefühl ist, woraufhin er meinte, sein Lebensgefühl sei das Weißbier in der Nachmittagssonne, wo wir dann auch schnell wieder beim Unterarm wären. Sport ist ein dehnbarer Begriff, das ist ja auch das Schöne an ihm.

Weitere Artikel zum Thema

Ich habe übrigens das Dehnen entdeckt – vollkommen abseits von Unterarm und Nasenfinger. Dass ich dereinst einmal am Morgen noch vor dem Kaffee Dehnübungen mache, hätten Sie’s mir prophezeit, ich hätte Sie mit einem Jahr Dünnbierzwang bestraft. Aber das schöne an Zeiten ist, dass sie sich ändern können. So eine Dehnübung ist eine feine Sache, eine Pflicht eigentlich. Zwar können wir zum Glück mit unserem Körper anstellen, was wir wollen, aber irgendwann wurde mir klar, dass Zugrunderichten durch Nichtstun nun auch nicht der Weg in die volle Erfüllung der Verantwortung ist, die wir Menschen so haben.

Ein etwas anderes sportliches Verantwortungsgefühl keimt in mir nun auch neuerdings: Das Wertschätzen, wenn andere einen Sport betreiben, der nicht Fußball oder Fußball heißt. Es gibt nun wirklich fantastische Sportarten, die man sich anschauen kann, auch wenn manche auf den ersten Schmecker todlangweilig wirken mögen. Hat man sich aber mal in das Regelwerk und die Schwierigkeiten hineingefuchst und die letzten Vorurteile beiseite geräumt, die noch aus Schulsportzwangzeiten herrühren, dann kann auch Volleyball Spaß machen. Oder Hockey. Oder Tischtennis. Oder Ringen.

Ich käme nun vorerst nicht auf die Idee, mich selbst aufs Feld zu stellen oder auf die Matte zu schmeißen, mir reicht mein Dehnen im Moment. Aber sich auch mal einfach so ein Spiel, einen Kampf anschauen, live, in irgendeiner Turnhalle oder sogar – wie bei den Hachinger Volleyballern – in der Olympiahalle, dann ist das schon auf seine Art inspirierend. Da gibt es tatsächlich Menschen, die betreiben das da mit vollem Ernst, strengen sich an, schieben an. Ich kann das nur empfehlen – und dehnen lässt es sich auf den Zuschauerrängen nebenbei auch noch ganz famos.

Artikel vom 18.10.2012
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...