„Jugendkulturhaus“ bietet weit mehr als das alte JuZ

Erding · Viele neue Ansätze

Lars Müller (links) und Istref Berisha führen das Jugendzentrum in der Dorfener Straße, von Dienstag bis Freitag ist ab 15 Uhr geöffnet, samstags gibt es oft Konzerte.	Foto: bb

Lars Müller (links) und Istref Berisha führen das Jugendzentrum in der Dorfener Straße, von Dienstag bis Freitag ist ab 15 Uhr geöffnet, samstags gibt es oft Konzerte. Foto: bb

Erding · Lut Ulli Hofstaller, seit zweieinhalb Jahren Leiter der offenen Jugendarbeit in Erding, befindet sich die Bevölkerungsentwicklung in der Stadt im Wandel. „Erding gehört zu den jüngsten und wachstumsstärksten Städten in Deutschland.

Aufgrund dieser Stadtentwicklung und den damit verbundenen Veränderungen in unserer Gesellschaft, muss sich die offene Jugendarbeit im sozialen und kulturellen Bereich weiter entwickeln“, trug Hofstaller sein neues Konzept für das Jugendzentrum Erding im Verwaltungs- und Finanzausschuss vor, womit er auf große Zustimmung traf. Seit zwei Jahren arbeitet Hofstaller (37) mit seinem dreiköpfigen Team (in der Dorfener Straße sind es Lars Müller und Istref Berisha, im Altenerdinger Haus noch Varressa Lombardi-Boccia) am neuen Konzept für das Erdinger Jugendzentrum, das täglich – „je nach Wetter, anderen Veranstaltungen oder Ferienzeiten“ – von 20 bis 80 Jugendlichen besucht wird. Im vergangenen Winter wurden die Räume innen komplett renoviert, jetzt ist, nachdem das Haus 2003 letztmals einen neuen Anstrich erhielt, gerade die Außenfassade dran.

Seine Jugend- und Kulturarbeit setzt dahingehend an, dass junge Menschen positive Beziehungen zu ihrem Wohnort entwickeln, wenn sie dort auch neben Ausbildungs-, Arbeits- und Wohnmöglichkeiten vielfältige Angebote zur Gestaltung ihrer Freizeit und zur Entwicklung ihrer Persönlichkeit vorfinden. „Denn Jugendkultur liefert Jugendlichen Sinn, Identität, Freude und fördert ihr Engagement in besonderer Art und Weise. Daher haben wir für das Haus in der Dorfener Straße ein neues Raumnutzungskonzept erstellt mit dem Schwerpunkt auf Jugendkulturarbeit!“, fasst Hofstaller zusammen.

Es ist einiges passiert in den vergangenen Monaten im Jugendzentrum Erding. Zunächst wurden die Wände im Café, auf den Fluren sowie im Billard- und Mehrzweckraum ausgebessert und fröhlich bunt gestrichen. Die erste organisatorische Neuerung war dann, dass die Jugendlichen das Café gemeinsam mit JuZ-Mitarbeitern selbst führen sollen. „So werden sie motiviert, sich zu engagieren und mitzugestalten. Wir wollen nicht auf Basis von Auflagen, Verboten oder Vorschriften mit unseren Kids zusammenarbeiten, sondern sie anleiten, sich selbst in ihr Jugendzentrum einzubringen“, sagt Jugendzent­rum-Leiter Lars Müller. Im „Café Orange“ legen regelmäßig DJs auf. Außerdem soll ab November regelmäßig ein Poetry Slam stattfinden.

Gruppen und Vereine können das Café zudem einmal pro Woche in Eigenregie kostenlos nutzen - dieses Angebot wird sehr intensiv angenommen. „Wir haben bei uns zum Beispiel den Fotoclub Erding – der als Gegenleistung einen Foto-Workshop bei uns durchführt –, das Jugendparlament, Samba-Trommler, eine Breakdance-Gruppe oder den deutsch-russischen Kulturverein, die dann auch entsprechende Kurse für die Jugendlichen als Dank für die Nutzung unserer Räume anbieten“, berichtet Hofstaller. Im ersten Stock ist der große Multifunktionsraum, der ideal für Workshops oder Theaterstücke, Breakdance, Multimedia oder als Gestaltungs- und Kunstraum, aber auch für Veranstaltungen in Kooperation mit anderen Einrichtungen geeignet ist.

Die moderne technische Ausstattung mit Beamer, Leinwand, Mikrofonen und Musikanlage schafft eine gute Basis für Veranstaltungen und Events verschiedenster Art. Zwei Dart-Scheiben lassen aber auch kleine Turniere darin zu. Die Disco wurde mit neuer Licht- und Soundanlage sowie DJ-Equipment ausgestattet und bietet sich dank einem riesigen Spiegel an der Wand auch als Trainingsraum für Tanzgruppen an. „Hier hatten wir am vergangenen Freitag bei der ,Beatwatschn’, dem ersten Akt der neuen Konzertreihe mit Edgar Wasser, BBou und Smart über 300 Leute hier, das war mega stark“, berichtet Müller. Im umgebauten Probenkeller ist jetzt eine gute Belüftung, es wurde ein neuer Schall- und Feuerschutz installiert. Zudem wurde eine Wand entfernt, so lassen sich jetzt sechs Bands unterbringen. Jeden Tag probt eine andere Erdinger Band, die den Raum begeistert nutzen. Das Herzstück von Hofstallers Konzept, die offene Jugendarbeit, hat im Zentrum des Hauses Platz gefunden. Dort können die Teenager Billard spielen, kickern und ratschen. Dort – und im ganzen Haus – haben die Mitarbeiter ein offenes Ohr für sie. „Wir werden künftig kein OpenAirding mehr veranstalten, dafür wird es eine ganze Reihe an Konzerten für junge Bands und Künstler geben. Jetzt fehlt zum Abschluss noch ein eigenes Logo und ein neuer Name für das JuZ, das wir zu einem Jugend- und Kulturhaus umbauen wollen. Für diesen letzten Schritt, Name und Logo und alles was damit zusammenhängt, brauchen wir noch 2000 Euro“, wünschte sich Hofstaller. Sobald die äußeren Renovierungsarbeiten am Haus abgeschlossen sind – was aber wohl erst im Frühjahr 2013 der Fall ist – wird man dieses Logo, das aus einem Wettbewerb hervorging, auch öffentlich sehen können“, verspricht Hofstaller.

Der Verwaltungs- und Finanzausschuss signalisierte durchweg Zustimmung, „sehr gut, dass sich etwas bewegt“, meinte Burkhard Köppen (CSU). „Schön, dass wir mit unseren Jugendzentren Zustimmung bei den Jugendlichen und keine negativen Schlagzeilen haben“, sagte Bürgermeister Max Gotz (CSU). „Jugendliche brauchen Freiräume, um sich zu entfalten, die gibt man ihnen hier mit diesem neuen Konzept“, unterstützte auch Rainer Mehringer (UWE). bb

Artikel vom 04.10.2012
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