Straßenbauamt prüfte sieben B 388 a-Varianten – und kommt zum alten Ergebnis

Hallbergmoos · Jetzt verhindern Kiebitze die Wunschtrasse der Gemeinde Hallbergmoos

Noch ist die B388a hinter der Hallbergmooser S-Bahn-Brücke nicht fertig.	F.: bb

Noch ist die B388a hinter der Hallbergmooser S-Bahn-Brücke nicht fertig. F.: bb

Hallbergmoos · »Uns ist das doch völlig egal, auf welcher Trasse die neue B 388 a laufen wird, von uns hat keiner eine Aversion gegen die eine oder präferiert eine andere Streckenführung.

Wir haben nochmals sieben Varianten geprüft und kommen wieder zum gleichen Ergebnis wie vorher: Ausbau der jetzigen Straße, dafür aber mit zwei großen Ampelanlagen«, fasste Peter Döbl vom Straßenbauamt Freising zusammen. Die Hallbergmooser Gemeinderäte waren entsetzt, »immer wenn wir einen Wunsch haben, dann wird das lapidar mit den fadenscheinigsten Begründungen abgelehnt«, fasste Konrad Friedrich (SPD) die Stimmung im Rat zusammen. Dieses Mal mussten sieben Kiebitz-Pärchen für die Ablehnung der gemeindliche Wunschtrasse entlang der S-Bahn herhalten.

Das »Drama« der Kreisstraße FS 44 zwischen der S-Bahn-Brücke und dem Flughafen steht seit vielen Jahren immer wieder auf der Tagesordnung im Hallbergmooser Gemeinderat. Bei der Planung des Flughafens und der Straßen-Infrastruktur wurden vor 25, 30 Jahren viele Fehler gemacht: so etwa die Verbindungsstraße Goldach – Zengermoos (für die sich heute keiner mehr so richtig zuständig fühlt, weder Hallbergmoos und damit der Landkreis Freising, noch Eichenried/Moosinning und somit der Landkreis Erding investieren in einen Radweg oder einen vernünftigen Straßenbelag) oder eben die B 388 a, die von München heraus parallel zur Autobahn A 9 über Ismaning, Fischerhäuser, Hallbergmoos zum Flughafen führt.

Ein idealer »Schleichweg« zunächst für Taxler, schnell aber auch für alle anderen mit Navi, wenn die Autobahn verstopft ist. Konzipiert wurde die Straße einmal für maximal 10.000 Autos am Tag. Heute sind es weit über 20.000, »wir rechnen bis zum Jahr 2025 mit mehr als 30.000 Fahrzeugen täglich«, verkündete Döbel fröhlich im Gemeinderat. Doch das macht die kleine Landstraße schon lange nicht mehr mit, daher wird sie seit Jahren ausgebaut und soll nach Fertigstellung – etwa im Jahr 2020 – zur Bundesstraße aufgewertet werden. Nun geht es seit Jahren um die Trasse, denn auch das letzte Stück von Fischerhäuser bis zur Hallbergmooser S-Bahn-Brücke soll tatsächlich im Sommer 2013 fertig sein. Damit fehlt noch das letzte Stück der FS 44, von der Grünecker Straße bis zum Flughafen.

Bei der Trasse prallen seit Jahren die konträren Wünsche von Gemeinde und Straßenbauamt aufeinander: Hallbergmoos will eine ganz neue Trasse entlang der S-Bahn, das Amt die bisherige Straße »ertüchtigen«, also vierspurig ausbauen. Dagegen wehrte sich die Gemeinde, zog sogar vor Gericht. Erst die persönliche Intervention von Innen- und Verkehrsminister Joachim Herrmann konnte das Amt vorläufig stoppen. Also wurden noch einmal sieben Varianten genau geprüft – das Ergebnis war für die Gemeinderäte genauso ernüchternd wie kaum zu glauben: es bleibt bei der alten Lösung des Bauamts, die Straße soll wechselseitig dreispurig werden, dafür zwei große Ampelanlagen an der Dornierstraße und an der Ludwigstraße (der Kreisel fällt dafür weg) installiert werden, trug Bauoberrat Döbl das Ergebnis vor. »Da hat die neue B 388 a auf der gesamten Strecke von München heraus keine einzige Ampel und dann sollen es gleich zwei kurz hintereinander bei uns werden? Da ist das totale Chaos doch programmiert«, schimpften die Gemeinderäte Kronner (SPD), Lemer (FW) und Wäger (Grüne). Am meisten ärgerten sich die Räte über die Begründung der erneuten Ablehnung der von ihnen gewünschten Trasse an der S-Bahn.

Jahrelang hieß es aus Freising nur lapidar »viel zu teuer«, ohne konkrete Zahlen zu nennen. Nun nannte Döbel die Summe von rund 23 Millionen Euro für die »S-Bahn-Variante« und etwa 20 Millionen Euro für vom Amt favorisierte Ertüchtigungs-Lösung mit den Ampeln. »Wegen drei Millionen kann man unsere Trasse doch nicht ablehnen, die 30.000 Autos am Tag erzeugen einen wahnsinnigen Krach und Dreck, direkt daneben liegt unser Gewerbegebiet und kurz dahinter unser Sport- und Freizeitpark. Was kostet denn der zusätzliche Lärmschutz?«, fragte Klaus Gassner (Einigkeit). »Es wäre doch nur logisch, die Straße weg von den Menschen und entlang der S-Bahn zu bauen«, forderte Christian Krätschmer (CSU) mit Nachdruck. »Zum einen«, entgegnet Döbl, »verbraucht die S-Bahn-Variante viel mehr Platz als die anderen. Zudem haben wir entlang der Trasse Zauneidechsen, Fledermäuse, Libellen und vor allem lärmempfindliche Kiebitze gefunden, das sind gefährdete Arten! Wenn wir diese Variante weiter planen würden, das würden die Naturschützer vor Gericht niemals zulassen – daher bleibt nur unsere Lösung«.

Dafür erntete Döbl nicht die von ihm erhoffte Zustimmung des Rates, so dass sein Amt weiter in die konkrete Planung einsteigen kann, sondern offene Ablehnung. »Wir köpfen heute die Überbringer schlechter Nachrichten zwar nicht mehr, aber akzeptieren können wir das so nicht! Der Flughafen konnte ein bestehendes Vogelschutzgebiet für seine 3. Startbahn mal auf die Schnelle umwandeln in ein formelles – da sind ganz bestimmt auch viele Kiebitze dabei. Und uns sollen sieben brütende Kiebitze mehr wert sein als die Menschen, die hier leben?«, fragte Bürgermeister Stallmeister kopfschüttelnd. »Ich habe jetzt eine Kiebitz-Allergie«, meinte Krätschmer und Konrad Friedrich sagte, »immer wenn die Gemeinde etwas will, geht sie leer aus!« Lediglich Dr. Marcus Mey hatte Verständnis für das Straßenbauamt, »unsere zwei Hauptwünsche werden so doch erfüllt: die Dornierstraße wird voll angebunden und ein zweiter S-Bahn-Halt ist so auch möglich. Wir sollten dabei nicht vergessen, dass wir nicht Genehmigungsbehörde, sondern nur ein ganz kleiner Teil des Verfahrens sind. Wenn das eine wegen Naturschutz und Kosten nicht geht, brauchen wir doch Alternativen!« Und so wurde das Thema wieder einmal vertagt.

Der Gemeinderat forderte vom Straßenbauamt alle Daten und Fakten, die untersucht wurden und will laut Stallmeister ein eigenes Planungsbüro beauftragen mit der Lösung des Kreisverkehrs an der Ludwigstraße. bb

Artikel vom 02.10.2012
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