Stadtwerke Erding haben große Pläne für die Zukunft

Erding · Strom in eigener Hand

Walter Huber ist seit knapp acht Jahren Geschäftsführer der Stadtwerke Erding. Für die kommenden Jahre hat er große Pläne. 	Foto: bb

Walter Huber ist seit knapp acht Jahren Geschäftsführer der Stadtwerke Erding. Für die kommenden Jahre hat er große Pläne. Foto: bb

Erding · In knapp zwei Monaten wird Stadtwerke-Geschäftsführer Walter Huber seinen Geschäftsbericht für 2011 im Stadtrat vorstellen. „Der wird wohl ein bisschen besser ausfallen als der letzte“, verspricht er vorab – obwohl gerade erst für über 4,3 Millionen Euro das neue Lehrschwimmbecken (wird im Oktober eröffnet) gebaut wurde. Die Bilanz könnte noch besser sein – wäre da nicht der defizitäre Freizeitbereich Schwimmbäder und Eishalle, „aber das ist ja genauso gewollt.

Wir sind ein Erdinger Unternehmen, erzielen Gewinne, die wir für die Erdinger und die Region ausgeben“, sagt Huber. Überschuss muss das Unternehmen, das zu 100 Prozent der Stadt Erding gehört, auch erzielen, denn für die kommenden Jahre hat man viel vor: neues Umspannwerk, neue Verwaltung, Einstieg in die Windenergie, Sanierung der Eishalle. Seit fast acht Jahren ist der gebürtige Bad Tölzer Huber Chef der Stadtwerke, als diplomierter Elektro-Ingenieur ist ihm die Technik seines Hauses nah, dennoch hat er immer für respektable betriebswirtschaftliche Ergebnisse gesorgt. Nun geht es in den kommenden Jahren aber so richtig in die Vollen: Zunächst einmal hat man sich nach zwölf Jahren wieder vom Düsseldorfer Stromkonzern E.ON getrennt, die gewünschten „Synergieeffekte“ blieben aus. Für den Rückkauf aller Anteile sowie für den Erwerb der drei Stromnetze Berglern, Marzling und Langenbach mussten die Stadtwerke mehrere Millionen in die Hand nehmen, konnten dies aber aus den bisherigen Überschüssen problemlos überweisen. So hat man nun die komplette Stromsparte wieder in der eigenen Hand. „Strom erzeugen wir selbst nicht – das Relikt der Reisermühle Altenerding, die wir seit 120 Jahren betreiben, ist mengenmäßig minimal.

Wir mit den Stadtwerken, kaufen unseren Strom wie die meisten anderen an der Leipziger Strombörse“, so Huber. Neben der Stromtochter „Überlandwerk“ gehört auch die „Wasserversorgung Erding“ zu 100 Prozent den Stadtwerken, die Tochter „Erdgasversorgung Erding GmbH“ gehört hingegen noch zur Hälfte dem Unternehmen Erdgas Südbayern. 26.000 Haushalte werden von den Stadtwerken mit Strom versorgt, 4.300 Häuser mit Wasser und 3.700 Häuser mit Gas. „Wir produzieren Strom mit unseren Photovoltaik-Anlagen, die auf jedem öffentlichen Verwaltungsgebäude der Stadt platziert sind, bekommen Strom von den privaten Photovoltaik- wie auch Biogas-Anlagen. Daneben haben wir eine kleine Beteiligung an zwei Windrädern in einem Windpark bei Regensburg.“ Schon länger wird kolportiert, dass man die Planungen für ein eigenes, 140 Meter hohes, Windrad, das im Süden der Stadt bei Oberneuching als „Bürgeranlage“ im Genossenschaftsstil entstehen soll, bereits abgeschlossen hat. „Leider lässt sich da der Landkreis sehr viel Zeit mit der konkreten Ausweisung von Flächen, das müssen wir erst einmal abwarten.“ Die Masse des Stromes kaufen die Stadtwerke an der Strombörse Leipzig, können auf Wunsch aber auch TÜV-zertifizierten Öko-Strom liefern. Gas bekommt es von Erdgas sowie von einigen Biogas-Anlagen-Betreibern. Selbst will das Unternehmen weder Großflächen-Photovoltaik-Anlagen, noch eine Biogas-Anlage bauen, obwohl man am Kletthamer Feld eigentlich genau dafür ein Grundstück gekauft hat.

Vielleicht entsteht da aber auch das neue Umspannwerk, für das man wohl sieben Millionen Euro ausgeben wird. „Die Stadt Erding wächst stetig und mit ihr der Energiebedarf jedes Jahr um über 1,5 Prozent. Dazu tragen vor allem die Großabnehmer wie Therme und das Gewerbegebiet Erding-West bei. Hinzu kommt die wachsende Zahl an privaten Photovoltaik-Anlagen, die manchmal große Strommengen einspeisen wollen. Wir stoßen da mit dem jetzigen Umspannwerk, immerhin 30 Jahre alt, an unsere absolute Kapazitätsgrenze, mehr geht da einfach nicht mehr“, prognostiziert Huber. Neben dem neuen Hallenbad und dem Umspannwerk wird es zwei weitere Baustellen der Stadtwerke geben: ein neues Verwaltungsgebäude (dreigeschossige als vollumglaster Niedrigenergie-Würfel) sowie die Sanierung der Eishalle. „Im Jahr 2013 werden wir die Hallen-Entfeuchtung von Strom auf Erdgas umstellen und das Dach komplett sanieren, hier sind einige Titanbleche undicht. Auf keinen Fall – ich weiß, dass sich das einige wünschen – werden wir eine zweite Eisfläche oder gar Halle bauen können, das ist finanziell nicht drin!“

Die Stadtwerke unterstützen alle Sport-Vereine der Region mit Trikots, Spenden, Pokalen oder anderen Dingen. Ganz besonders fördern sie – auch weil das ein besonderes Anliegen von Bürgermeister Max Gotz ist, der seit Jahren begeistert ist von der Nachwuchsarbeit beim TSV Erding – die Eishackler. „Aber jeder Schwimmbadbesucher erzeugt bei uns Kosten von über acht Euro, bei der Eishalle sind es je Nutzer zwölf Euro. Das tun wir gern als Erdinger Betrieb für die Erdinger. Aber mehr geht nicht“, sagt Huber deutlich. Sein persönliches Steckenpferd ist (neben dem Sport) das Erdgas-Auto, von dem er selbst eines fährt. „Man kann heute für den gleichen Preis wie ein Diesel-Fahrzeug eines für Erdgas kaufen, und das ‚Tanken‘ kostet dann nur ein Bruchteil vom Diesel. Wir haben schon eine Erdgas-Tankstelle an der Sigwolfstraße, das würden wir gerne ausbauen in der Zukunft.“

bb

Artikel vom 27.09.2012
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