Ausstellung des kulturhistorischen Vereins Feldmoching auf dem Gfild

Feldmoching · Alte Bilder vom Bauernstand

An das oftmals harte und entbehrungsreiche Leben armer Bauern erinnert der kulturhistorische Verein mit historischen Aufnahmen.	Foto: VA

An das oftmals harte und entbehrungsreiche Leben armer Bauern erinnert der kulturhistorische Verein mit historischen Aufnahmen. Foto: VA

Feldmoching · »Der Bauernstand – das Leben auf dem Land einst und heute«, lautet der Titel einer Ausstellung, die der Kulturhistorische Verein Feldmoching bis zum 28. Oktober an der Josef-Frankl-Straße 55 jeweils samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr zeigt.

Obwohl der Bauer das Essen auf den Markt bringt, wurde schon immer verächtlich auf ihn geschaut. Um 17.50 war der Bauer in den Augen arroganter Beamter »eine Kreuzung zwischen Tier und Mensch«. Selbst die kleinsten Fabrikarbeiter, die vom Land in die Stadt geflohen waren, wähnten sich in der Zeit der Industrialisierung Ende des 19. Jahrhunderts über ihm stehend. Die Grundherren, die ihm seinen Hof gnädig zum Lehen gaben, sahen in ihm stets nur die Melkkuh, die es auszupressen galt.

Das ganze Leben war für den Bauern geregelt: Kleidung, Tanzzeiten, Heirat. Sonst gab es nur Arbeit, selbst auf Wöchnerin konnte keine Rücksicht genommen werden. Es war auch leichter, eine neue Frau zu finden, als ein Pferd zu ersetzen. Die Zehent- und Abgabenpflichten schnürten dem Bauern den Atem ab und es gab genug unsinnige Vorschriften, die ihm das Leben erschwerten. So musste er 1775 nach einem Gesetz Spatzen fangen, die Köpfe abtrennen, dörren und beim Richter vorlegen. Als die Leibeigenschaft im 19. Jahrhundert aufgehoben wurde, zählte nur die Größe des Hofes für sein Ansehen. Die Bauernarbeit war hart und Maschinen gab es früher nicht. Das Geld war immer knapp. Wetterkatastrophen konnten einen Bauern vernichten. Vorräte für Notfälle waren unmöglich anzulegen.

Dienstboten halfen manchen und standen in Friedenszeiten noch weit unter Bauern, doch Kriege machten die Arbeitskräfte rar. Die ärmsten auf dem Land waren die Häuslleut, Hirten und die Bettler. Sie galten schon fast nicht mehr als Mensch – ein soziales Gewissen war unbekannt. Zur Heirat brauchte jeder Geld und eine obrigkeitliche Erlaubnis. Darum blieb der Traum für die meisten unerfüllt, als Folge betrug der Anteil der unehelichen Kinder auf dem Land ein Drittel und in den Städten die Hälfte. Kriege kosteten nicht nur Opfer und Leben, selbst in den Ställen und Häusern waren die Auswirkungen zu spüren. Erst die Gründung der Genossenschaften wie Raiffeisen- und Volksbanken und der Maschinen- und Einkaufsringe verbesserten die Aussicht der Bauern, Jetzt konnten sie endlich als das auftreten, was sie waren, »der wichtigste Stand: der Bauernstand«.

Artikel vom 23.09.2012
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