Senioren-Stadtteilplan auf dem Prüfstand

Giesing/Harlaching · Eine fast runde Sache

Henrike Reuter, Viktor Wenkowitsch, ASZ-Chefin Walburga Fischer und Marie-Luise Huber sind mit dem Plan hochzufrieden. 	Foto: HH

Henrike Reuter, Viktor Wenkowitsch, ASZ-Chefin Walburga Fischer und Marie-Luise Huber sind mit dem Plan hochzufrieden. Foto: HH

Giesing/Harlaching · »Der Seniorenstadtteilplan ist schon eine sehr gute Sache, den benutzen wir auch regelmäßig!«

Die Obergiesinger Seniorinnen Marie-Luise Huber und Henrike Deuter sitzen mit ihrem Alterskollegen Viktor Wenkowitsch aus Ramersdorf zusammen mit der Leiterin des Giesinger Alten- und Servicezentrums, Walburga Fischer sowie Romy Eissner vom städtischen Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) entspannt bei Kaffee und Kuchen in einem schmucken Gruppenraum des neuen Obergiesinger Alten- und Servicezentrums an der Werinherstraße 71. Beileibe nicht nur wegen der aufgetischten Leckereien vermitteln die älteren Herrschaften einen fröhlichen Eindruck. Denn nicht nur der Stadtteilplan gefällt – wenn auch mit einigen Einschränkungen. Besonders das neue ASZ selbst mit einem fast verdoppelten Raumangebot, barrierefreiem Zugang, attraktiv in hellen Farben gestalteten Räumen und nicht zuletzt mit einem umfangreich erweiterten Kursangebot hält vor dem kritischen Seniorenauge mehr als stand. »Es ist sehr schön hier geworden«, sind sich die Senioren einig. Auch Walburga Fischer ist stolz auf das neue Domizil – das so viel mehr bietet als die alte Einrichtung an der Wieskirchstraße. In diesem Sommer war Umzugstermin – »bis auf einige Wehwehchen und noch zu erledigende Restarbeiten ist alles gut gelaufen«, freut sich die Einrichtungsleiterin.

In diesem Ambiente lässt sich auch der großformatige, im vergangenen Jahr in einer Auflage von 10.000 Stück aufgelegte Seniorenstadtteilplan Giesing-Harlaching in aller Ruhe auf Herz und Nieren prüfen. »Das groß gewählte Format ist sehr gut, der Plan ist übersichtlich und gut lesbar«, lobt Henrike Reuter, die schon seit vielen Jahren im Viertel lebt. »Die Legende und die Zeichenerklärungen zur exakten Markierung von Postfilialen, Taxistandplätzen, Krankenhäusern, Schwimmbädern oder Haltestellen von Bus, Tram und U-Bahn sind schon sehr hilfreich – da weiß man auch in längeren Straßen genau, wo der jeweilige Suchpunkt situiert ist«, lobt Viktor Wenkowitsch. Er selber wohnt zwar im nahen Ramersdorf, »aber ich besuche gerne auch andere ASZ – bei dem tollen Programm.« Voll des Lobes ist auch Marie-Luise Huber: »Ich lebe erst seit einem Jahr hier in Giesing – gerade für Neulinge wie mich ist dieser Plan schon eine sehr große Unterstützung – ich ziehe ihn bei meinen Stadtteilerkundigungen öfter zu Rate.« Gibt es denn auch Kritik? »Ja, schon«, meint Henrike Reuter, die in ihrer aktiven Berufszeit als Kartenzeichnerin gelernt hat, diese Werke genau zu sezieren. »Es fehlen etwa die Nummerierungen bei den öffentlichen Verkehrsmitteln, da sind nur die Verläufe, aber oft auch keine Haltestellen namentlich angegeben.«

Auch das Fehlen einer typisch Münchner Komponente wurmt die akribische Dame ein wenig: »Die Biergärten sind leider auch nicht drin – die hätte man schon aufführen können.« Auch Huber hat Einwände: »Viele der Sitz- und Ruhebänke im Stadtteil sind im Plan nicht eingezeichnet – gerade die sind für Senioren aber wichtig, wenn man lange unterwegs ist und dringend eine Pause braucht.« Andererseits sei der Plan aber sehr reichhaltig bestückt mit Angaben zu Polizeidienststellen, Postfilialen oder Briefkästen, Kirchen, VHS-Filialen und Sportplätzen. »Positiv ist auch zu bewerten, dass die Einrichtungen der medizinischen und sozialen Versorgung vom Ärztehaus bis zur Pflegebörse aufgeführt sind«, wirft ASZ-Leiterin Fischer ein. Sie hätte sich nur gewünscht, dass die zahlreichen Grünanlagen im Stadtteil auch im Plan optisch besser zur Geltung kämen.

Aber insgesamt ist der Tenor positiv für den Plan. Aus dem Nachbar-ASZ Harlaching an der Rotbuchenstraße vermeldet Sozialpädagogin Birgit Schmidt-Beckert, der Plan sei »von den Senioren geradezu euphorisch aufgenommen worden.« Mit einer Einschränkung: »Die Leute hier hätten sich wie bei Stadtplänen – etwa auf der Rückseite – ein Straßenverzeichnis gewünscht.« So helfe der Plan im Hinblick auf die Straßen nur denen, die eh wüssten, wo die jeweilige Trasse sei. Romy Eissner aus dem RGU, das die Entwicklung der Pläne inhaltlich und technisch betreut, wird auch diesen Einwand notieren – auch im ASZ Obergiesing schrieb sie die Anregungen der älteren Stadtteilbewohner fleißig mit. Wobei eine Neuauflage des Giesing-Harlachinger Plans derzeit wohl nicht ansteht. »Zunächst sind jetzt erst einmal die Stadtteile Neuhausen-Nymphenburg, Milbertshofen-Am Hart, Ramersdorf-Perlach, Trudering-Riem und Laim mit entsprechenden Plänen an der Reihe«, gibt sie den Stadtratswillen für fünf neue, derartige Projekte weiter.

Eng werde es langsam mit dem Nachschub: »Die Auflage von 10.000 Stück ist fast vergriffen«, so Eissner. »Aber in den ASZ und im Stadtteilladen an der Tegernseer Landstraße 113 können noch Pläne abgeholt werden. Das sollten die Interessierten auch tun«, sind sich die Obergiesinger Senioren einig. Das wird sicher auch Sabrina Wehner gerne hören. Die 27-Jährige studiert »Soziale Pflege« an der Hochschule München und hat sich im Rahmen eines Studienprojektes mit einem umfangreich-mehrgliedrigen Fragebogen an die Giesinger Senioren gewandt, wie zufrieden sie denn mit dem Stadtteilplan sind. »Die Prävention in der Gesundheitsförderung älterer Menschen ist ein wichtiges Thema in meinem Studium – der Stadtteilplan eine tolle Idee und ein ebenso gutes Unterstützungsmedium«, unterstreicht sie. Auf vier Seiten befragt sie derzeit die Senioren über Nutzung, Gestaltung oder Fragen zum eigenen Aktivitätsverhalten der älteren Menschen. »Antworten habe ich noch keine, die Aktion ist gerade erst angelaufen.« Allein aus den Servicezentren Obergiesing und Harlaching indes dürfte sie ausreichend Feedback bekommen. Harald Hettich

Artikel vom 11.09.2012
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