»Komische Pinakothek«: 420 Quadratmeter für Satire satt?

Zentrum · Humor am Isartor

Wollen die Münchner zum Lachen bringen – und zwar gerne am Isartor: Rudi Hurzlmeier (l.) und Peter Wieland vom Förderverein »Komische Pinakothek«.	scy

Wollen die Münchner zum Lachen bringen – und zwar gerne am Isartor: Rudi Hurzlmeier (l.) und Peter Wieland vom Förderverein »Komische Pinakothek«. scy

Zentrum · München ist dort, wo der Oberbürgermeister auch Kabarettist ist. Ja, auch hier geht Bayern seinen Sonderweg, und man müsste glauben, dass bei solchen Vorbedingungen in der Landeshauptstadt genug Platz ist für den Humor. Stimmt aber nicht.

Seit gut 20 Jahren spukt im Kopf von Meisi Grill die Idee einer »Pinakothek der komischen Kunst« herum. »Das muss doch endlich mal zu realisieren sein«, fordert die Galeristin. Und steht damit nicht allein. Mit ihrem Förderverein »Komische Pinakothek« rührt sie kräftig die Werbetrommel. Auch der satirische Zeichner Rudi Hurzlmeier ist beispielsweise mit an Bord. Kommt die Sprache auf einen geeigneten Ort, so verraten sie, dass sie vor allem mit dem Isartor liebäugeln. »Der Innenhof ließe sich beispielsweise gläsern überdachen«, schlagen sie vor. Das wären gute 420 Quadratmeter für Satire satt: Raum zum Scherzen in Münchens Herzen.

Angesteckt von dem Vorhaben ist auch Sabine Rinberger, Chefin des Valentin-Karlstadt-Musäums. Sie sieht darin die Chance, »ein einzigartiges Konzept« zu entwickeln, bei dem ihr Museum zusammengelegt wird mit einem neuen Ausstellungsraum für komische Künste. Es sei längst überfällig, diesen historisch bedeutsamen Ort kulturell neu zu definieren, schreibt sie in einer Erklärung. Darin fordert sie auch, »die städtebaulich verwaiste Brache mit bisher meist nur unwürdiger Bespielung« zu einem Ort der Kultur, des Verweilens und Flanierens umzugestalten. Noch dazu, so der weitere Plan, soll auch der Nachlass von Loriot dort Heimat finden. Was alles andere als abwegig ist, denn Loriot-Tochter Susanne von Bülow ist ebenfalls Mitglied des Fördervereins – so auch ehemals ihr Vater. »Loriot nannte unsere Idee schlicht genial«, erzählt Meisi Grill. Sie hat mit dem großen Humoristen an Weihnachten vor seinem Tod noch bei einer Tasse Tee geplaudert.

»Die Komische Pinakothek wird dringend gebraucht«, begeistert sich auch Kunstminister Wolfgang Heubisch (FDP). Das Echo wird immer größer. Prominente Unterstützung gibt es inzwischen unter anderem von Unternehmer Willy Bogner und CSU-Politiker Thomas Goppel, dem Förderverein beigetreten sind inzwischen 130 Mitglieder. Man müsste also glauben, das läuft schon. Doch ein Umzug ins Isartor ist nicht mal eben so auf den Weg zu bringen: Stichwort ­Denkmalschutz. Die ­historische Substanz muss auf jeden Fall unangetastet bleiben. Das Isartor aus der Zeit des späten 13. und frühen 14. Jahrhunderts ist das einzige Stadttor, das neben den vorgeschobenen Flankentürmen auch den Hauptturm als bis heute erhaltene Anlage umfasst. Das Tor geht auf eine romantische Neuinterpretation aus der Zeit Ludwigs I. zurück.

(Noch) kein Anziehungspunkt

Doch so bedeutsam das Gebäude auch ist, besonderer Anziehungspunkt ist es weder für Bürger noch für Touristen, vor allem auch wegen seiner Insellage. Dass es nicht dabei bleiben soll, darüber wird bereits mit Bürgern diskutiert, es werden Ideen zur Verschönerung des Tals gesammelt, wie Wolfgang Püschel, Chef des Bezirksausschusses Altstadt-Lehel (BA1) sagt. Peter Wieland vom Förderverein »Komische Pinakothek« verrät, dass man aber nicht ausschließlich aufs Isartor als Veranstaltungsort setzen wolle. »Hauptsache, wir etablieren die Komische Pinakothek möglichst zent­ral«, sagt er. Nur so ließe sich der Erfolg garantieren. »Wir würden praktisch die legendäre Museumsmeile erweitern.«

Im Gespräch waren bereits die Räume des Ägyptischen Museums in der Residenz, was jedoch wieder vom Tisch ist. Noch nicht abgesagt und vage zur Diskussion steht die Ladenfläche der ehemaligen Buchhandlung Hugendubel am Salvatorplatz. Natürlich ist das Ganze wie auch anderswo eine finanzielle Frage. Doch letztlich sei man für den Freistaat billig, so Wieland. Denn im Vergleich zu anderen Museen müsse man für die Sicherheit und für die Pflege der Ausstellungsstücke wesentlich weniger investieren.

Andere Städte geben Beispiel, wie es funktionieren kann, unter anderem das Wilhelm-Busch-Museum in Hannover, die Caricatura in Frankfurt und das Cartoon-Museum in Basel. »München ist eine Satirestadt, es ist längst überfällig, dass es ein Museum gibt, das das endlich mal zeigt«, sagt Wieland. Nichts dagegen, wenn Touristen in die Alte Pinakothek strömen, aber Kunst müsse doch nicht immer nur »weihevoll« wirken. »Zu uns kommen die Leute mit ernsten Gesichtern und gehen lachend wieder raus«, so Wieland.

Open-Air-Schau »Fiese Bilder«

Zu beobachten ist das derzeit am Isartor. Unter dem Titel »Fiese Bilder« stellen 45 deutsche und österreichische Karikaturisten noch bis Sonntag, 16. September, aus, darunter Rudi Hurzlmeier, Peter Butschkow, Till Mette, Gerhard Haderer, Rattel­schneck und Martin Perscheid. Und noch laufen die Ausstellungen »Open Air« – also ohne Dach. Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 11.09.2012
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