Nach 10 Jahren bekommt Haar 10.000 Quadratmeter Lärmschutz

Haar · Wall gegen Lärm

Symbolische Einhebe-Aktion: Klaus-Dieter Josel, Anton Hofreiter (MdB, Grüne), Landtagsabgeordneter Peter Paul Gantzer, Jimmy Schulz (MdB, FDP), Florian Hahn (MdB, CSU) und Gabriele Müller (v. li. n. re.). 	Foto: ikb

Symbolische Einhebe-Aktion: Klaus-Dieter Josel, Anton Hofreiter (MdB, Grüne), Landtagsabgeordneter Peter Paul Gantzer, Jimmy Schulz (MdB, FDP), Florian Hahn (MdB, CSU) und Gabriele Müller (v. li. n. re.). Foto: ikb

Haar · Hunderte grasgrün lackierte Stahlträger sind bereits gesetzt und fest im Boden verankert, jetzt wurde das erste Wandelement zwischen den Stangen eingehoben: Der Lärmschutzwall entlang des S-Bahnhofs und den Gleisen nimmt endlich konkrete Formen an.

»Wir wollen den Lärm an der Quelle vermeiden«, erläuterte Klaus-Dieter Josel, DB-Konzernbevollmächtigter für den Freistaat, den Gemeindevertretern das Konzept. Bereits vor mehr als zehn Jahren hatte Haar den Antrag auf Schallschutzmaßnahmen – möglich durch das Lärmsanierungsprogramm von 1999 der Bundesregierung – bei der Deutschen Bahn (DB) gestellt. Bis vor Kurzem war eine wahre Odyssee an Verhandlungen und Prüfungen gefolgt. Klappt nun alles wie geplant, könnten die Arbeiten bis Spätherbst, maximal Ende 2013, abgeschlossen sein und die Anwohner dann hoffentlich ruhigere Stunden in ihren Wohnräumen und im Garten oder auf ihren Balkonen genießen. Doch bis es so weit ist, müssen sie sich wegen der Bauarbeiten tageweise auf zusätzlichen Lärm einstellen.

Die erste heiße, vier Wochen dauernde Phase ist nunmehr gelaufen. Aus Gründen der hohen Zugbelastung auf der Strecke München-Rosenheim konnten die Maßnahmen nur nachts sowie an Wochenenden bis Montagfrüh durchgeführt werden. Die Anlieger im Ortsteil Gronsdorf sind etwa ab Mitte Oktober von den Ruhestörungen betroffen, bis Weihnachten sollen die Baggerarbeiten mit Ramm- und Rüttelvorrichtung auf dem gesamten Abschnitt abgeschlossen sein. Aber auch das Einheben von vier jeweils 150 Kilogramm schweren Dämmplatten zwischen die im Abstand von fünf Meter installierten Stützen wird nicht geräuschlos vonstatten gehen. »Die Mehrzahl der Elemente muss nachts und an Wochenenden in ›Betriebsruhepausen‹ von der Gleisseite aus eingesetzt werden. Der Zugverkehr wird zwar teilweise gesperrt, dennoch sind optische und akustische Warnsignale zur Absicherung der Arbeiter erforderlich. Dafür bitten wir die Anwohner um Verständnis«, erklärte Josel.

Die in sechs Abschnitte gegliederte Schallschutzwand – erstellt im Rahmen des Programms »Lärmsanierung an bestehenden Schienenwegen des Bundes« – haben eine Gesamtlänge von 2925 Metern. Vom Bund werden 1630 Meter finanziert, die Kommune übernimmt den Aufwand von cirka 1,5 Millionen Euro für 1295 Meter. »Die Gesamtkosten für den aktiven Schallschutz belaufen sich auf vier Millionen Euro«, so Josel bei der symbolischen Einhebe-Aktion. »Und bei der Farbgebung wurden die Wünsche der Gemeinde berücksichtigt.« So sind die zweieinhalb bis drei Meter hohen Leichtmetallwände dreifach grün abgestuft – unten dunkel, in der Mitte grasfarben und oben mint. Zur Wirkung der absorbierenden Maßnahmen – die Elemente haben laut Projektleiter Alexander Pawlik eine Gesamtfläche von knapp 10.000 Quadratmeter – sagte der Konzernbevollmächtigte: »Die Bewohner von knapp 140 Gebäuden werden erheblich vom Lärm der vorbeifahrenden Züge entlastet. Zusätzlich werden in 54 Wohneinheiten passive Schallschutzmaßnahmen erfolgen, wie beispielsweise der Einbau von Schallschutzfenstern und von Lüftern. Hierfür werden weitere 400.000 Euro vom Bund zur Verfügung gestellt. Und auch die weiter hinten liegenden Häuser und Wohnungen werden von all dem profitieren.« Bislang wurden übrigens bundesweit dank 100 Millionen Euro, die jährlich zur Verfügung stehen, bereits 1375 Ortsdurchfahrten lärmsaniert, für knapp 100 laufen die Bauarbeiten oder die Planungen.

Gleich drei Bundestagsabgeordnete – Florian Hahn, Anton Hofreiter und Jimmy Schulz – begutachteten den entstehenden Wall und lobten die damit verbundenen künftigen Wirkungen. Hahn fasste in einem Satz zusammen: »Das bringt mehr Lebensqualität für die Anwohner!« Vize-Bürgermeisterin Gabriele Müller erinnerte milde formuliert an »allerlei Wirrungen« in den vergangenen Jahren. »Aber heute ist es wie bei einer Geburt: Wenn’s Kind da ist, ist alles vergessen.« Und mahnte im selben Atemzug: »Die nächsten Schritte stehen an – Bahnhofsanierung, barrierefreier Zugang, Park-and- Ride-Platz. Und Unterführung, aber da sind wir ja schon dran.« Konzernbevollmächtigter Josel schmunzelte und sicherte zu: »Wir bleiben im Dialog.« ikb

Artikel vom 04.09.2012
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