Fußballer fordern Kunstrasen anstelle des ungeliebten Tennenplatzes

Milbertshofen · TSV fürchtet um Spieler

Tobias Pollinger (rechts) und Willi Gerlach vom TSV Milbertshofen fordern den Bau eines Kunstrasenplatzes anstelle des roten Tennenplatzes. 	Foto: ws

Tobias Pollinger (rechts) und Willi Gerlach vom TSV Milbertshofen fordern den Bau eines Kunstrasenplatzes anstelle des roten Tennenplatzes. Foto: ws

Milbertshofen · Kunstrasen statt rotem Sand: Der TSV Milbertshofen hat einmal mehr die Stadt aufgefordert, für die Fußballspieler des Sportvereins einen Kunstrasenplatz zu bauen – anstatt des sogenannten Tennenplatzes (»Rote Erde«).

»Bei den aktuellen Verhältnissen sind eine vernünftige Trainingsarbeit und ein geregelter Spielbetrieb für die Jugend nicht möglich«, sagte Fußballabteilungsleiter Tobias Pollinger bei der Bürgerversammlung im Kulturhaus Milbertshofen. Der TSV Milbertshofen sei aktuell lediglich auf Platz 16 der Warteliste der Stadt München, »das heißt, wir bekommen erst in zehn bis 15 Jahren eventuell einen Kunstrasenplatz«, das Projekt sei also »in weiter Ferne«.

Der Turn- und Sportverein (TSV) Milbertshofen ist seit vielen Jahrzehnten auf der städtischen Bezirkssportanlage an der Hans-Denzinger-Straße 6 beheimatet. Dort gibt es drei Spielfelder: einen Jugendplatz, das Hauptspielfeld und den Tennenplatz. Letzterer ist mit grobem, rotem Sand überzogen und wird insbesondere bei Regen, in der Dämmerung und Dunkelheit genutzt, ist er doch der einzige der drei Fußballplätze, der eine Flutlichtanlage hat. Im Frühjahr und im Herbst sei der Tennenplatz die einzige Alternative auf der Anlage, da die beiden Rasenplätze wegen der früh einsetzenden Dämmerung nicht mehr bespielt werden könnten, so Pollinger.

Das Hauptspielfeld werde durch Training und Punktspiele der insgesamt 13 Mannschaften (ein Herren-Team sowie zwölf Kinder- und Jugendmannschaften) stark beansprucht. Bei Regen müsse man den Hauptplatz sperren, um ihn zu schonen. »Von März bis Anfang Dezember ist durchgehend Trainingsbetrieb, hinzu kommen die Punktspiele«, erläutert der Leiter der Fußballabteilung. Zudem finde auf dem Gelände für drei Schulen aus der Umgebung (Torquato-Tasso-Straße, Schleißheimer Straße und Lion-Feuchtwanger-Gymnasium) Sportunterricht statt. Durch das G 8 und den damit verbundenen Nachmittagsunterricht entstünden Trainingsengpässe auf der Anlage. Denn die Fußballmannschaften des Vereins trainieren dort zweimal pro Woche, manche sogar dreimal wie die U 19, U 17 und U 15: Diese Teams spielen in der Bezirks-Oberliga, die U 13 in der Kreisliga. »Der TSV/Jugendfußball leistet eine hervorragende Integrationsarbeit«, betont Pollinger, was Stadtteilpolitikerin Antonie Thomsen (SPD), die Vorsitzende des Bezirksausschusses Milbertshofen-Am Hart, bestätigt.

Wegen des derzeitigen Zustands des Tennenplatzes sei das Gremium vehement hinterher, dass die Stadt endlich einen Kunstrasenplatz baue, so Thomsen. Darum bemühe sich der Milbertshofener Sportverein schon lange, seufzt Pollinger, der erste offizielle Antrag sei 2006 gestellt worden – doch bislang vergeblich. Deshalb startete TSV-Präsident Christian Hanf im Juni 2012 einen erneuten Anlauf. Er forderte damals in einem Brief das Sportamt der Stadt auf, möglichst schnell »den nicht mehr zeitgemäßen Tennenplatz« in einen Kunstrasenplatz umzuwandeln. Ein Problem sei das Haftenbleiben der Roten Erde in der Kleidung, in den Schuhen sowie am ganzen Körper, wenn das Wetter feucht ist. Bei Trockenheit »wird durch den Sportbetrieb so viel Staub aufgewirbelt, dass die Spieler massive Atemprobleme bekommen.«

Ganz zu schweigen von den »massiven Hautabschürfungen« der Fußballspieler. Wenn es längere Zeit regnet, sammele sich das Wasser auf dem Tennenplatz in großen Pfützen an, die nicht mehr ablaufen. Bei Punktspielen hätten die Schiedsrichter mehrmals ein Spiel wegen der Unbespielbarkeit des Platzes abgesagt. Die Fußballabteilung des TSV Milbertshofen habe wegen des Tennenplatzes in den letzten beiden Jahren ein Viertel ihrer Mitglieder verloren – »und diese Tendenz hält weiter an, da die Spieler nicht mehr bereit sind, unter den vorherrschenden Bedingungen zu trainieren«, so der Vereinspräsident. Doch aller Protest des Vereins fruchtet bei der Stadtverwaltung nicht. Sportamtschef Thomas Urban teilte dem TSV Anfang Juli schriftlich mit, dass dessen Forderung nach einem Kunstrasenplatz und einer zweiten Flutlichtanlage in den nächsten Jahren nicht erfüllt werden könne.

Die städtischen Mittel seien mit Zustimmung des Stadtrates bis 2014 bereits für andere solche Sportbaumaßnahmen fest verplant. Auch könne man das Vorhaben an der Hans-Denzinger-Straße nicht in der Prioritätenliste höher stufen, wie vom TSV Milbertshofen ebenfalls gefordert. Denn »die auf den Plätzen 1 bis 15 vorgemerkten Projekte sind sport- und baufachlich noch dringlicher einzustufen«, betonte Urban. Die Vereine warteten wie der TSV Milbertshofen bereits seit vielen Jahren auf eine Modernisierung ihrer Sportanlagen. »Diesen Vereinen gegenüber bin ich genauso verpflichtet wie Ihrem Verein«, hatte Sportamtsleiter Urban in seinem Schreiben Anfang Juli klargestellt.

»Das ist Ansichtssache«, entgegnet TSV-Fußballabteilungsleiter Pollinger. Er will nichts unversucht lassen. Deshalb ging er Ende Juli zur Milbertshofener Bürgerversammlung und beantragte erneut, dass die Stadt auf der Anlage an der Hans-Denzinger-Straße »in angemessener Zeit« – sprich in zwei bis drei Jahren – einen Kunstrasenplatz baut sowie eine zweite Flutlichtanlage. Das unterstützte die Bürgerversammlung geschlossen bis auf eine einzige Gegenstimme. Wally Schmidt

Artikel vom 04.09.2012
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