Hildgard Pflügler aus Garching schreibt autobiografische Familiengeschichte

Garching · An früher erinnern

Hildegard Pflügler hat mit »Gar nicht so lange her« ihre Geschichte aufgeschrieben.	Foto: sl

Hildegard Pflügler hat mit »Gar nicht so lange her« ihre Geschichte aufgeschrieben. Foto: sl

Garching · »Von den schwierigen und ereignisreichen Zeiten berichten«: Das war seit Langem der Wunsch der 84-jährigen Hildegard Pflügler, wie sie in ihrem Haus in einer kleinen Straße in Garching-Hochbrück erzählt. Also hat sie ihre eigene Familiengeschichte aufgeschrieben.

Aus dem nun erschienenen Buch »Gar nicht so lange her« liest die Autorin am Dienstag, 4. Dezember, in der Garchinger Stadtbücherei, Bürgerplatz 11. Das Buch beschreibt die Zeit von der Mitte des 19. Jahrhunderts an bis zur Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Vor allem junge Leser wolle sie damit erreichen. Sie sollen sich ein Bild von der damaligen, meist entbehrungsreichen, Zeit machen können. Und so widmet sie das Buch neben ihrem Sohn, auch ihren beiden 18 und 20 Jahre alten Enkelkindern. Die beiden waren unter anderem der Grund dafür, dass sie erst so spät mit dem Aufschreiben ihrer Geschichte begann.

Die Idee hatte sie nämlich schon 1984. Sie kam ihr durch das Tagebuch ihres Großvaters: »Jeden Tag hat er einen Satz über seinen Tag in ein kleines Buch geschrieben«. Durch den Beruf, Urlaube mit Freundinnen und eben das Hüten der Enkelkinder hat die pensionierte Lehrerin, die 20 Jahre an einer Schule im Münchner Stadtteil Am Hart unterrichtete, das Schreiben aber immer wieder aufgeschoben. Die Arbeitsstelle Am Hart sei auch der Grund dafür gewesen, warum sie in den Münchner Norden gezogen sei, meint die Wahl-Garchingerin: »Hier habe ich ein Haus gefunden, das ich mir leisten konnte und es war in der Nähe der Schule«, sagt sie lachend. Waren es zunächst nur pragmatische Gründe, die Pflügler vor 42 Jahren nach Garching zogen, schätzt sie heute besonders die Ruhe und ist stolz darauf, in der »Stadt der Wissenschaften« zu leben. Durch den Drang, »wissen zu wollen« habe sich, als sie ein junges Mädchen war, der Wunsch entwickelt, Lehrerin zu werden. Zu vielen ihrer Schüler habe sie auch noch Kontakt. Sie dürfen das frühere »Fräulein Strauß«, wie Hildegard Pflügler mit Mädchennamen hieß, heute aber duzen. Das gute Verhältnis zu ihren früheren Schülern habe ihr bei ihrer ersten Lesung in Schwabmünchen, wo sie zu Beginn ihres Berufslebens gearbeitet hat, sehr geholfen: »Es war gut, dass so viele meiner früheren Schüler da waren, die mir zugeneigt sind. Ich war so nervös«, erzählt sie, die sich selbst eher als »ruhig und nachdenklich« beschreiben würde. Im Mittelpunkt zu stehen, liege ihr eigentlich nicht besonders. Über die durchweg positive Resonanz ihrer ehemaligen Schüler freut sie sich aber sehr.

Auch ihre Freizeit gestaltet sie sich ruhig. Lesen und Klavier spielen zählt Hildegard Pflügler zu ihren Hobbys. Das Klavier spielen sei ein alter Kindheitstraum gewesen, den sie sich aber erst erfüllen konnte, nachdem sie ihr eigenes Geld verdient hatte: »Als ich klein war, konnte meine Mutter sich den Unterricht nicht leisten.« Aus Faszination an dem Instrument habe sie sich den Traum dann später eben selbst erfüllt. Nur über die Fehler ärgere sie sich immer sehr. Trotz der paar Fehler liegt Musikalität in der Familie. Das wird klar, als Hildegard Pflügler erzählt, wie schön ihre Großmutter, bei der sie früher oft war, immer gesungen hat. Das sei eines der wenigen Dinge, an die sie sich noch aus der Zeit als Kleinkind erinnere. Trotz des vielen Leids, das die Großmutter erlebt habe, sei sie immer eine fröhliche Person gewesen und für Pflügler, die ebenso gerne singe, ein Vorbild. Sie sei der beste Beweis dafür, dass man auch in Armut heiter sein und seine Kinder zu guten und glücklichen Menschen erziehen könne. Glücklich zu sein liege, aus Pflüglers Sicht, zu einem großen Teil an einem selbst. »Auf jeden Fall wird jemand, der seine Ansprüche nicht zu hoch schraubt, glücklicher sein, als derjenige, der nie genug bekommen kann.«, zitiert sie aus ihrem Nachwort.

Wer jetzt neugierig auf das Buch geworden ist, der kann bei der nächsten Lesung in der Garchinger Stadtbücherei mehr über die Familiengeschichte von Hildegard Pflügler erfahren. Laura Austen

Artikel vom 28.08.2012
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