Kosten zu hoch: Sozialzentrum war mit 11,5 Millionen Euro veranschlagt

Moosach · Neubau verzögert sich

Das geplante Sozialzentrum der Stadt an der Brieger Straße (als Modell) ist zu teuer, muss abgespeckt werden und verzögert sich deshalb. In dem Neubau wird auch die private Freizeitstätte »Die Arche« unterkommen. 	F.: Stadt München

Das geplante Sozialzentrum der Stadt an der Brieger Straße (als Modell) ist zu teuer, muss abgespeckt werden und verzögert sich deshalb. In dem Neubau wird auch die private Freizeitstätte »Die Arche« unterkommen. F.: Stadt München

Moosach · Ja, ist denn schon wieder Weihnachten? Bei der privaten Freizeitstätte »Die Arche« an der Brieger Straße schon. Jedes Jahr im Sommer bekommt sie von einem Münchner Konzern eine Spende in Höhe von 100.000 Euro.

Doch heuer fällt ein dicker Wermutstropfen in das Sommerfest. Der Umzug der Arche in einen Neubaukomplex der Stadt verzögert sich. Wie lange, kann derzeit niemand sagen. Der Festbau soll ebenfalls an der Brieger Straße entstehen. Dort soll es unter einem Dach mehrere städtische Einrichtungen wie Krippe, Kindergarten, Hort und Bewohnertreff geben sowie Platz für die »Die Arche«.

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Beim Sommerfest der privaten Freizeitstätte vor zwei Jahren hatte Bürgermeisterin Christine Strobl noch voller Stolz verkündet, dass die Moosacher Mädchen und Buben im Sommer 2013 endlich ein großes, ein richtiges Haus bekämen. Doch der Neubaukomplex ist teuer als geplant. Er war mit 11,5 Millionen Euro veranschlagt, dem Stadtrat war das jedoch zu viel Geld. Deshalb wurde das Vorhaben erst einmal gestoppt. Nun muss abgespeckt werden. Ob dabei Kindergarten, Hort oder Krippe verkleinert werden, darüber kann derzeit nur spekuliert werden. »Es ist alles noch in Abstimmung«, erklärte Eva-Maria Volland vom städtischen Referat für Bildung und Sport auf Nachfrage. Ziel sei es, noch heuer eine beschlussfähige Vorlage für den Stadtrat zu erstellen. Wie hoch die Einsparung sein wird, lasse sich derzeit nicht sagen. Fest stehe, so Volland, »der Bedarf muss gedeckt werden«.

Bei der Moosacher SPD weiß man ein bisschen mehr. Die Machbarkeitsstudie für das Projekt sei nun beendet und in den Sommerferien werde umgeplant, berichtete Kathrin Koop auf Anfrage. Das Vorhaben sei um rund drei Millionen Euro überschritten worden. Die Stadtteilpolitikerin glaubt, dass noch im Herbst im Stadtrat die Entscheidung für die abgespeckte Version fallen werde. Natürlich könne das eigentliche Ziel der Stadt, die Fertigstellung des Sozialzentrums im Jahr 2013, nicht mehr eingehalten werden. »Doch wir hoffen, dass bei der Stadt eine schnelle Entscheidung fällt und die Gebäude rasch gebaut werden«, so Koop. Darauf drängt auch die Moosacher Landtagsabgeordnete Diana Stachowitz (SPD): Die neuen Wohnhäuser an der Brieger Straße seien nun so gut wie fertig gestellt.

Die Stadt habe den langjährigen Anwohnern vor ein paar Jahren versprochen, für die notwendige Infrastruktur zu sorgen und das Sozialzentrum zeitnah zu realisieren, erinnerte die Politikerin an die Vorgeschichte. Das Haus dürfe nun aber nicht viel später entstehen und damit der Wohnbebauung hinterherhinken, mahnte Stachowitz an. Falls sich das Vorhaben um ein paar Jahre verzögere, dann könnten die erhofften Einsparungen verpuffen, und zwar wegen der dann gestiegenen Baukosten. Am Ende könne das Haus dann doch wieder drei Millionen Euro mehr kosten, befürchtet die Politikerin.

Bei der Arche geht man davon aus, dass der Komplex frühestens in rund vier Jahren fertig sein wird, al- so 2016. Das berichtete Antje Breda, die Leiterin der Freizeitstätte, nun beim Sommerfest. Vor ein paar Wochen habe es einen Ortstermin mit allen Beteiligten gegeben. Demnach könne der Baubeginn allerfrühestens in eineinhalb Jahren erfolgen, die Bauzeit sei von der Stadt mit 18 bis 24 Monaten kalkuliert. Macht summa summarum rund dreieinhalb bis vier Jahre.

Die Moosacher Freizeitstätte »Die Arche«, betrieben von dem gleichnamigen Berliner Verein, möchte jedenfalls »bald« in den Festbau umziehen: »Je früher, desto lieber«, sagte Arche-Gründer Bernd Siggelkow beim diesjährigen Sommerfest. Als sich das christliche Kinder- und Jugendwerk aus Berlin im September 2006 auf dem städtischen Grundstück an der Brieger Straße in einer Containeranlage ansiedelte, habe die Stadt der Arche die dauerhafte Unterbringung in einem Festbau versprochen, so Siggelkow. Es handelt sich um ein Gemeinschaftsprojekt zwischen der Stadt München und dem Verein. Die Stadt stellt derzeit das Grundstück und den Kinder-Container kostenlos zur Verfügung. Die Arche zahlt hingegen die Miete für den Jugendcontainer sowie sämtliche Betriebs- und Personalkosten für die gesamte Containeranlage.

Durch den Umzug in den Festbau könne der Verein auf Dauer viel Geld sparen: Die Miete für den Jugend-Container würde ganz wegfallen, denn in dem geplanten Festbau der Stadt werde der Verein die Räume kostenlos bekommen. Die Freizeitstätte müsse ihre gesamte Arbeit in Moosach »zu 100 Prozent aus Spenden finanzieren«, betonte Einrichtungsleiterin Breda. Deshalb ist man bei der Arche froh, jedes Jahr im Sommer von der Wacker Chemie AG eine Spende in Höhe von 100.000 Euro zu bekommen. »Ohne das ginge es nicht«, betonte Siggelkow, das Geld fließe komplett in die Arbeit des Vereins mit den Moosacher Kids. Beide Container seien jeden Tag »knackevoll«, jeweils mit 50 Kindern und mit 50 Jugendlichen. Zum sechsten Mal kam nun die Spitze des Konzerns nach Moosach: Siggelkow dankte im Namen der Kinder dem Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Peter-Alexander Wacker und dem Vorstandsvorsitzenden Dr. Rudolf Staudigl für das Engagement des Münchner Konzerns zugunsten der Arche. »Wir machen das jedes Jahr gerne«, sagte der Münchner Unternehmer Wacker unter dem Applaus der Kinder und Jugendlichen. Rechnet man alle Spenden zusammen, so hat die Moosacher Freizeitstätte von dem Konzern bisher insgesamt 600.000 Euro an Spendengeldern bekommen. Das ist eine schöne Bescherung, wenn bei der Arche das Christkind immer schon im Hochsommer kommt. ws

Artikel vom 14.08.2012
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