Bürger fordern Einzäunung von Spielplätzen und Leinenpflicht

Harlaching/Giesing · Hundebiss mit fatalen Folgen

Großes Interesse herrschte bei der letzten BA18-Sitzung, in der über die Gefährdung von Kindern durch unvernünftige Hundehalter aufgrund eines tragischen Anlasses diskutiert wurde. 	Foto: Schunk

Großes Interesse herrschte bei der letzten BA18-Sitzung, in der über die Gefährdung von Kindern durch unvernünftige Hundehalter aufgrund eines tragischen Anlasses diskutiert wurde. Foto: Schunk

Harlaching/Giesing · Diese Nachricht hatte im sonst so beschaulichen Harlaching für Bestürzung gesorgt: ein Mischlingsrüde hatte im Juni auf einer Spielfläche im Stadtteil ein zweijähriges Mädchen ins Gesicht gebissen.

Seitdem liegt die kleine Pauline im Krankenhaus und musste bereits über ein Dutzend Operationen über sich ergehen lassen. Die Eltern der Kleinen wollen nun erreichen , dass sich ein ähnliches Vorkommnis nicht mehr wiederholt.

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Während der letzten Sitzung im örtlichen Bezirksausschuss Untergiesing-Harlaching plädierten Andrea Brechtel und Armin Müller angesichts der Folgen für ihre Tochter für einen Leinenzwang und einen verpflichtenden Hundeführerschein. Der äußere Rahmen trug dem Ereignis Rechnung – vor allem aufgrund dieses Tagesordnungspunktes platzte der Sitzungssaal aufgrund des enormen Ansturms aus allen Nähten. »Damit Menschen künftig vor Hunden und ihren Besitzern geschützt werden«, warb Müller um Unterstützung für ihre Forderungen. Den Behördenvertretern im städtischen Kreisverwaltungsreferat stellten die beiden ein schlechtes Zeugnis aus. »Das KVR hat zu lasch reagiert«, richtete Müller seine deutliche Kritik an die kommunale Behörde.

Trotz der dramatischen Auswirkungen war das Elternpaar in seinen Ausführungen sehr um Sachlichkeit bemüht. Der Biss während eines Festes auf dem Spielplatz hatte bis zu vier Zentimeter tiefe Wunden im Gesicht des kleinen Mädchens hinterlassen – fünf Zähne des Mischlingshundes hatten sich in die Wange Paulines gebohrt. »Die Verletzungen im Gesicht des Mädchens sind verheerend«, breitete der mit der Familie befreundete Chirurg Thomas Beutner ein Schreckensszenario im Bezirksausschuss aus. Beutner hatte sich vor Ort gleich nach dem Vorfall intensiv um das Mädchen gekümmert. »Zudem ist ungewiss, ob das Kind nicht bleibende Nervenschäden von den Ereignissen davon tragen wird.« Die Beobachtungen des Vaters, nach dessen Schilderung sich die Hundebesitzerin im Anschluss »uneinsichtig gezeigt« habe und dem Kind eine Eigenschuld unterstellt habe, werfen auch ein klares Licht auf die gesellschaftliche Trennlinie in diesem alt bekannten Problemfeld.

»Unser Anliegen ist eine generelle Verschärfung der Vorschriften«, hatte Paulines Vater im BA postuliert. Neben Leinenzwang und verpflichtendem Hundeführerschein sei es unabdingbar, alle Spielplätze künftig einzuzäunen. Damit zog Müller im Chor mit andere Befürwortern einer solch drastischen Maßnahme in der Sitzung des Stadtteilgremiums prompten Widerspruch auf sich. »Es geht doch nicht an, dass jetzt alle Hundehalter wegen dieses Vorfalls pauschal verurteilt werden«, kritisierte eine Hundehalterin in der BA-Sitzung. Immerhin: den verpflichtenden Besuch von Herrchen und Frauchen in der Hundeschule und einen Hundeführerschein begrüßte die Dame.

Allerdings müssten auch die Kinder als bisweilen gefährdete Gegenüber besser über den Umgang mit den Vierbeinern aufgeklärt werden, befand ein anderer Teilnehmer. Auch BA-Mitglieder selbst meldeten sich zu Wort. SPD-Fraktionssprecherin Christa Knappik mochte in einer Einzäunung der Spielareale kein wirksames Instrument für die Zukunft erkennen. »Wir wollen doch nicht, dass unsere Kinder hinter Gittern aufwachsen«, betonte die örtliche Kinderbeauftragte die Rechte der Kleinen. Bürger müssten sich dagegen verstärkt einmischen, wenn sich Hundehalter an Verbote vor Ort nicht hielten.

CSU-Mandatar Andreas Babor trat dafür ein, Verbote vor allem stringenter und schärfer zu kontrollieren und Verstöße zu ahnden. Zudem forderte er, allgemein in der Nähe von Spielplätzen einen Leinenzwang einzuführen. Gleichwohl betonten Redner im BA, darunter der Vorsitzende Clemens Baumgärtner (CSU), der BA sei in der Sache nicht das entscheidende Gremium. Vor allem auf Stadtebene müsse ein Umdenken erfolgen. Doch das Kreisverwaltungsreferat als die städtische Vollzugsbehörde bekam vor allem harsche und vielstimmige Kritik ab. So sei der betreffende Hund, der Pauline gebissen hatte, zwar in den letzten Tagen einem neuen Gutachten unterzogen worden. Doch die Halterin darf nach Expertenmeinung den Hund behalten. Maßgabe: der Vierbeiner müsse mit einem Maulkorb versehen werden und in der Nähe von Menschen an der Leine gehalten werden. Die Maßnahme kommt aber reichlich spät: denn der Hund ist bereits durch eine aggressive Aktion aus dem Vorjahr aktenkundig – hatte er doch bereits 2011 ein Kind gebissen. »Der Dame wurde damals per Bescheid vorgeschrieben, dass sie sich mit ihrem Hund Kindern nur bis auf drei Metern nähern dürfe«, so KVR-Sprecherin Daniela Schlegel. Schlecht nur: »Bedauerlicherweise« sei der Dame das entsprechende Schreiben erst am Tag des Vorfalls mit der kleinen Pauline zugestellt worden. »Lasches Vorgehen der Behörde«, so das Urteil des erzürnten Vaters Armin Müller.

Um ähnliche Vorkommnisse in der Zukunft einzudämmen, wollen die Stadträte der Region das Thema in den Stadtrat tragen. »Das muss in den Stadtrat und dort muss eingehend über das Thema beraten werden und eine tragfähige Lösung Hunde her«, so CSU-Stadtrat Reinhold Babor. Auch sein SPD-Kollege Michael Leonhart argumentierte in diese Richtung. »Ich werde mich auch für eine Leinenpflicht einsetzen«, betonte er. Pauline hat derzeit andere Probleme: weitere Operationen stehen an. H. Hettich

Artikel vom 01.08.2012
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