Hitzige Diskussion bei der Bürgerversammlung im Kulturhaus Milbertshofen

Olympiapark/Milbertshofen · DTM 2013: Ja oder Nein?

Monika Mühlenbeck-Krausen übergab an die Stadtspitze ein Plakat mit ersten Unterschriften. Bürgermeisterin Christine Strobl (r.) sprach sich gegen eine Vertragsverlängerung aus.	Foto: ws

Monika Mühlenbeck-Krausen übergab an die Stadtspitze ein Plakat mit ersten Unterschriften. Bürgermeisterin Christine Strobl (r.) sprach sich gegen eine Vertragsverlängerung aus. Foto: ws

Olympiapark/Milbertshofen · »Keine Autorennen im Olympiapark!«, forderten Anwohner aus dem Olympischen Dorf bei der Bürgerversammlung im Kulturhaus Milbertshofen. Die Deutsche Tourenwagen Meisterschaft (DTM) war vom 13. bis 15. Juli im Olympiastadion.

Die Stadt müsse eine Vertragsverlängerung über das Jahr 2013 hinaus verhindern, wurde gefordert. Bürgermeisterin Christine Strobl, die die Versammlung leitete, konnte den Anwohnern Hoffnung machen. Sie und OB Christian Ude hätten sich kürzlich über die DTM unterhalten und »wir sind uns beide einig, dass der Vertrag nicht verlängert werden soll«, verkündete Strobl.

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Die Entscheidung darüber fällt im Aufsichtsrat der Olympiapark GmbH. OB Ude hat soeben den Vorsitz im Aufsichtsrat abgegeben und ist ganz aus dem Gremium ausgeschieden. Bürgermeisterin Strobl ist Udes designierte Nachfolgerin. Sie möchte im Dezember 2012 als neue Aufsichtsrats-Chefin der Olympiapark-Gesellschaft gewählt werden. Bei dieser Sitzung des Aufsichtsrates werde zumindest die Richtung in Sachen DTM vorgegeben, erklärte Arno Hartung, Pressesprecher und Vize-Chef der Olympiapark GmbH, auf Nachfrage. Die offizielle Entscheidung falle im nächsten Jahr. Falls sich der Aufsichtsrat für weitere Autorennen im Olympiapark entscheide, würde die Vertragsverlängerung nach der DTM im Juli 2013 erfolgen, so Hartung. »Wir wollen grundsätzlich diese Veranstaltung halten«, betonte der stellvertretende Geschäftsführer der Olympiapark GmbH, Arno Hartung. Voraussetzung sei allerdings, dass sich die DTM mittelfristig rentiere – sprich, dass genügend Zuschauer kommen. 2011 seien es 54.000 gewesen, in diesem Jahr 45.000. Die Behauptung mancher Politiker, dass dieses Spektakel viel Geld in die Kassen der Olympiapark-GmbH spüle, »stimmt«, bestätigte Hartung auf Nachfrage.

Im Übrigen verteidigte er das Sportereignis vehement: Die Autorennen finden nur tagsüber statt und seien gegen 17, 18 Uhr beendet. Zudem habe die Olympiapark-Gesellschaft von den städtischen Behörden »strenge Auflagen hinsichtlich Lärm und Emissionen bekommen«, berichtete Hartung. Diese Auflagen seien während der DTM kontrolliert worden, und zwar von den Behörden selbst: Demzufolge seien in beiden Jahren - 2011 und 2012 – die Auflagen eingehalten worden. Die Olympiapark München GmbH hatte mit dem Veranstalter einen Dreijahresvertrag für 2011, 2012 und 2013 geschlossen. Die Rennstrecke im Olympiastadion hatte eine Länge von genau 0,614 Kilometern. Nur ein paar 100 Meter entfernt ist das Olympische Dorf. Dort leben rund 6800 Menschen, davon 1800 Studenten. »Wir haben unter der DTM sehr gelitten«, sagte ein Anwohner aus der Connollystraße bei der Bürgerversammlung.

Gleich mehrere Redner betonten, dass der Olympiapark ein Park sei und kein Sport- und Veranstaltungszentrum. Monika Mühlenbeck-Krausen von der Einwohner-Interessen-Gemeinschaft Olympisches Dorf e. V. forderte: »Wir brauchen im Münchner Norden einen Erholungspark.« Die große Mehrheit der rund 250 Anwesenden im Kulturhaus Milbertshofen unterstützte den Antrag der Olympiadörflerin, dass es über das Jahr 2013 hinaus keine Autorennen mehr im Olympiapark geben solle. Beim Sommerfest »40 Jahre Olympisches Dorf« war kürzlich eine Unterschriftenaktion gegen das Spektakel gestartet worden. Mühlenbeck-Krausen übergab an Versammlungsleiterin Strobl ein großes Plakat mit ersten Unterschriften.

Erholung und Sportstätte

Die Bürgermeisterin, die bis vor kurzem selbst im Olympiadorf wohnte, bat die Anwohner bei der Bürgersammlung um Verständnis dafür, dass der Olympiapark zwar natürlich auch ein Park sei – aber »er wurde als Sportpark für die Olympischen Spiele 1972 gegründet«, stellte Strobl klar. Es sei nicht ganz einfach, einen Ausgleich zu finden zwischen der Funktion als Erholungspark und der Funktion als Sportstätte und als Veranstaltungsort. »Manche Veranstaltungen sind nicht parkaffin, andere schon.« Open-Air-Konzerte sollten weiterhin stattfinden. »Wir können es uns nicht leisten, gar keine Veranstaltungen zu haben«, betonte die Bürgermeisterin. Denn die Stadt müsse viel investieren, um dieses einmalige architektonische Denkmal zu erhalten – und dies geschehe »mit viel Geld der Steuerzahler«. So werde 2020 eine erneute Sanierung des Olympiadaches anstehen, die einen dreistelligen Millionenbetrag verschlingen werde.

Lärmbelästigung zu hoch

Dazu brauche man auch die Einnahmen aus Veranstaltungen im Olympiapark, so Strobl. Gegen die DTM sind die Grünen im Stadtrat sowie parteiübergreifend auch der Bezirksausschuss Milbertshofen-Am Hart (mit Ausnahme der FDP). Die Lärmbelästigung der Anwohner durch die Rennfahrzeuge der DTM sei so hoch wie dies noch bei keiner anderen Veranstaltung im Olympiastadion der Fall gewesen sei, begründete Mathias Kowoll die ablehnende Haltung der SPD im Stadtbezirk 11. »Entsprechend zahlreich waren die Beschwerden«, so Kowoll. CSU-Sprecher Erich Tomsche, der selbst im Olympischen Dorf wohnt, stellte klar: »Die DTM gehört nicht in den Olympiapark. Die Lärmbelästigung ist zu groß.« Bezirksrat und BA-Mitglied Dr. Claus Wunderlich (FDP) sah das anders.

DTM spült Geld in die Kassen

Die DTM sei eine »wundervolle Veranstaltung« für den Olympiapark und spüle »eine Menge Geld in die Kassen der einigermaßen klammen Olympiapark-GmbH.« Zudem handele es sich nur um ein einziges Wochenende und die Autorennen seien am späten Nachmittag beendet – Popkonzerte dauerten hingegen bis 23 Uhr und seien lauter, verteidigte Wunderlich die DTM. Stadträtin und BA-Mitglied Jutta Koller (Grüne) hat zwar nichts dagegen, dass die Stadt mit dem Olympiapark Geld verdient. »Aber ich bin mir nicht sicher, ob die DTM mittelfristig ein gutes Geschäft ist«, glaubt Koller, die auch im Aufsichtsrat der Olympiapark GmbH sitzt. Das Spektakel im Olympiastadion habe zudem keinen sportlichen Wert, »es ist nur eine Carrera-Bahn«, halt ein bisschen größer, so Koller. Wally Schmidt

Artikel vom 31.07.2012
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