Hallbergmoos hebt Abgaben um 20 Prozent

Hallbergmoos · 4,4 Millionen für Kläranlage

Die Kläranlage Hallbergmoos wird für 4,4 Millionen Euro modernisiert. Zunächst steigen die Abwasser-Gebühren auf über zwei Euro je Kubikmeter, sollen aber nach vier Jahren wieder deutlich sinken.	Foto: bb

Die Kläranlage Hallbergmoos wird für 4,4 Millionen Euro modernisiert. Zunächst steigen die Abwasser-Gebühren auf über zwei Euro je Kubikmeter, sollen aber nach vier Jahren wieder deutlich sinken. Foto: bb

Hallbergmoos · Im Juni 2011 beschloss der Gemeinderat, die Kläranlage für 2,4 Millionen Euro auf einen anaeroben Faulturm umzustellen, um so Methan zu gewinnen und dieses dann durch Verbrennung in Strom umzuwandeln.

Weiter wurde jetzt eine „Co-Vergärung“ von Flüssigfett verabschiedet, die zwar 573.000 Euro kostet – aber so enorm viel Energie erzeugt, dass die Kläranlage völlig stromautark wird, kein Stromfresser mehr ist. Die Gemeinde spart so im Jahr knapp 80.000 Euro an Stromkosten. Nun entschloss sich der Rat auch noch, eine solare Schlammtrocknung für 800.000 Euro zu installieren. Und das Betriebsgebäude wird für 530.000 Euro erweitert und modernisiert. Das alles ergibt zunächst eine Gebührenerhöhung für die Hallbergmooser um 0,35 Euro je Kubikmeter Abwasser, „doch ich gehe fest davon aus, dass nach etwa vier Jahren die Gebühren deutlich sinken werden“, versprach Rathaus-Amtsleiter Herbert Kestler. Nach etwa fünf Jahren, so die Berechnung des Spezialisten Edmund Bund, hat sich die komplette technische Modernisierung in Höhe von 3,6 Millionen Euro amortisiert. „Und dann kann die Gemeinde jedes Jahr einen Gewinn von mindestens 130.000 Euro erzielen.“

Drei Wochen zur Methan-Gewinnung

In der neuen Co-Vergärung werden die getrockneten Feststoffe aus dem Kläranlagen-Abwasser (die bislang abgeholt und im Kraftwerk Zolling verbrannt werden) gemeinsam mit täglich einem Lastwagen voll kostenlos angelieferter Flüssigfette und weicher Speisereste aus der Gastronomie vergoren. Das dauert etwa drei Wochen, dann ist das Drittel organischer Anteil durchvergoren und zum Faulgas Methan umgesetzt. „Der Faulturm kann 2.500 Kubikmeter Fett aufnehmen, zusätzlich benötigen wir eine Annahmestation, Edelstahlbehälter, spezielle Pumpen und ein zusätzliches Stromaggregat, mehr Personal wird jedoch nicht benötigt“, so Bund.

Die Co-Vergärung ist ein kontinuierlicher Prozess, oben in den Turm werden der Schlamm und das Fett reingepumpt, unten das durchvergorene Material hinausgedrängt. Der Rest wird getrocknet mit der bei der Gärung entstehenden Überschusswärme sowie mit solarer Schlammtrocknungsmodulen. Die Sonnenenergie und mechanische Wender entziehen dem Gärrest 80 Prozent der Feuchtigkeit – übrig bleibt etwa ein Prozent der Ausgangsmenge. Dieses unbedenkliche, staubtrockene Pulver kann problemlos als Dünger auf die Felder ausgebracht werden oder eben zur Verbrennung nach Zolling“, erklärt Kurt Martin, Diplom-Ingenieur für Abwassertechnik. „Da wir sämtliche erzeugte Wärme selbst in der Kläranlage verbrauchen, gibt es für dreieinhalb Jahre weitere Fördergelder von rund 28.000 Euro im Jahr, zudem sparen wir rund 39.000 Euro an Betriebskosten jährlich ein“, rechnet Edmund Bund vor.

Langfristige Kostensenkung

Das Gewerbeaufsichtsamt hatte schon länger die Sanitäranlagen und Aufenthaltsräume in der Kläranlage moniert. Daher wird auf das alte Gebäude ein Stockwerk draufgesetzt, damit man getrennte Räume und Schränke für Arbeits- und Privatkleidung hat, Duschen, die von den Toiletten räumlich getrennt sind und auch sanitäre Einrichtungen für Frauen und Männer – das alles gibt es zurzeit nämlich nicht. Außerdem wird aus Sicherheitsgründen ein vierter Mitarbeiter in der Kläranlage angestellt. Kosten für die Umbauten: 528.000 Euro.

Insgesamt werden also 4,4 Millionen Euro in die neue Kläranlage investiert, und das wird natürlich auf die Abwassereinleiter umgelegt werden. „Im Moment verlangen wir eine Gebühr von 1,70 Euro je Kubikmeter, damit liegen wir im guten Mittelfeld, die Spanne in unserer Region reicht von 1,50 bis deutlich über 2 Euro“, sagt Matthias Klesy vom Bauamt der Gemeinde. Um 28 Cent wird die Abwassergebühr für 1.000 Liter steigen, das sind die Kosten für Faulturm mit Co-Vergärung und solarer Schlammtrocknung. Es kommen dann noch sieben Cent drauf für das moderne Betriebsgebäude.

Insgesamt wird der Abwasserpreis ab der Inbetriebnahme dann also bei 2,05 Euro je Kubikmeter liegen, eine stolze Steigerung der Kosten um über 20 Prozent. „Mit großer Wahrscheinlichkeit wird aber in vier Jahren, bei der nächsten Kalkulation, der Abwasserpreis aufgrund der Abschreibung und Amortisation wieder deutlich sinken“, so Herbert Kestler vom Rathaus. Dem pflichtete auch Umweltreferent Georg Schu (FW) bei, „wir erhalten eine hochmoderne Kläranlage, die mit Co-Vergärung und solarer Schlammtrocknung sehr viel Energie erzeugt, die wir verbrauchen, dafür transportieren wir nicht mehr 80 Prozent Wasser in unserem Klärschlamm. Auch die Co-Vergärung ist sicher, die Entsorgungsfirmen haben großes Interesse daran und verpflichten sich für fünf Jahre mit ihrer Belieferung, dann ist die Anlage schon amortisiert. Die Gebühren werden also wieder stark sinken.“ Vielleicht kann ja die jüngst beschlossene Ausschreibung einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der Schlammtrocknung diese Senkung zeitlich beschleunigen.

Artikel vom 01.08.2012
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