Landratsamt Erding stellt Energieatlas mit Potenzial regenerativer Energien vor

Erding · Biomasse, Solarthermie und Windkraftanlagen

„Besser wäre ein Klimaschutzprogramm“, findet Karl-Heinz Jobst. Foto: Privat

„Besser wäre ein Klimaschutzprogramm“, findet Karl-Heinz Jobst. Foto: Privat

Erding · Der Energieatlas für den Landkreis inklusive Potenzialanalyse zur Nutzung regenerativer Energien, speziell der Windkraft, ist nun erhältlich. 1.000 Stück der 188 Seiten dicken Broschüre sollen bei offiziellen Veranstaltungen ausliegen, können im Landratsamt aber auch kostenlos abgeholt werden. „Ein wichtiger Schritt in diesem Prozess ist der nun vorliegende Energieatlas für die 26 Städte, Märkte und Gemeinden.

Energieversorgung in Erding

Der Energieatlas bietet eine Übersicht darüber, wie viel Strom und Wärme innerhalb eines Jahres im Landkreis Erding verbraucht werden. Außerdem zeigt er auf, wie hoch der Anteil an bereits regenerativ erzeugter Energie derzeit ist. Und schließlich stellt der Energieatlas grundsätzliche Möglichkeiten für den Ausbau und die Nutzung von regenerativer Energie im Landkreis dar und erläutert, wie diese Energieerzeugung funktioniert“, so Landrat Martin Bayerstorfer. Völlig neue Worte, zumal von einem CSU-Mitglied, hörte man etwas später: Bayerstorfer und seine Partei wollen jetzt nämlich so schnell wie möglich Energie-Gesellschaften unter Einbindung der Bürger gründen. „Die sollen dann anstelle oder auch gemeinsam mit den schon bestehenden Stadtwerken über den künftigen Netzausbau entscheiden, Trassen für Stromleitungen festlegen und Standorte von regenerativen Energieerzeugern beeinflussen – und nicht mehr Großkonzerne.

Energiewettebwerb für Schulen

Außerdem stellte der Landrat einen Energiewettbewerb, die Schulen und öffentliche Gebäude des Landkreises betreffend, in Aussicht. Die Schüler und Mitarbeiter sollen selbst erarbeiten, welche Energie sie wie einsparen können, dazu soll es auch entsprechende Beratungsstellen geben. Stephan Schletter, der mit seinem Ingenieurbüro den Energieatlas erstellt hat, ging auf Details ein: „Die Daten des Energieatlas stammen aus der Zeit von Mai bis Oktober 2011. Leider gab es von den Kommunen und Energieproduzenten nur sehr wenig Rücklauf auf unsere Anfragen, daher haben wir das Potenzial der CO2-Einsparung nicht mit aufnehmen können, da fehlten uns die detaillierten Daten.“

Großes Einsparpotenzial beim Wärmeverbrauch

Die jährlich im Landkreis Erding verbrauchte Strommenge von 498.838 Megawattstunden wird laut Schletter komplett durch erneuerbare Energien erzeugt, zu 62 Prozent aus Wasserkraft, 26 Prozent kommen von Biomasseanlagen und elf Prozent von der Photovoltaik. Der Gesamtwärmeverbrauch des Landkreises lag bei 1.627 Gigawattstunden, 44 Prozent davon stammen aus Ölheizungen, 33 Prozent vom Gas und 17 Prozent entfallen auf regenerative Heizmethoden (Holz, Wärmepumpen). „Beim Wärmeverbrauch sehen wir ein Einsparpotenzial von 24 Prozent durch besser Dämmung und neuere Technik, beim Strom sind sogar Einsparungen von bis zu 45 Prozent möglich, vor allem bei den Landkreis-Gebäuden ist da sehr viel machbar durch moderne Beleuchtungen, optimierte Raumluft- und Kühlgeräte sowie die Änderung des Nutzungsverhaltens“, so Schletter.

Windkraftanlagen im Landkreis?

Das größte Potenzial bei der erneuerbaren Energie im Landkreis sieht Schletter bei Biomasse, Solarthermie und Windkraftanlagen, bei Wasser seien die Möglichkeiten hingegen ziemlich ausgereizt. Sehr ausführlich beschäftigt sich der Energieatlas in einem eigenen Teil mit der Möglichkeit von Windkraftanlagen im Landkreis. Hier gibt es aus Energiesicht die prinzipielle Möglichkeit von 186 Windrädern, allerdings muss noch die Verträglichkeit mit dem Fliegerhorst, dem Flughafen sowie der Großwetterstation Schnaupping detailliert abgeglichen werden.

„Besser wäre ein Klimaschutzprogramm“

Massive Kritik am Energieatlas und den Plänen des Landrats kamen von Kreisrat Karl-Heinz Jobst (ÖDP): „Besser als ein Energieatlas wäre ein Klimaschutzprogramm gewesen, denn hier fehlt die mögliche CO2--Einsparung völlig. Der Landkreis sollte endlich ein Klimakonzept erstellen, wie es viele andere schon haben. Auch die Freude über 100 Prozent regenerative Stromgewinnung ist falsch und irreführend, sie kommt nur aus der schon ewig existierenden Wasserkraft im Landkreis, sonst wurde doch nichts getan. Unser Ziel müssen 190 Prozent sein!“

Landrat Bayerstorfer antwortete Jobst gewohnt scharf: „Sie mit Ihrer Fraktion haben doch 100 Prozent erneuerbare Energie beim Strom in 20 bis 30 Jahren gefordert. Das aber haben wir schon lange erreicht – jetzt wollen Sie 190 Prozent. Klimakonzepte sind falsch auf Kreisebene, sondern müssen auf kommunaler und Gemeindebasis erarbeitet werden – wie es etwa Oberding, Eitting, Moosinning, Taufkirchen, Wörth oder die Stadt Erding schon getan haben!“

bb

Artikel vom 20.07.2012
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