Thomas Loderer – Erster Bürgermeister

Ottobrunn · Aus dem Rathaus

Ottobrunn · Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, geht nicht, gibt’s nicht. Ob Ludwig Bölkow diese Formulierung wörtlich so gebraucht hat, weiß ich nicht. Sicher spiegelt sie jedoch seine Einstellung und Grundüberzeugung gut wider. Am 30. Juni wäre der vor neun Jahren verstorbene Technikpionier (»Technosoph«) 100 Jahre alt geworden.

Ottobrunn hat dem gebürtigen Schweriner Bölkow viel zu verdanken. 1958 baute er am Rande unserer damals noch jungen Gemeinde ein Unternehmen auf, das in den folgenden Jahrzehnten in Scharen junge Ingenieure und Naturwissenschaftler anzog. Diese fanden hier nicht nur einen Arbeitsplatz, sondern auch eine Heimat. Hier wurden sie gefordert und gefördert. Ungeahnte Kreativitätspotenziale wurden entfesselt, unzählige Ideen brachen sich Bahn.

Einen Rahmen zu schaffen, der dafür sorgt, dass die Potenziale, die in einem Unternehmen und allgemein in der Gesellschaft schlummern, freigesetzt und produktiv genutzt werden, zählt zu den gewaltigsten Herausforderungen. »Wenn Siemens wüsste, was Siemens weiß«, lautet ein geflügeltes Wort, das diese Herausforderung am Beispiel des Münchner Global Players beschreibt. Um dieses Problem zu lösen, versuchen Unternehmen ständig, ihren Organisationsaufbau zu optimieren. Bölkow dagegen wusste von Anfang an, dass Organisation nicht alles war – ja, dass straffe Strukturen sogar hinderlich sein können. »Ein Unternehmen funktioniert nicht wegen, sondern trotz seiner Organisation«, sagte er einmal. Der Herausforderung, Kreativität und die Bereitschaft zu fördern, individuelles Wissen der Gemeinschaft zur Verfügung zu stellen, begegnete er auf seine Art: Führung durch Werte und Ziele. Begeisterungsfähigkeit (aktiv wie passiv), die Kraft, visionäre Ziele zu formulieren (»Fortschritt durch Innovation«) und konsequent zu verfolgen, Leidenschaft, Perfektionismus und Verantwortungsbewusstsein ließen so eine einzigartige Unternehmenskultur entstehen. Der »Geist von Ottobrunn« war geboren.

Anlässlich des Jubiläums kommen in dieser Ausgabe von »Mein Ottobrunn« ehemalige Mitarbeiter Bölkows zu Wort: Eveline Gottzein, die erste und anfangs einzige Ingenieurin bei Bölkow, Helmut Hopmann, vielen von Ihnen auch als Gründungsvorsitzender des Hospizkreises Ottobrunn bekannt, sowie Walter Kroy, ein langjähriger Assistent und enger Vertrauter Bölkows. Sie beschwören stellvertretend für viele ehemalige und aktuelle Beschäftigte den »Geist von Ottobrunn« und lassen ihn wieder auferstehen. Doch was heißt schon auferstehen? »Der Geist von Ottobrunn ist nicht tot zu kriegen«, sagt Gottzein, die neben einigen Vätern als einzige Mutter der Magnetschwebebahn gelten darf. Möge sie Recht behalten!

Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien einen schönen, erholsamen und entspannten Sommer!

Es grüßt Sie herzlich Ihr Thomas Loderer, Erster Bürgermeister

Artikel vom 18.07.2012
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