Erster Preis für Seminararbeit: Das Viertel im Wandel der Zeit

Schwabing ·Näher an Schwabing

Abiturient Julian Leberzammer hat für seine Seminararbeit über Schwabing den ersten Preis der Bürgerstiftung München bekommen. Foto: scy

Abiturient Julian Leberzammer hat für seine Seminararbeit über Schwabing den ersten Preis der Bürgerstiftung München bekommen. Foto: scy

Schwabing · In der beliebten TV-Serie »Monaco Franze«, fällt in einer Szene der Satz »Schwabing ist out«. Doch wer in Schwabing wohnt, der erlebt es anders. Im Grunde ist das legendäre Stadtviertel immer »in« und man ist immer auch »a bisserl« stolz, dort zu leben. Warum auch nicht? Auch Julian Leberzammer, bereits hier geboren und aufgewachsen, gehört zu denen, die sich in Schwabing so richtig wohl fühlen.

So überrascht es auch nicht, dass der Abiturient in seiner Seminararbeit das Viertel genauer unter die Lupe nahm. Unter dem Titel »Schwabing im Wandel der Zeit« verfasste er eine 24-seitige Analyse, die auch über die Schulmauern hinaus Anerkennung fand: Der 18-Jährige wurde dafür von der Bürgerstiftung München mit dem ersten Platz ausgezeichnet und erhielt ein Preisgeld in Höhe von 300 Euro. Die Verleihung fand Ende Juni durch Bürgermeister Hep Monatzeder im Rathaus statt. Damit vergab die Bürgerstiftung München bereits zum achten Mal Preise für Seminararbeiten von Münchner Gymnasiasten, die sich mit Aspekten der Nachhaltigkeit in München beschäftigt haben.

»Natürlich hat mich das gefreut, keine Frage«, so der Schüler des Luitpold-Gymnasiums. »Es ist schön, wenn Engagement gewürdigt wird.« Was auch die Schule tat: Für die Seminararbeit gab es mit 15 Punkten die volle Punktzahl. Zwei Wochen Schreibarbeit, knapp zwei Monate Recherche in verschiedenen Bibliotheken und im Stadtarchiv und Interviews mit Schwabinger Urgewächsen wie Werner Lederer-Piloty und Wolfang Ettlich – so in etwa war Julians Programm. »Für mich ist Schwabing während meiner Recherchen noch ein Stückchen näher gekommen«, verrät Leberzammer. »Ich gucke mir die Gebäude, an denen ich vorbei gehe, jetzt anders an, viel genauer, weil ich nun mehr darüber weiß.« Besonders begeistert ihn der Viereckhof aus dem 13. Jahrhundert, der fast am Ende der Feilitzschstraße, hin zum Englischen Garten liegt. Und auch der Nikolaiplatz mit seinen Gründerzeitbauten, »eine Erinnerung an vergangene Zeiten, mit einem ganz besonderen Flair« und die Haimhauser Grundschule, Schwabings erste Grundschule überhaupt und auch die, die Julian besucht hat. Ebenso ein pittoreskes Kleinod ist das Schlösschen Suresnes an der Werneckstraße, im Jahr 1717 erbaut, man geht oft einfach dran vorbei, weil es hinter hohen Mauern versteckt ist. »Schwabing ist mehr als ein Stadtteil, es ist ein Lebensgefühl«, sagt Leberzammer.

Besonders der dörfliche Charakter gefalle ihm im Viertel, die noch existierenden Handwerksbetriebe und die kleinen Lebensmittelgeschäfte. Und natürlich, das Highlight für jeden Schwabinger, der Englische Garten, ist auch eines für Leberzammer. Hier spielt er leidenschaftlich gerne Fußball. Und weil Sport ohnehin sein Ding ist, geht er zum Skifahren in die Alpen und ist seit Jahren in einer Feldhockey-Mannschaft aktiv. Zum Ausgleich gibt es tägliches Zeitungslesen: »Wir jungen Leute haben nicht mehr die Politikverdrossenheit, die uns nachgesagt wird.« Und wissenschaftliche Lektüre, »auch so ein Hobby«, kein Wunder, im Oktober soll es mit dem Medizinstudium losgehen.

Ein Blick in Julians Seminararbeit offenbart jede Menge Fakten über Schwabing, die es zu wissen lohnt. Etwa, dass die Münchner Freiheit im Dritten Reich Danziger Freiheit hieß. Dass Schwabing einst ein eigenständiges Dorf war, erstmals erwähnt im achten Jahrhundert. Dass es im Jahr 1887 gut 12.000 Einwohner zählte und damit zur Stadt erhoben – und drei Jahre später nach München eingemeindet wurde. Widerwillig, denn eigentlich wollte man selbstständig bleiben. Doch man war gleichzeitig auf Gelder angewiesen, zu diesem Zeitpunkt war Schwabing stark verschuldet. Nachzulesen ist auch, dass auf dem Stadtwappen Schwabings zwölf goldene Ähren abgebildet sind – ein Hinweis auf die einst starke landwirtschaftliche Ausrichtung. Interessant auch: Schwabing war noch vor München und Berlin elektrisch beleuchtet, nämlich anno 1888. Dass früher die Künstler gerne hier lebten, weil die Mieten so billig waren, das, leider, ist nicht mehr so. Trotzdem, sie gehören auch heute noch zum typischen Schwabing-Flair, und das soll weiterhin so bleiben. Der Mythos darf nicht untergehen. »So viele Leute kümmern sich darum, das Schwabinger Lebensgefühl zu erhalten, und das ist gut so«, freut sich Leberzammer.

Neben dem Schwabinger Abiturienten gehört zu den weiteren Preisträgern Khoi Anh Dang, ebenfalls vom Luitpold-Gymnasium. Im Fach Geographie schrieb er zum Thema »Entwicklung und Zukunft der Münchner Straßenbahn« und schaffte damit den mit 200 Euro dotierten zweiten Platz. Die Dritte im Bunde, mit einem Preisgeld in Höhe von 100 Euro, ist Martina Levak vom Rupprecht-Gymnasium. Ihr Thema: »Gemeinnützige Projekte in München – am Beispiel von ›Ghettokids‹ unter der besonderen Berücksichtigung der ›Salon‹-Idee.« Die Bürgerstiftung München, die die Preise vergibt, ist eine Initiative von Münchner Bürgern und besteht als rechtsfähige Stiftung seit Februar 2000.

Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 17.07.2012
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