Erdls letztes Konzert mit Garchinger Sinfonieorchester

Garching · Berühren der Seele gelungen

Erdl: Ein »Großer« seines Fachs verabschiedet sich: Florian Erdls letztes Konzert mit den Garchinger Sinfonikern. Foto: bb

Erdl: Ein »Großer« seines Fachs verabschiedet sich: Florian Erdls letztes Konzert mit den Garchinger Sinfonikern. Foto: bb

Garching · Am vergangenen Mittwoch verabschiedete sich Florian Erdl als Dirigent des Garchinger Sinfonie-Orchesters mit einem wahren Paukenschlag, dem übrigens tatsächlich der letzte Ton gehörte. Die Wahl der Stücke für sein Abschiedskonzert mit Berg, Rachmaninoff und Schostakowitsch bewies, was er »seinem« Orchester zu Recht zutraute. Die Stille nach dem letzten Ton zeigte, wie gebannt die Zuhörer von der Aufführung waren, der tosende Applaus und die Zurufe im Anschluss drückten das Bedauern aus, einen großen Künstler an die Oper Graz zu verlieren.

Wer hinter dem »Reigen« von Alban Berg ein fröhliches Tanzstück vermutete wurde enttäuscht, erst allmählich formiert sich aus einer Geräuschmasse im Laufe des Stücks auch Musik. Den Musikern gelang es, sowohl die Walzer- und Ländlerfetzen als auch die voluminöse Klangfläche des Stückes zu vermitteln. Russisch ging es in den restlichen Konzertabend.

Die Pianistin Kristina Miller-Koeckert war erst wenige Tage zuvor für die angekündigte Valentina Babor eingesprungen, schon bei den ersten acht Glockenschlägen gleichen Akkorden des 2. Klavierkonzerts in c-moll von Sergej Rachmaninow war zu spüren, Miller-Koeckert hat ein Gespür für die russische Seele. Zudem harmonierten Orchester und Solistin, die im ersten Satz vom Klavier vorgebebene schwermütige Melodie wurde mühelos von den Celli und den Streichern aufgenommen und weitergesponnen, Klarinette, Querflöte und Hörner setzten mit ihren Soloparts wunderschöne Akzente, was vor allem im zweiten Satz, als Querflöte und Klarinette in den ersten Takten das Thema beginnen und erst später das Klavier die führende Rolle übernimmt, hervorragend gelang. Im dritten Satz nahm Erdl sehr einfühlend sein Orchester zurück, damit Miller-Koeckert mit außergewöhnlichen Läufen brillieren konnte.

Den Abschluss bildet die leidenschaftliche Sinfonie Nr. 5 d-moll von Dimitri Schostakowitsch, die er selbst als »schöpferische Antwort eines Sowjetkünstlers auf gerechte Kritik« bezeichnet. Die Schlusstakte im vierten Satz mit ihrem triumphalen Charakter bildeten einen hervorragenden Abschluss von Erdls Karriere in Garching.

Artikel vom 17.07.2012
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