Christopher Street Day: Frank(a) sorgt für gute Stimmung

München/Milbertshofen · „Freilich, darf da jeder hingehen!“

Franka im Mai auf der Parade in Gran Canaria. Foto: Privat

Franka im Mai auf der Parade in Gran Canaria. Foto: Privat

München/Milbertshofen · Die Show beginnt schon in der U-Bahn zum Marienplatz, wenn Frank Kipfelsberger als Franka für gute Laune im Abteil sorgt. Der Milbertshofener ist mit seinen originellen Kostümen jedes Jahr bei der Politparade beim Münchner Christopher Street Day (CSD) rund um den Marienplatz (heuer am Samstag, 14. Juli) eines der unübersehbaren Highlights.

Dieses Jahr umso mehr, wenn er als silberner Paradiesvogel auftreten will. Und wer Franka schon mal erlebt hat, ob 2011 als Blumenvase, als Volksfestkarussell, Kaktus, Maibaum, „Restposten“ oder „Fünf vor Zwölf“, der weiß, dass dafür nicht ein paar bunte Federn genügen. Nein, da sind Verständnis für Statik, Geschick an der Nähmaschine und voller Einsatz der Heißklebepistole gefragt. Und jedes Jahr eine neue witzige Idee, oft aus ganz banalen Alltagsgegenständen und mit Make-up, Schmuck, Perücke, Schuhe und Täschchen perfekt gestylt umgesetzt. Die dann beim CSD groß rauskommt. Größe ist wichtig: „Denn das muss auf der Straße wirken“, sagt Frank, der im bürgerlichen Alltag als Friseur arbeitet. Und sich zu besonderen Gelegenheiten in eine „Drag-Queen“ (drag= dressed like a girl, angezogen wie ein Mädchen, die Red.), verwandelt, in schriller Frauenkleidung, stark überschminkt, aber immer „elegant, nie vulgär“, da legt Franka Wert drauf und dafür bekäme er immer wieder Komplimente.

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Viel Zeit und einiges Geld gehe für sein Hobby drauf, sagt er. „Ich bastel fast in meiner ganzen Freizeit an den Kostümen und mache alles selbst“, erzählt er. An seinem aktuellen für den CSD sitzt er seit März, aber am Ende winkt der Lohn: Star für einen Tag und haufenweise Glücksgefühle: „Für ein paar Stunden schlüpfe ich in eine andere Rolle und stehe voll im Mittelpunkt – das genieße ich total“. Dabei ist der CSD für ihn mehr als eine schrill-bunte, geschlossene Veranstaltung einer Minderheit: „Wir feiern unseren Befreiungstag, gegen Diskriminierung, wir wollen an diesem Tag die Vielfalt der homosexuellen Szene darstellen: Von der lesbischen Motorradfahrergruppe über die Schwuhplattler bis zu politischen Gruppen wie die schwulen Väter und Mütter. Wir wollen Gesicht zeigen.“ Franks Kunden fragen ihn oft: „Kann und darf denn da jeder hingehen?“ Dann sag ich: Ja freilich! Wenn wir unter uns bleiben wollen, dann würden wir doch nicht mitten am Marienplatz feiern! Es gibt auch einen großen Biergarten.“ Und ein zweitägiges Musik- und Showprogramm auf dem Marienplatz am Samstag und Sonntag, 14./15. Juli, bei dem unter anderem die Opern- und Musicalkönigin Anna Maria Kaufmann weltweit zum ersten Mal bei einem CSD auftritt.

Für große Oper sorgt auch Frank mit seinen Kostümkunstwerken – nicht nur in München: vor Kurzem nahm er an der Parade in Gran Canaria teil, diesen Samstag ist er bei der alle vier Jahre stattfindenden World Pride in London, und auch bei diversen Christopher Street Days in Wien, Köln oder Stuttgart gehört er jedes Jahr mit zum festen Repertoire. Wie lang er das macht und wie alles angefangen hat, kann er nicht genau sagen. Vielleicht mit dem Rotkäppchen-Kostüm, das er als Achtjähriger im Fasching getragen hat, wie er sich erinnert. Das habe aber keinen sonderlich verwundert, daheim im 400-Seelen-Dorf östlich von Ingolstadt: „Ich war irgendwie anders als meine zwei Brüder und hab als Kind mehr mit meinen Schwestern gespielt. Und mich immer schon gern verkleidet.“ Mit 18 Jahren zog er dann nach München, wo er seit über 30 Jahren lebt.

Mehr als 150 Kostüme hat er jedenfalls in seinem Fundus. Ob Frank oder Franka, bisher habe er jedenfalls immer nur positive Reaktionen erlebt, in der Nachbarschaft, in der Familie oder bei der Parade selbst. Die Zuschauer seien stets begeistert, klatschen und zücken ihre Kameras. Auch verschleierte Frauen aus den arabischen Staaten wollen sich gern mit Franka fotografieren lassen, stellt er immer wieder fest. Nur gut ausschauen reicht übrigens nicht für die CSD-Parade, die am Samstag, 14. Juli, 12 Uhr, vom Marienplatz startet und über Marienhof, Promenadeplatz, Stachus, zum Sendlinger Tor, zur Müllerstraße und weiter über die Corneliusstraße, Gärtnerplatz, Reichenbachplatz sowie Isartor zum Tal und schließlich über den Viktualienmarkt führt. Auch Kondition ist gefragt, bei fünf bis sechs Kilometern auf Plateauschuhen und sieben, acht Kilo Kostümgewicht. Ein spezielles Fitnesstraining absolviert Frank Kipfelsberger dafür nicht, aber eine Art CSD-Diät: Um in seinen Kleidern eine möglichst gute Figur ohne Bauch zu machen, heißt es vor dem großen Auftritt: Keine Kohlehydrate wie Brot oder Nudeln mehr! Wie bei den echten Stars halt... Von Michaela Schmid

Artikel vom 05.07.2012
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