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Hoamat Bayern: Die Kolumne von Markus Wasmeier
München/Schliersee · Wei’ß wurscht is...
Beim monatlichen Weißwurstfrühstück im Wasmeier Museum zeigt ein Metzger das Handwerk des Wurstmachens, bevor die Wurst ins Wasser kommt. F.: Wasmeier Museum
München · „Du Königin im Wurstrevier, du schön gekurvte Tellerzier, lass Dir den weißen Hermelin von Deinen zarten Schultern ziehn“, so lautet Herbert Schneiders Ode an die Weißwurst. Sie wird dieses Jahr 155 Jahre alt – unsere Weißwurscht.
- Markus Wasmeier-Kolumne: Hoamat Bayern
Das sieht man ihr Gott sei Dank nicht an. Sie ist nicht einfach irgendein bayrisches Nahrungsmittel. Nein, sie ist unser bayerisches Grundnahrungsmittel schlechthin. Selten kommt sie alleine auf den Teller, meist lässt sie sich von einer wunderbar reschen, gut gesalzenen Brezen und einem malerischen Fleckerl süßem Senf begleiten. Und diesen unbeschreiblichen Genuss haben wir dem Sepp Moser zu verdanken. Es gibt zwar keinen eindeutigen Beweis, dass er wirklich der Erfinder der Weißwurscht ist, weil es sie angeblich schon vorher gab, aber diese Geschichte ist einfach die schönste und deshalb wollen wir sie glauben.
Der Legende nach sind ihm am Faschingssonntag im Jahre 1857 im Gasthaus „Zum Ewigen Licht“ am Münchner Marienplatz die Schafsdärme für die Kalbsbratwürstel ausgegangen, während die Gäste schon mit knurrendem Magen darauf gewartet haben. Der Lehrling hat aber dann in der Eile Schweinedärme gebracht. Diese sind wesentlich zäher und eigentlich zu groß für Bratwürste, aber in der Not... Also hat der Sepp sein Brat in die Schweinedärme gefüllt, sich aber dann nicht getraut diese zu braten und hat sie statt dessen in heißem Wasser gebrüht. Diese „Fehlkonstruktion“ hat die Gäste so beeindruckt, dass diese weiße Wurst ab sofort die Wurst der Münchner, respektive die des Bayernlandes war. Schriftlich festgehalten wurde das Rezept aber erst in einem Münchner Kochbuch im Jahre 1893 – da war dann auch schon Petersilie mit drin, welche bei der „Erfindung“ noch fehlte.
Diese pralle Schönheit ist nicht nur Kult bei uns in Bayern, sondern sie ist mittlerweile weltweit unterwegs. Man trifft sie in Orten, an denen wir uns gar nicht vorstellen können, dass die Weißwurscht auch nur im Ansatz bekannt sein könnte. In Südafrika und Japan zum Beispiel – dort gibt es sogar eine Bedienungsanleitung zum „unfallfreien“ Verzehr! Die Breze und der süße Senf sind auf der Reise wohl irgendwie hängen geblieben und so kann es schon sein, dass Sie mit ansehen müssen wie die Wurst gegrillt mit Sauerkraut oder Glasnudeln und Ketchup verzehrt wird. Ja mei, wem‘s schmeckt! Als Weißwurscht bezeichnen wir Bayern übrigens nicht nur die zum Verzehr gedachten Würstel. Oft sind das für uns auch von der Sonne wenig verwöhnte Mitmenschen oder Beine, die in weiße Leggings „neibaazt“ wurden.
So verschieden die Zubereitung und der Verzehr auch immer sein mögen, weltweit wissen aber alle: Diese Wurscht kommt aus Bayern. Und da gefällt mir eine Bezeichnung besonders gut: Die Weißwurst ist Sympathieträgerin und Botschafterin und Ausdruck bayerischer Lebensfreude und Kultur. Und ich zitiere gerne aus einem der vielen Lieder über unsere Wurst: „Wenn ich in den Himmel komm, ja dann frag ich den Petrus fromm: Gibt’s da Weißwürscht? Und der Petrus, der lacht: Die sind hier bei uns ganz kesselfrisch gmacht...“ Und damit diese bayrische Ernährungskultur auf Erden nicht in Vergessenheit gerät, machen wir, hier im Museum, jeden ersten Sonntag im Monat – also morgen wieder – ein Weißwurstfrühstück, bei dem Ihnen unser Metzger das Handwerk des Wurstmachens präsentiert und Sie die Kesselfrische schmecken können.
Und mir ist es im wahrsten Sinne des Wortes wurscht, wie Sie Ihre Weißwurscht essen, ob Sie sie zuzeln, ihr die Haut abziehen und dann Stück für Stück genießen, oder ob sie sie mit „Haut und Haar“ im Ganzen verspeisen. Hauptsache, Sie geben Ihren Senf dazu, schnappen sich eine Brezn und ein selbst gebrautes Museumsbräu und lassen es sich hoffentlich unter weiß-blauem Himmel schmecken! Für die passende Stimmung dazu sorgt die Oberland Ziachmusi. Schaun‘s, jetzt brauchen´s heute gar nix für´s morgige Frühstück einkaufen, weil Sie ja sowieso zu mir kommen! Bei so einem typisch bayrischen Sonntagsfrühstück ist doch unsere Welt noch in Ordnung, oder?
Ich freu mich auf Sie!
Ihr Markus Wasmeier
Dorf-Festspielwochen 2012
Freilichttheater im Freilichtmuseum:
„Jennerwein – Bluat vo da
Gams“
Vom 22. Juni bis 15. Juli 2012
im Markus Wasmeier
Freilichtmuseum
Eintrittskarten unter www.dorffestspielwochen.de
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