Hallbergmoos will trotz vieler Widerstände um seinen Badeweiher kämpfen

Hallbergmoos · Räte bleiben hartnäckig

An Standort 1 müsste man nicht bei Null anfangen, hier wurde bereits auf einer passend großen Fläche Kies ausgebaggert.	Foto: bb

An Standort 1 müsste man nicht bei Null anfangen, hier wurde bereits auf einer passend großen Fläche Kies ausgebaggert. Foto: bb

Hallbergmoos · Die Gemeinde nahm im Dezember 2011 den seit Jahren von der Bevölkerung geforderten Badeweiher näher unter die Lupe und stellte drei mögliche Standorte zwischen der FS 44 beim Brand-stadl und den Isarauen vor.

Jetzt wurden die Stellungnahmen von Bürgern und Behörden zu den ersten Entwürfen vorgestellt. Alle lehnen die drei Alternativen ab – jeder allerdings eine andere und aus unterschiedlichen Gründen. Daher wird die Gemeinde an ihren Plänen festhalten und versuchen, die Einwände zu entkräften.

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Seit Jahrzehnten haben Umfragen in Hallbergmoos – egal ob unter Jugendlichen, Kindern, Erwachsenen oder Senioren – ein gemeinsames Ergebnis, was in der Gemeinde fehlt: ein Badeweiher. Im Dezember fasste man endlich drei konkrete Standorte für etwa 2.000 Badegäste plus sanitäre Anlagen, Umkleide- und Parkmöglichkeiten ins Auge: im Bereich der Isarauen, wo es viele geeignete Grundstücke mit sehr viel Kies gibt. Standort 1 wird gerade ausgekiest und würde dann nicht wieder verfüllt. Die Wasserfläche wäre 55.000 m2 groß, das gesamte Areal mit Wald und Rasen 72.900 m2. Standort 2 liegt ebenfalls im Kiesabbaugebiet, wurde aber bisher noch nicht ausgehoben, auch hier würde das Gesamtareal 72.900 m2, die Wasserfläche rund 57.500 m2 groß sein. Der dritte Standort – Favorit für Bürgermeister Klaus Stallmeister – liegt außerhalb des Kiesabbaugebiets nördlich der Brand-stadl-Brücke, die Gesamtfläche würde hier 93.000 m2, die Wasserfläche rund 78.000m2 groß sein – allerdings führt quer durch diesen Alternativstandort im Moment eine Gasleitung, die dann verlegt werden müsste.

Nun wurden die Standortbewertungen der Träger öffentlicher Belange sowie von Bürgern vorgestellt, die sehr unterschiedlich ausfielen – insgesamt aber alle drei Standorte ablehnen. Ein Bürger vertrat die Ansicht, es gebe im direkten Umfeld von Hallbergmoos bereits »eine ausreichende Versorgung an Bademöglichkeiten«, zudem befürchtet er ein starkes Müllaufkommen und sieht Probleme mit dem nahen S-Bahn-Gleiskörper. Die Eigentümerin eines angrenzenden Grundstücks in der Grünecker Straße setzt sich für den Erhalt der Natur und des angrenzenden Biotops ein und lehnt daher den See ab. Die Regierung von Oberbayern lehnt Vorschläge 1 und 2 wegen der »Sicherung der Bodenschätze« und der nachfolgenden Biotopentwicklung ab, befürwortet aber Standort 3, sofern ein »ausreichender Pufferstreifen zum Auwald und Grünzug Isartal« angelegt wird.

Die Deutsche Bahn lehnt die Mitbenutzung des Park&Ride-Parkplatzes kategorisch ab. Das Landwirtschaftsministerium ist strikt gegen Standort 3, diese »zusammenhänge landwirtschaftlich genutzte Fläche sollte auch weiter so genutzt werden«. Das Wasserwirtschaftsamt lehnt Standorte 1 und 2 ab, weil sie im Überschwemmungsgebiet der Isar wären, zudem soll der »Hochwasserschutzdeich an die Auwaldgrenze zurückverlegt werden«, das sei dann nicht mehr möglich. Der Flughafen hat gegen keine der drei Alternativen Einwände, »sofern nichts gebaut würde, das höher liegt als 544 Meter«, (das wäre ein 84 Meter hoher Turm). Die Untere Jagdbehörde lehnt alle drei Standorte ab, weil es durch den Verkehr zu »einer Beunruhigung des Rotwildes« komme.

Auf Höhe des Vorschlags 3 befinde sich ein »Rotwildaustritt«. Der Ausschuss für die Verhütung von Vogelschlag im Luftverkehr bevorzugt Vorschläge 1 und 2, wenn die Wasserflächen aber nicht zu groß und nicht zu attraktiv für »flugsicherheitsrelevante Vogelarten« sei, habe man keine Einwände. Die »gravierendste Stellungnahme«, so der stellvertretende Bürgermeister Josef Niedermair, machte die Untere Naturschutzbehörde. Sie verweist darauf, dass nach dem Kiesabbau eine Rekultivierung der Flächen vorgesehen sei. Als Rekultivierungsziel sei die Aufforstung es Auwalds vorgesehen. Ein solches Biotop, so die Behörde im Landratsamt Freising, sei aufgrund der Nachbarschaft zu den Isarauen »besonders bedeutungsvoll und lässt sich mit der Gestaltung eines Badeweihers nicht vereinbaren«.

Parkplätze, Sanitäranlagen und Verkehrswege seien weitere Beeinträchtigungen für das Landschaftsschutzgebiet. Aus Sicht dieser Behörde könne »das naturschutzrechtliche Einvernehmen deshalb nicht in Aussicht gestellt werden«. Eventuell sei Variante 3 denkbar, aber nur wenn ein erforderliches Raumordnungsverfahren zu einem positiven Ergebnis komme und ein landschaftspflegerischer Begleitplan erarbeitet werde.

»Da habe ich ja gar kein Verständnis dafür, wenn das Landratsamt oder eine andere Behörde den Schutz des Flughafens oder von Wäldern und Wiesen über den Schutz der Menschen stellt«, ärgerte sich Karl-Heinz Bergmeier (SPD). Rudi Zeilhofer (CSU) konnte nur lachen über einige Argumente: »Die haben doch den Isardamm gerade für viele Millionen neu saniert – jetzt wollen die unseren Badeweiher mit der Begründung ablehnen, weil sie den Damm verlegen wollen? Da dürfen wir uns nicht abblocken lasen.« Auch Rathaus-Leiter Herbert Kestler konnte sich nur wundern: »Jahrelang wurden unser Wünsche wegen des Vogelschlags abgelehnt – und jetzt ist das plötzlich gar kein Thema mehr! Dafür sollen wir Naturschutz betreiben, wo Hunderte Hektar für den Flughafen zubetoniert werden sollen. Wen schützen diese Behörden eigentlich?« Nun sollen rasch Gespräche mit den diversen Ämtern gesucht und die Einwände ausgeräumt werden. bb

Artikel vom 26.06.2012
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