Hallbergmoos prüft Standorte in Zusammenarbeit mit den SWM

Hallbergmoos · Windkraftanlagen würden Sinn ergeben

Zwei WKA würden Hallbergmoos energieautark machen, technisch Sinn würden vier bis fünf machen. Foto: bb

Zwei WKA würden Hallbergmoos energieautark machen, technisch Sinn würden vier bis fünf machen. Foto: bb

Hallbergmoos · Vor sechs Wochen präsentierten sich erstmals die Stadtwerke München (SWM) als interessierter Investor für eine oder mehrere Windkraftanlagen (WKA) in Hallbergmoos. Damals lagen dem Münchner Kommunalunternehmen aber anscheinend die Ergebnisse der Windmessungen der Gemeinde nicht vor. Diese wurden nun ausgewertet mit dem Ergebnis: Windkraft lohnt sich in Hallbergmoos! Vier bis fünf Windräder sind möglich – wie wirtschaftlich das allerdings wird, hängt noch von den Standortfaktoren ab: Mieten, Zufahrts- und Stromtrassen.

Barbara Huber von den SWM stellte die für die Gemeinde kostenlose Standortanalyse vor: Demnach eignen sich die Flächen im Gemeindesüden als »normale Schwachwindstandorte, die aus der Hauptwindrichtung gut angeströmt werden« prinzipiell als Standorte für vier bis fünf Windräder. »Da haben wir alle möglichen Faktoren untersucht: Windmenge, Nähe zur Wohnbebauung und Flughafen, Schattenwurf, Freigaben durch die Flugsicherung von Flughafen und Bundeswehr, Erschließbarkeit und Naturschutz. Unter all diesen Aspekten machen Windkraftanlagen in Hallbergmoos aus unserer Sicht sehr wohl Sinn.«, so Huber.

Nachbarn sollen als Vorbild dienen

Stefan Kronner (SPD) verwies erneut auf die Vorschläge seiner Fraktion, Biogas und Photovoltaik weiter auszubauen, »aber da geht ja nichts vorwärts! Ebenso haben wir doch kein echtes Konzept bei der Windkraft. Unsere Nachfragen in Ismaning ergaben, dass die sich bei der Geothermie engagieren, sich bei anderen WKA in Deutschland und Österreich beteiligen, aber selbst nichts planen. Das sollte unser Vorbild sein. Am besten gemeinsam mit Moosinning und Ismaning.« Dem widersprach Bürgermeister Stallmeister entschieden: »Wir haben schon sehr lange intensive Gespräche mit den beiden Gemeinden zur Zusammenarbeit. Außerdem weiß ich ganz sicher, dass Ismaning eigene Windräder konkret plant.«

Schlechtes Geschäft oder gute Zusammenarbeit?

Für Dr. Marcus Mey (CSU) wenden die Stadtwerke das typische St. Florians-Prinzip an: »Die wollen auf unserem Gebiet Windräder bauen für ihren Strom, wir haben nichts davon, außer ein bisschen Gewerbesteuer.« Dr. Bernhard Boeck vom »Corporate Strategy & Management Department« der SWM unterstrich, dass man keineswegs das Münchner Umland als »Stromzapfsäule« missbrauchen wolle, »sondern wir streben eine Partnerschaft auf Augenhöhe bei vollkommener Transparenz über Kosten und Ertragslage mit der Kommune an. Wo der Strom erzeugt wird, ist doch egal, er fließt doch in ein großes gemeinsames Netz ein. Hallbergmoos könnte sogar 51 Prozent der Anteile und damit des Gewinns erhalten – nur den Geschäftsführer stellen wir, weil wir da wohl auch mehr technische Kompetenz haben.«

Mey und Kronner drängten Boeck auf eine Antwort, ob die Anlagen in Hallergmoos wirtschaftlich zu betreiben sind. »Sie können ganz sicher sein, dass wir in Nichts investieren – und hier geht es ja um viele Millionen – was wir wirtschaftlich als unsicher betrachten. Aus unserer heutigen Sicht erscheinen die Windräder in Hallbergmoos als technisch und wirtschaftlich sinnvoll – aber wir haben noch keine Verhandlungen geführt über Pachten, Wege und Trassen, wissen noch nicht, wie viele Besitzer es aktuell gibt. Erst dann können wir endgültig ja sagen. Was wir allerdings vorher wollen, das ist das Ja der Gemeinde! Wir bauen die Anlage im positiven Fall auch komplett auf unsere Kosten, das kostet Hallbergmoos nichts. Nur wir brauchen verlässliche Partner«, sagte Boeck. Die Gemeinde könne bis zu 70 Prozent die Gewerbesteuern für die WKA erhalten, das Ganze wäre dann zu 100 Prozent ein kommunales Projekt mit den Partnern SWM und Gemeinde. »Eventuell können auch Bürger daran beteiligt werden, ungern Genossenschaften, die sind zu unübersichtlich und kommen zu keinen Entscheidungen«, so Boeck.

Heinrich Lemer (FW) appellierte an seine Kollegen im Rat, die bislang gegen Windkraft gestimmt hätten, sich umstimmen zu lassen. »Nur zwei bis drei WKA machen Hallbergmoos energieautark.« Sebastian Hausler (CSU) meinte vor allem seine Fraktion beim Werben für die Windenergie. »Die Bundesregierung will Windkraft, die Staatsregierung auch, die SWM bieten eine kostenlose Untersuchung an, unser vorgesehenes Gelände ist schon gut erschlossen. Wir wollen doch alle weg von Öl und Atom, da können wir in Hallbergmoos doch nicht gegen die umweltfreundliche Energie Wind stimmen! Wir sollten eher mit Ismaning gemeinsam über mehrere Anlagen nachdenken.«

Letztlich entschied der Gemeinderat bei vier Gegenstimmen, dass die SWM nun prüfen, welcher der vier Standorte genehmigungsfähig ist. Zugleich will die Gemeinde konkrete Gespräche mit Ismaning und Moosinning bezüglich Kooperationen aufnehmen, aber auch um deren Planungsabsichten zu ermitteln.

bb

Artikel vom 14.06.2012
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