Grüne zu Vaterstettener Schulen: lieber klein als Massenbetrieb

Vaterstetten · Filetstücke sichern

Die Grünen Melanie Kirchlechner, Christopher Schulze und Renate Glier (v.l.) hatten auf mehr Interesse an der Schulentwicklung Vaterstettens gehofft. 	ka

Die Grünen Melanie Kirchlechner, Christopher Schulze und Renate Glier (v.l.) hatten auf mehr Interesse an der Schulentwicklung Vaterstettens gehofft. ka

Vaterstetten · Lieber eine kleine Schule im Zentrum als eine große auf der grünen Wiese: Dieser Standpunkt der Grünen in Vaterstetten wurde auf deren jüngster Diskussionsrunde deutlich. Unter dem Motto »Schulsanierung oder Neubau?« hatten die Grünen im Mai zur Infoveranstaltung und Diskussion über die am 25. Juli im Gemeinderat anstehende Grundsatzentscheidung zur Zukunft Vaterstettener Schulen eingeladen.

Die Grundschule an der Wendelsteinstraße, die Grundschule an der Gluckstraße und die Mittelschule an der Johann-Strauß-Straße sind sehr stark sanierungsbedürftig. Von der Gemeinde beauftragte Gutachter waren kürzlich zu dem Schluss gekommen, dass ein gemeinsamer Neubau aller drei Schulen direkt neben dem Sportzentrum wesentlich wirtschaftlicher wäre als eine Sanierung der aus den 50er und 70er Jahren stammenden Schulen. Ausgangslage für diese Rechnung war, dass die nach Abriss der Schulen freiwerdenden Grundstücke verkauft würden und der Freistaat den Neubau auf der grünen Wiese mit seinen 26 Klassen samt Mensa und Dreifachturnhalle bezuschusse. Nach dieser Rechnung würde der 28 Millionen teure Bau unterm Strich nichts kosten. Die Sanierung der drei Schulen hingegen kalkulierten die Planer selbst unter der Berücksichtigung von Zuschüssen noch mit rund 20 Millionen Euro.

»Es gibt jetzt zwei Planfälle«, erklärte Grünen-Fraktionssprecher Axel Weingärtner einer Handvoll Besucher bei der Infoveranstaltung. Planfall eins sehe vor, die Grund- und Mittelschule an der Gluckstraße durch einen Neubau auf dem Sport- und Freizeitgelände zu ersetzen und die Grundschule an der Wendelsteinstraße zu sanieren und zu erweitern. Planfall zwei sehe den Abbruch auch der Wendelsteinschule vor und damit den Neubau einer Schule mit 26 Klassen. Im Gegensatz zur fraktionsübergreifenden Mehrheit des Gemeinderats bevorzugen die Vaterstettener Grünen Planfall eins. »Planfall zwei sieht besser aus, aber man kann den Standort einer Grundschule nicht nur wirtschaftlich betrachten«, meinte Weingärtner. Der Religionslehrer sprach sich »für eine kleine Schule mit Wohlfühlcharakter« aus. Darüber hinaus habe die Schule an der Wendelsteinstraße, zudem Domizil der Volkshochschule und der Musikschule, auch eine Magnetwirkung für das Ortszentrum und seine Geschäfte. Würde die Gemeinde das Schulgrundstück verkaufen, verliere sie zugleich ihre Filetstücke. Einsparmöglichkeiten sehen die Grünen zudem durch eine geschickte, Umzugskosten sparende Logistik bei Sanierung und Neubau. Zu guter Letzt liegen ihnen auch die kurzen Schulwege der Kinder am Herzen. Diese Argumente stießen bei den wenigen Anwesenden durchaus auf Verständnis. »Das Persönliche fällt bei so einem Massenbetrieb dann weg«, bedauerte eine Zuhörerin. Dabei liege der Charme Vaterstettens gerade im dörflichen Charakter vor den Toren der Großstadt.

Das »Tafelsilber nicht veräußern«

Eine andere Bürgerin warnte vor der »Veräußerung des gemeindlichen Tafelsilbers«, wenn der Grund der Wendelsteinschule verkauft würde. Eine gewisse Skepsis herrschte auch in Hinsicht auf die Verlängerung der Schulwege, die allerdings durch eine partielle Änderung der Schulsprengelgrenzen überschaubar bleiben soll. »Was die Schulwege angeht, gibt es Gewinner und Verlierer«, sagt dazu Josef Mittermeier, stellvertretender Fraktionssprecher der Vaterstettener SPD im Gemeinderat. »So werden einige Schüler etwas längere Wege in Kauf nehmen müssen, andere dafür kürzere. Dass dadurch mehr Verkehr entsteht, kann nicht ausgeschlossen werden. Allerdings sind wir der Meinung, dass der Standort am Sportgelände, gerade wegen der dort vorhandenen Parkplätze, verkehrstechnisch vorteilhaft ist und damit Probleme weitestgehend vermieden werden können.« Durch eine Anpassung der Route und des Fahrplans der innerörtlichen Buslinie 451 und einer ermäßigten Schülerfahrkarte könnten Individualfahrten vermieden werden, so Mittermeier. Die SPD tendiert laut dem Vizefraktionssprecher zum Bau des neuen Schulzentrums und der Aufgabe der beiden bisherigen Standorte. Die deutlich niedrigeren Entstehungskosten und auch die niedrigeren laufenden Kosten durch Energie und Gebäudeinstandhaltung würden dabei für die Partei nicht die entscheidende Rolle spielen. »Entscheidend für uns ist, dass in einem Neubau aktuelle, nach neuesten pädagogischen Gesichtspunkten entwickelte Raumkonzepte optimal umgesetzt werden können«, sagt Mittermeier. Das sei bei Altbauten nicht – oder kaum möglich.

CSU will den Neubau

Zukunftsorientiert äußert sich im Namen seiner Fraktion auch CSU-Gemeinderat Michael Niebler: Seine Partei favorisiert den Neubau eines Schulgebäudes hinter dem Jugendzentrum für fünf Grundschulzüge und einen Mittelschulenzug, Mensa und Dreifachsporthalle unter Aufgabe der bestehenden Schulstandorte Wendelsteinstraße und Gluckstraße. »Diese Lösung kostet die Gemeinde Vaterstetten rund 6,5 Millionen Euro weniger, als wenn der Schulstandort Wendelsteinstraße saniert und nur der Schulstandort Gluckstraße durch einen Neubau ersetzt würde«, so Niebler. Die Kostendifferenz zwischen den beiden Planvarianten sei so groß, dass es aus CSU-Sicht »fast unverantwortlich wäre, wenn die Gemeinde sich anders entscheiden würde«. Zudem dürfte ein neues Schulgebäude den schulischen Anforderungen der Jahre 2020, 2030 und 2040 eher gerecht werden als ein saniertes Schulgebäude, das 1952 errichtet worden sei und schon heute aus allen Nähten platze, meint Niebler. Die Gemeinderatsfraktionen von Freien Wählern/BI, FBU und FDP waren für eine Stellungnahme leider nicht zu erreichen. Ina Berwanger

Artikel vom 05.06.2012
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