Ergebnisse zu den Stärken und Schwächen des Radwegnetzes

Haar · Gut radeln in Haar

Michael von Ferrari (li.), Helmut Dworzak und Daniela Hülle (re.) gratulieren  Elfriede Modl (2. v. li.), Bernhard Kalinke (3. v. li.) und Silvia Feddersen. Foto: ikb

Michael von Ferrari (li.), Helmut Dworzak und Daniela Hülle (re.) gratulieren Elfriede Modl (2. v. li.), Bernhard Kalinke (3. v. li.) und Silvia Feddersen. Foto: ikb

Haar · Die Bürger interessieren sich dafür, was vor Ort los, nehmen teil am gemeindlichen Leben. Das beweist einmal mehr die Umfrage zur Fahrradkampagne »Haar steigt auf«, bei der mehr als 400 Personen den Fragebogen ausfüllten und somit auch automatisch an einem Gewinnspiel teilnahmen. Ziel der von Umweltreferent Michael von Ferrari initiierten Aktion war es, Schwächen und Stärken des örtlichen Radewegenetzes ebenso herauszufinden wie das »Nutzerverhalten« der radelnden Bürger.

Vor der ausführlichen Ergebnispräsentation wurde den drei glücklichen Gewinnern, die von Glücksfee Daniela Hülle vom Umweltreferat gezogen wurden, von Bürgermeister Helmut Dworzak und Michael von Ferrari ihre Preise überreicht. »Des kommt grad recht, sei alts Radl ist halb durchgrostet«, meinte strahlend die Ehefrau von Bernhard Kalinke, der beim Gewinnspiel den ersten Preis, einen 500-Euro-Gutschein für ein örtliches Fahrradgeschäft, gewonnen hatte. Und der Mann kann ein neues Velo wahrhaft gut gebrauchen, angesichts der Strecken, die er zurücklegt: »An 200 Tagen bei jedem Wetter vier Kilometer zum Einkaufen und an den Wochenenden kommen nochmal 200 Kilometer dazu, also 1000 Kilometer pro Jahr.« Über den zweiten Preis, einen 200-Euro-Gutschein für einen Outdoor-Anbieter, freute sich Silvia Feddersen, die mit einem flotten silberfarbenen Drahtesel zur Preisverleihung ins Rathaus gestrampelt war. 100 Euro kann die dritte Gewinnerin, Elfriede Modl, in einem Haarer Fahrradladen ausgeben. Im Gespräch mit dem Bürgermeister, der vor kurzem ein E-Bike getestet hat, meinte die rüstige und zugleich fachkundige Seniorin: »E-Bike, na, noch machen wir Sport. Und wenn ich an einem Berg nicht mehr kann, dann steig ich halt ab und schieb mein Radl ein Stück weiter.« Kalinke pflichtete uneingeschränkt bei: »Nur strampeln bringt es. Und zwar Single Speed – am besten ohne Gangschaltung.«

Fazit der Umfrage: »In Haar lässt es sich gut radln«

»Da haben die absoluten Fans zugeschlagen, die meisten Antworten kamen von denen, die auch winters mit dem Radl unterwegs sind«, kommentierte Dworzak das Ergebnis der Umfrage. Und CSU-Fraktionschef Thomas Reichel bilanzierte bei der Ergebnispräsentation im Gemeinderat: »In Haar lässt’s sich gut radeln«. In einem Zwölf-Punkte-Katalog gaben die Haarer ihre Meinungen preis, wobei Mehrfachnennungen möglich waren. So radeln 88 Prozent aus Gesundheitsgründen, 76 Prozent gaben an, Radfahren ist umweltfreundlich und 50 Prozent führten Zeit- und Geldersparnis ins Feld. 82 Prozent radeln in der Freizeit, 73 Prozent benutzen das Velo zum Einkaufen – oft gemeinsam mit Kindern – und immerhin fast jeder Dritte fährt mit dem Drahtesel zu seinem Arbeitsplatz. Jeder Zweite benutzt sein Rad täglich, ein Fünftel einmal in der Woche. Dabei spielt das Wetter offensichtlich keine Rolle: 28 Prozent radeln bei jeder Witterung, die Hälfte auch winters, wenn die Wege schnee- und eisfrei sind. Nach der Methode Schulnotenbewertung von 1 (sehr gut) bis 6 (unzureichend) votierten mehr als 80 Prozent mit eins bis drei bei der Verkehrssicherheit, beim Radwegenetz sowie bei den gebotenen Abstell- und Parkmöglichkeiten. Und auch bei den Service- und Reparaturmöglichkeiten ist die überwiegende Mehrheit rundum zufrieden. Mit der Diebstahlsicherheit sind hingegen fast 20 Prozent unzufrieden. Fast jedem Dritten wurde sein Fahrrad in Haar schon einmal gestohlen, überwiegend an den beiden S-Bahnhöfen und im Wohnquartier Am Jagdfeld.

Kritisch sehen mehr als 40 Prozent der Befragten, die in Mehrfamilienhäusern wohnen, die mangelnde Zahl der Abstellplätze. »Nachträglich können wir daran nichts ändern, nur bei Neubauten haben wir Einfluss«, konstatierte Dworzak. Als »gefährlich und problematisch« bezeichneten die Teilnehmer der Umfrage in der Ortsmitte die südliche Leibstraße, den Kreisverkehr (»Roter Platz«), die Gronsdorfer Straße (»zu eng, kein Radweg, viel Verkehr«) und die Bahnunterführung Leibstraße. In Eglfing wurden der Kreisverkehr am Lindenplatz und die Unterführung Höglweg moniert, im Bereich der B 304 die Kreuzungen sowie der Abschnitt Ludwig-van-Beethoven-Straße. Auch die Bahnunterführung am Wertstoffhof (»Radweg Richtung Süden fortführen«) sowie die Situation an der Lorenz-Huber-Straße (»Verkehrsführung unklar«) wurden kritisiert. Bei der Forderung nach mehr Radwegen stößt die Kommune vielfach an die Grenzen des Machbaren, weil viele Passagen wie beispielsweise die Gronsdorfer- und die Kirchenstraße schlicht zu schmal sind. Hingegen ist der Wunsch nach mehr Stellplätzen am S-Bahnhof Haar auch ein Ansinnen der Lokalpolitiker. Eine Lösung ist nur mehr eine Frage der Zeit, denn mit der Neugestaltung der Nordseite des Areals wird die Zahl der Stellplätze verdoppelt. Berücksichtigt werden sollen auch die geforderten Absenkungen der Geh- und Radwege, die im Einzelfall wie in der Schneiderhofstraße an der Grenze zur Landeshauptstadt ebenso verwaltungstechnisch erfasst und überprüft werden müssen wie »die dauerhafte Beleuchtung von Unterführungen«, beispielsweise Salmdorfer Straße/Höglweg und Leibstraße. Um der Masse der Zweiräder bezüglich Stellplätze Herr zu werden, »nicht stets auf Bitten angewiesen zu sein«, so Dworzak, beauftragten die Bürgervertreter die Verwaltung, eine Satzung zwecks Beratung zu entwerfen. Das kritisierte Dietrich Keymer von der CSU. Er schlug vor, dies »doch in die bayerische Bauordnung aufzunehmen, das wäre der einfachste Weg, um das Problem zu regeln«. Auf Dworzaks Hinweis »die Gesetzgebung dauert« reagierte Keymer aber nicht. ikb

Artikel vom 29.05.2012
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